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Nachtblumen
Nachtblumen
Autorin: Carina Bartsch
Taschenbuch: 544 Seiten
Erschienen am 23. Juni 2017
Verlag: rororo
Inhalt
Die neunzehnjährige Jana trägt auch im Sommer lange Kleidung, nimmt
ihre Fischermütze nie ab und schläft am liebsten unter dem Bett. Auf Sylt
erhält sie eine wertvolle Chance: Sie kann dort eine Ausbildung als
Bauzeichnerin machen und während der Zeit mit vier anderen jungen Erwachsenen
in einem Wohnprojekt im Haus ihres neuen Chefs wohnen. Jana ist von so viel
Unterstützung ohne Hintergedanken zunächst überfordert und lebt sich nur
langsam ein. Auch auf ihre neuen Mitbewohner muss sie sich erst einstellen. Ihre
Gedanken kreisen immer häufiger ausgerechnet um Collin, der am liebsten schweigt,
zeichnet und niemanden so recht sich heranlässt. Was wird Jana aus ihrer Chance
machen?
Meinung
Zu Beginn des Buches lernt der Leser Jana kennen, für die gerade ein
ganz neuer Lebensabschnitt beginnt. Sie hat alles hinter sich gelassen, um auf
Sylt eine Ausbildung zu beginnen. Nach wenigen Seiten lernt sie ihre neue
Therapeutin Dr. Flick kennen, die auf Jana viel nahbarer und herzlicher wirkt
als ihre Vorgänger. Auch die Völkners, bei denen Jana für die nächsten drei
Jahre wohnen soll, sind von Beginn an herzlich. Ich fand die Vorstellung klasse,
dass sie in ihrer Firma jungen Erwachsenen eine Chance geben, die auf den
ersten Blick nicht die perfekten Bewerber sind, in denen sie aber Potential
sehen. Gleichzeitig konnte ich gut verstehen, dass Jana von so viel Freundlichkeit
erst einmal überwältigt ist.
Jana lernte ich als unsicher und zurückhaltend kennen. Was in ihrer
Vergangenheit vorgefallen ist bleibt vorerst im Dunkeln. Sie will auf Sylt
unbedingt alles richtig machen und auf keinen Fall negativ auffallen. Doch es
gibt verschiedene Situationen, in denen sie sich unwohl fühlt und ihr das auch
anzumerken ist, zum Beispiel in der Berufsschule. Von Collin erhält sie dazu
den Ratschlag, keine Schwäche auszustrahlen. Ansonsten schweigt dieser sie
meist an, selbst wenn sie zu zweit an einem versteckt gelegenen Ort am Strand
sitzen. Er legt ein widersprüchliches Verhalten an den Tag und ist ein
undurchschaubares Rätsel. In die Ich-Erzählerin Jana konnte ich mich hingegen
sehr gut hineinversetzen. Durch die Therapiesitzungen mit Dr. Flick erfuhr ich
allmählich auch mehr über ihre Vergangenheit, was mich besser verstehen ließ,
welche Erinnerungen sie verfolgen.
Wie auch für Jana war für mich als Leser zu Beginn des Buches alles neu
und aufregend. Mit der Zeit wird die Geschichte etwas ruhiger und die
Beziehungen zu den anderen Mitbewohnern und den Völkners rücken in den
Mittelpunkt. Hier war es interessant zu erleben, wie Jana mit den ganz
unterschiedlichen Charakteren zurechtkommt. Insbesondere ihr kompliziertes
Verhältnis zu Collin wird immer wichtiger. Hier gibt es viele schöne, aber auch
nachdenkliche und erschütternde Momente. Insbesondere wenn es um die beiden
geht wählt die Autorin ihre Worte behutsam und trifft den richtigen Ton. Die
Zeit rast unterdessen weiter, die Monate fliegen geradezu dahin und man erlebt
mit, wie Jana an ihren Aufgaben wächst. Auf den letzten 60 Seiten wurde für
mich zu viel Story zu wenig Platz gegeben. Die Ereignisse wurden sehr schnell
abgehandelt, weshalb mich das emotional passende Ende trotzdem nicht voll
überzeugen konnte.
Fazit
In „Nachtblumen“ wagt die Protagonistin Jana auf Sylt einen kompletten
Neustart. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und fand es
interessant, ihre Entwicklung mitzuerleben. Der Fokus des Buchs liegt auf ihrer
Beziehung zu den anderen Mitbewohnern, insbesondere dem verschlossenen Collin,
zu dem sie sich hingezogen fühlt. Emotional und authentisch erzählt die Autorin
eine starke Geschichte mit Höhen und Tiefen. Lediglich vom Ende hätte ich mir
mehr erhofft. Ich vergebe vier Sterne für diese Geschichte über das
Erwachsenwerden und Sich-selbst-finden mit Charakteren, deren Vergangenheit
Schatten birgt.