*Werbung*
Der Junge auf dem Berg
Der Junge auf dem Berg
Autor: John Boyne
Übersetzerin: Ilse Layer
Hardcover: 304 Seiten
Erschienen am 24. August 2017
Verlag: FISCHER KJB
Inhalt
In den 1930er Jahren wächst Pierrot als Sohn einer Französin und eines
Deutschen in Paris auf. Sein bester Freund ist der taube Anshel, der spannende
Geschichten schreiben und mit dem er sich auf Gebärdensprache unterhalten kann.
Doch dann wird Pierrot zur Waise: Sein Vater begeht Selbstmord, und seine
Mutter stirbt an Tuberkulose. Nach einem kurzen Aufenthalt im Waisenhaus holt
ihn seine Tante zu sich. Sie arbeitet als Hauswirtschafterin auf dem Berghof,
der Adolf Hitler gehört. Gerne möchte Pierrot ihm gefallen, auch wenn er nicht
weiß, warum er sich dazu Peter nennen soll und Anshel nicht mehr schreiben
darf. Mit der Zeit übernimmt er Hitlers Ansichten immer stärker und trifft
folgenreiche Entscheidungen.
Meinung
Wie hätte es einem Jungen ergehen können, der im Umfeld Hitlers
aufwächst? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Buch, in dessen Mittelpunkt
Pierrot steht. Zu Beginn der Geschichte ist er sieben Jahre alt und wohnt in
Paris. Für sein Alter ist er aufgeweckt, doch seine Familiensituation ist nicht
leicht. Sein Vater hat im Ersten Weltkrieg gekämpft und versucht, die
Erinnerungen mit Alkohol zu vergessen, was bei ihm aber auch zu Gewaltausbrüchen
gegen Pierrots Mutter führt.
Nach der Beschreibung der Umstände, unter denen Pierrot aufgewachsen
ist, wird auf wenigen Seiten der Tod beider Elternteile beschrieben und er wird
zum Waisen. In der Schule, im Waisenhaus und auf der Fahrt zu seiner Tante
erlebt er selbst, wie es ist, von anderen gehänselt und gepeinigt zu werden.
Mit diesen Erfahrungen im Gepäck trifft er schließlich auf dem Berghof ein. Bis
dahin wirkte Pierrot auf mich für sein Alter recht klug, in einigen Situationen
handelt er aber auch unbedarft und naiv.
Pierrot empfindet es als große Ehre, auf dem Berghof wohnen zu dürfen. Er
hat häufiger Gelegenheit, mit Hitler zu reden. Dadurch übernimmt er immer stärker
dessen Ansichten, ohne sie zu hinterfragen, und entfernt sich dabei von den Personen,
die ihm zuvor nahe standen. Ich hätte es gut gefunden, wenn dieser extreme
Wandel noch mehr erläutert worden wäre. Wie konnten die Gespräche mit Hitler
dazu führen, dass Pierrot sich so schnell und stark von seinen ursprünglichen
Überzeugungen entfernt? Bald ist Pierrot nicht mehr wiederzuerkennen. Die
Meinungen von anderen will er nicht hören. Schließlich kommt es zu einer
Situation, in der er entscheiden muss, wem seine Treue gilt. Er trifft eine
schockierende Entscheidung, nach der es kein Zurück mehr gibt.
Danach ist es beklemmend, zu erleben, was die Jahre mit Pierrot machen.
Seine Entwicklung hat mich ins Grübeln gebracht darüber, wie intelligente
Menschen, denen früh gute Werte vermittelt wurden, sich durch eindringliche
Propaganda gänzlich verändern können und zu welchen Taten sie fähig sind. Die
Botschaft, die das Buch vermittelt, ist bedrückend. Das Ende ist ein wenig
versöhnlich und lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.
Fazit
In „Der Junge auf dem Berg“ wird Pierrot nach dem Tod seiner Eltern von
seiner Tante auf den Berghof von Adolf Hitler geholt, wo sie als
Hauswirtschafterin arbeitet. Die Begegnungen mit Hitler machen Pierrot zu einem
völlig anderen Menschen, welcher die Propaganda verinnerlicht und in
schockierende Taten umsetzt, ohne sie zu hinterfragen. Ich hätte mir noch
tiefere Einblicke in Pierrots Wandlung gewünscht. Das Buch gibt einen
bedrückenden Einblick, was Propaganda auslösen kann. Ich kann es an Jugendliche
und auch an Erwachsene empfehlen.