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Titel: Die goldene Stadt
Titel: Die goldene Stadt
Autorin: Sabrina Janesch
Erscheinungsdatum: 18.08.2017
Verlag: Rowohlt Berlin (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
„Die goldene Stadt“ von Sabrina Janesch ist Abenteuerroman
und gelebte Geschichte gleichzeitig. Das peruanische Machu Picchu ist titelgebend,
die Stadt, in der man ursprünglich große Goldvorkommen vermutet hat. Nach einer
alten Sage wurde Gold nach einem bestimmten Ritual an einem Ort gesammelt.
Dieser Ort wird als El Dorado bezeichnet und gilt als verschollen, Machu Picchu
ist einer der möglichen Orte, wenn auch die Goldfunde nicht den Erwartungen
entsprachen. Auf dem braunen Hintergrund des Covers findet man rund um die goldene
Mitte in der Farbe taupe Ausschnitte einer Landkarte von Augusto R. Berns, der
die Stadt etwa 1876 entdeckte.
Augusto R. Berns kam als Rudolf August Berns in Uerdingen
als Sohn eines Weinhändlers zur Welt. Der Protagonist des Romans ist eine
Person der Zeitgeschichte. Doch die Autorin schreibt hier keine Biographie. Durch
einen Zeitungsartikel wurde sie 1911 auf den Deutschen aufmerksam, der Machu
Picchu deutlich früher als bisher vermutet gefunden hat. Auf den Spuren der
Stadt wurde ihre Neugier nicht nur von der Person des Entdeckers geweckt, sondern
auch von dem Mysterium, das die goldene Stadt umgibt. Ich fand es eine gute
Idee der eigentlichen Erzählung, das Entstehen des Romans voranzustellen. Schon
auf den ersten Seiten wurde auf diese Weise auch mein Interesse geweckt. In
einer Übersicht konnte ich die wichtigsten Daten im Leben von Augusto R. Berns
nachlesen und daran im Laufe des Lesens die Handlung zeitlich eingeordnet. In
ihre Erzählung hat die Autorin viele Fakten über Peru und seine Bewohner
eingefügt.
Verfolgt man die Berichterstattung über die goldene Stadt im
Internet kann man ahnen, welche Schwierigkeiten die Recherche der Autorin
bereitet hat. Das unwirtschaftliche Gelände in den Anden bewahrt nicht nur das
Geheimnis der Stadt, sie gibt auch wenige Informationen über die Menschen preis,
die sich dort aufhielten. Sabrina Janesch hat viele Einzelheiten
zusammengetragen, nach Verwandten gesucht, Wissenschaftler befragt und das Land
bereist. Daraus entstanden ist ihre ganz eigene Vorstellung des Protagonisten
Augustus Berns, der nach dem plötzlichen Tod seines Vaters und der Heirat
seiner Mutter mit einem Kupferarbeiten den Schulbesuch abbrechen muss. Seine
Träume von einem Leben als Entdecker in Peru muss er zunächst beenden, doch
vergessen kann er sie nicht.
Die Familie zieht nach Solingen und Augustus wird in einer Regenschirmfabrik
als Schlosser und Schmied ausgebildet. So viel er von seinem hart erarbeiteten
Geld erübrigen kann, spart er, um seinen Traum doch noch ermöglichen zu können.
Statt zum Militärdienst reist Augustus in die Niederlande und heuert auf einem
Schiff nach Peru an. Um dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen, tritt er dem
peruanischen Militär bei. Die Erfahrungen seines Berufs kann er dort nützlich
einsetzen. Er schließt Bekanntschaften, die ihm später von Vorteil sein werden
und er lernt die Sprache des Landes.
Die Figur des Augustus, die die Autorin beschreibt, kann man
sich gut vorstellen. Das Leben von Berns ist eine Abfolge von Erlebtem,
erworbenem Wissen und Kenntnissen, Gelegenheiten, Glück aber auch Misserfolg. Sie
füllt die Kindheit und Jugend des Protagonisten mit kleinen Episoden, die schon
den Charakter des späteren Entdeckers erkennen lassen. Er ist gewitzt,
neugierig und interessiert an allem, was mit Geologie und Technik zu tun hat.
Schon früh entstehen in seinem Kopf Szenarien der Geschichte, die für ihn in
langweiligen Stunden lebendig werden. Sabrina Janesch beschreibt Städte und
Natur auf eine solche Weise, die auch für mich das Geschehen lebendig werden
ließen. Leider war mir aber nicht immer klar, wann Augustus wie viel Geld zur
Verfügung hatte. Die letzten Jahre Berns bleiben im Dunkeln.
Mit ihrem Buch „Die goldene Stadt“ ist Sabrina Janesch ein
Mix aus Historie und Fantasie gelungen. Ihr Schreibstil liest sich mühelos.
Obwohl mir Machu Picchu bereits ein Begriff war, habe ich die Stadt auf den
Spuren von Augustus R. Berns nochmals neu entdeckt. Gerne empfehle ich das Buch
weiter.