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Die Spur der Bücher
Die Spur der Bücher
Autor: Kai Meyer
Hardcover: 448 Seiten
Erschienen am 24. August 2017
Verlag: FISCHER FJB
Inhalt
Im viktorianischen London ist Mercy eine talentierte Diebin, die für
ihre Kunden seltene Bücher beschafft. Der Bibliomantik hat sie abgeschworen,
seit es einige Jahre zuvor zu einem fatalen Vorfall kam, für den sie sich die
Schuld gibt. Doch nun steht ein alter Bekannter vor ihrer Tür und bittet sie, Nachforschungen
zu einem mysteriösen Todesfall anzustellen. Ein Buchhändler und Nachbar ihres
verstorbenen Ziehvaters wurde tot in seinem Laden aufgefunden – er ist
verbrannt, während kein Buch zu schaden kam. Widerwillig folgt Mercy den
wenigen Spuren. Bald muss sie feststellen, dass der Vorfall Teil einer weitaus
größeren Angelegenheit voller Intrigen und Geheimnisse ist, bei der einige der
einflussreichsten Menschen der Londoner Buchwelt ihre Finger im Spiel haben.
Meinung
Nachdem die „Seiten der Welt“-Trilogie von Kai Meyer mich begeistern
konnte, habe ich mich sehr über die Nachricht gefreut, dass der Autor noch mehr
über die Welt der Bibliomantik zu erzählen hat. Die neue Geschichte spielt im
viktorianischen London und damit zeitlich vor den bislang erschienenen Büchern.
Die Aufmachung ist erneut ein echter Hingucker: Das Cover passt in seiner
Aufmachung super zur Trilogie und zeigt mit der Buchhändlerstraße einen
wichtigen Handlungsort. Dort ist unter anderem das „Liber Mundi“ zu erkennen,
der Buchladen des verstorbenen Ziehvaters der Protagonistin Mercy.
Das Buch startet spannend und temporeich mit einem Einbruchsversuch,
den Mercy gemeinsam mit einigen Freunden unternimmt. Dabei geht sie jedoch
Madame Xu, der gefürchtetsten und einflussreichsten Person von ganz Chinatown,
in die Falle. Es folgen nervenaufreibende Dialoge und eine temporeiche,
bibliomantische Jagd. Dieser fulminante Auftakt machte Lust darauf, mehr über
Mercy und ihre Geschichte zu erfahren.
Im Anschluss macht die Geschichte einen Sprung von mehreren Jahren und
man begegnet einer deutlich veränderten Mercy. Der Bibliomantik hat sie nach
jenem fatalen Tag abgeschworen und auch viele alte Kontakte abgebrochen. Aus
dem Mädchen, das sich für unbesiegbar hielt, ist eine junge Frau geworden, die
vorsichtig und mit Berechnung agiert. Ihre Schuldgefühle bestimmen noch immer
ihr Handeln. Ein mysteriöser Todesfall in der Buchhändlergasse sorgt dafür,
dass ein alter Bekannter nun auf sie zukommt. Was er zu erzählen hat ist eine
Überraschung von Mercy und es bewegt sie dazu, zum ersten Mal seit Jahren einen
Fuß in ihr altes Leben zu setzen.
Auch wenn Mercy selbst keine Bibliomantik mehr wirkt, ist die
Geschichte doch ein Zurückkommen in jene magische Welt, die mich schon zuvor
fasziniert hat. Ich begegnete bereits bekannten Elementen der Bibliomantik wie
dem Spalten von Seitenherzen und den lebenden Origamis. Gleichzeitig gibt es neue
Dinge zu entdecken. Kreativ fand ich, dass auch mit Penny Dreadfuls, also
billigen Romanheften, eine schwache Form der Bibliomantik gewirkt werden kann.
Außerdem gibt es neue bibliomantische Artefakte wie den Veterator, grob gesagt
ein geschwätziges Lexikon mit Füßen, und einiges mehr. Dem Autor gelingt es
sehr gut, neue interessante Elemente in die Welt einzubinden und gleichzeitig
die ins Herz geschlossenen Grundlagen nicht aus den Augen zu verlieren. Auch
eine lose Verbindung zur Seiten der Welt-Trilogie kann man als Fan entdecken,
während man als Neueinsteiger kein Vorwissen benötigt und auch nicht gespoilert
wird.
Die Protagonistin Mercy habe ich schnell ins Herz geschlossen. Ihre
Vorgeschichte konnte mich berühren und sehr gern begleitete ich sie bei ihrem
Versuch, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dabei wurde mir eine gute Mischung
aus temporeichen Szenen vor mal imposanten, mal düsteren Kulissen zum einen und
Gesprächen mit möglicherweise Beteiligten zum anderen geboten, die stückweise
neue Erkenntnisse brachten. Das Finale ist spektakulär und bietet gleich
mehrere Überraschungen verschiedenster Art, die das Buch gelungen abschließen.
Einige Dinge sind aber noch offen geblieben, weshalb ich nun vorfreudig auf
„Der Pakt der Bücher“ warte, was im Herbst 2018 erscheint.
Fazit
In „Die Spur der Bücher“ stellt Mercy Nachforschungen zu einem
mysteriösem Todesfall an, bei dem eindeutig Bibliomantik am Werk war. Fans der
Seiten der Welt-Trilogie wie ich können mit diesem Buch in die bibliomantische
Welt zurückkehren und erleben eine eigenständige, absolut gelungene Geschichte
mit einer guten Mischung aus Bekanntem und Neuem. Auch Neueinsteiger ohne
bibliomantisches Vorwissen können und sollten hier zugreifen. Ein Muss für
jeden, der Phantastik mag und Bücher liebt!