„Oxen – Das erste Opfer“ ist der erste Band einer
Thriller-Trilogie des Dänen Jens Henrik Jensen. Oxen ist ein eher
ungewöhnlicher dänischer Nachname und entspricht dem deutschen „Ochse“.
Titelgebend ist der Protagonist Niels Oxen, Anfang 40, Kriegsveteran und früher
als Elitesoldat bei den Jägern. Eingesetzt wurde er unter anderem auf dem
Balkan und in Afghanistan. Dafür wurde er mit höchsten Ehren ausgezeichnet.
Aber seine Einsätze sind nicht spurlos an ihm vorbei gegangen und er ist tief
traumatisiert. Erst im Laufe der Geschichte offenbaren sich alle Gründe, warum
Oxen sich mit seinem Hund, einem weißen Samojeden, den Sommer über in den
nordjütländischen Wald zurückgezogen hat und bereits vor etwa einem Jahr aus
der Gesellschaft ausgestiegen ist. Dunkel und beklemmend wirken die Bäume auf
dem Cover und sie geben sehr gut die Stimmung im Buch wieder. Im oberen Bereich
des Titelbilds leuchtet dem Leser der Name des Protagonisten blutrot entgegen.
Auch durch die Fallermittlungen, in die Oxen involviert wird, zieht sich eine
blutige Spur.
Oxen’s Neugier bringt ihn eines Tages bei einem Streifzug
durch die Gegend in die Nähe von Schloss Norlund. Er beobachtet seltsame
Vorkommnisse auf dem Schlossgelände und schafft es nicht mehr rechtzeitig sich
spurlos zurückzuziehen. Daher wundert er sich nicht, dass er einige Tage später
von einem Trupp Polizisten in seinem Lager im Wald aufgestöbert wird.
Widerwillig folgt er Kommissar Grube aufs Polizeirevier und erfährt hier vom
Tod des Schlossbesitzers. Einer der Verdächtigen ist er selbst. Verwunderlich
ist, dass sowohl der Polizeipräsident als auch die Spitze des
Inlandsnachrichtendienstes PET beim Verhör anwesend sind. Sonderbarerweise
erhält er vom Chef des Geheimdienstes ein Jobangebot, welches er nach einigem
Zögern annimmt, auch weil das Gehalt ungewöhnlich hoch ist. Unterstützt wird er
von Margrethe Franck, einer Mitarbeiterin des PET.
Oxen beginnt auf seine Art mit der Recherche. Obwohl er und
Franck sich anfangs wenig mögen, bringt ihre Arbeit sie allmählich dazu,
Vertrauen zueinander aufzubauen. Beide erhalten sich aber eine gewisse Skepsis
dem anderen gegenüber. Der Fall stellt sich als zunehmend verzwickter dar.
Delikte geschehen und werden verschleiert, doch die beiden geben nicht auf. Ihre
Ermittlungen führen sie schließlich zu einem alten Geheimbund.
Mit Niels Oxen und Margrethe Franck hat der Autor zwei
interessante Charaktere geschaffen. Nicht nur Oxen plagen Alpträume, sondern
auch Franck, die zudem ein körperliches Handicap trägt. Bei Oxen hatte ich das
Gefühl, dass er weiß, worauf er sich bei dem neuen Job einlässt. Anhand der
Erfahrungen in der Vergangenheit als Soldat und einer kurzen Zeit als
Polizeischüler versucht er mit seinem Verhalten, der jeweiligen Situation
entsprechend zu handeln ohne anzuecken. Laufende brenzlige Situationen lassen
sich dadurch natürlich nicht vermeiden.
Bereits der Text auf der Buchrückseite ließ mich als Leser
wissen, dass Oxen von „sieben Dämonen“ heimgesucht wird. Jens Henrik Jensen
zeigt mir damit eine hässliche Seite des Krieges auf. Auch mehr oder weniger
unversehrte Kriegsheimkehrer haben meistens mit ihren Erinnerungen an all die
Greuel zu kämpfen, die sie erlebt haben, viele ein Leben lang. Ganz nebenbei
lernte ich außerdem mit dem Danehof ein Kapitel dänischer Geschichte kennen,
dass mir bisher unbekannt war.
Der Autor baut den Thriller komplex auf. Es gibt mehrere
Todesfälle, die miteinander verbunden werden wollen. Die Suche nach dem Motiv
gestaltet sich schwierig. Für die Fallermittlungen entscheidend sind sowohl bei
Oxen wie auch bei Franck Seilschaften auf die sie im Bedarfsfall zurückgreifen
können. Gemeinsam ziehen sie Verbindungen die sie der Lösung über viele Umwege
näher bringen. Einige mitwirkende Charaktere blieben bis zum Schluss
undurchsichtig, auch der Zweifel an der Integrität der Figuren untereinander
steigerte die durchgehende Spannung. Das Ganze endet in einem furiosen Finale.
Obwohl der Fall letztlich als aufgeklärt gilt, bleiben
einige Dinge fragwürdig, so dass ich als Leser auf Antworten in den nächsten
beiden Bänden hoffe. In verschiedenen Szenen werden Gewaltanwendungen
beschrieben, das Buch ist also nichts für sensible Leser. „Oxen“ ist meiner
Meinung nach zurecht ein Bestseller unter den Thrillern Dänemarks, darum erhält
der Kriminalroman von mir eine Leseempfehlung.
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Titel: Oxen - Das erste Opfer
Titel: Oxen - Das erste Opfer
Autor: Jens Henrik Jensen
Übersetzerin: Friederike Buchinger
Erscheinungsdatum: 08.09.2017
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur (Leseexemplar)