Montag, 30. Oktober 2017

[Rezension Hanna] Zeit der Schwalben - Nikola Scott


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Zeit der Schwalben
Autorin: Nikola Scott
Übersetzerin: Nicole Seifert
Hardcover: 512 Seiten
Erschienen am 18. August 2017
Verlag: Wunderlich

Inhalt
Adele lebt in London, arbeitet dort als Bäckerin und ist zufrieden mit ihrem Job, obwohl ihr von ihrer Mutter Elizabeth immer signalisiert wurde, dass sie wie ihre höchst erfolgreichen Geschwister mehr aus ihrem Leben machen soll. Doch nun liegt Elizabeths Unfalltod genau ein Jahr zurück. Als sich die Familie zu diesem Anlass im Elternhaus versammelt, schleicht sich Adele ins Arbeitszimmer ihrer Mutter, als das Telefon klingelt und sie einen verwirrenden Anruf annimmt: Ein Mann spricht von Nachforschungen und nennt den vierzehnten Februar – ihren Geburtstag. Kurz darauf steht eine Frau vor der Tür, die behauptet, herausgefunden zu haben, dass Elizabeth auch ihre Mutter sei. Was steckt dahinter? Adele folgt den Spuren in die Vergangenheit ihrer Mutter, bis hin zu einem Sommer, der alles verändert hat.

Meinung
Ich lese sehr gern Familiengeschichten mit einem lange gehüteten Geheimnis, weshalb dieses Debüt meine Neugier geweckt hat. Die ersten Seiten machen schnell Lust, tiefer in die Vergangenheit einzutauchen: Sie berichten von einem Haus, das schon viel gesehen hat und auch die Erinnerung an die erste Liebe eines Mädchens im Jahr 1958 bewahren wird. Bevor der Leser darüber mehr erfährt, springt die Geschichte gut vierzig Jahre in die Zukunft, wo sich für Adele die Ereignisse mit einem Anruf und einer angeblichen Schwester vor der Tür überschlagen.

Ich konnte gut nachvollziehen, dass Adele und ihre hochschwangere Schwester Venetia abwehrend reagieren und der Frau auf ihrer Türschwelle nicht so recht glauben wollen. Doch warum sollte diese sich so etwas ausdenken? Es scheint ihr nicht ums Geld zu gehen, und sie ist tatsächlich im Besitz von Notizen Elizabeths. Nach dem ersten Schock beginnt Adele, sich damit auseinanderzusetzen, was das für ihre Familie bedeutet. Natürlich will sie auch mehr darüber erfahren, was ihre Mutter ihr verschwiegen hat. Doch die Personen, die Informationen haben könnten, wollen oder können ihr diese aus nachvollziehbaren Gründen nicht preisgeben. Das wirkte auf mich etwas konstruiert, führt aber zu einer interessanten Spurensuche, auf die Adele sich gemeinsam mit ihrer angeblichen Schwester Phoebe begibt.

Adele und Phoebe sind vom Charakter her völlig unterschiedlich. Adele ist eher zurückhaltend und bedacht, sie wägt Optionen sorgfältig ab und scheut sich eher davor, etwas Neues zu beginnen. Phoebe ist hingegen ein Energiebündel, als Pilotin ist sie überall in der Welt unterwegs und will Dinge am liebsten gestern erledigt haben. Oft prescht sie aber auch zu schnell vor und verunsichert dadurch ihr Gegenüber. Die beiden können also noch einiges voneinander lernen und es war schön, sie bei ihrer gemeinsamen Suche zu begleiten.

Die Nachforschungen im Jahr 2000 werden immer wieder von Rückblicken unterbrochen, in denen Elizabeth in Form ihres Tagebuchs zu Wort kommt und hauptsächlich über die Jahre 1958 bis 1960 berichtet. Man begleitet sie auf ihrem Weg nach Hartheim, wo sie den Sommer verbringen soll, weil ihre Mutter im Sterben liegt. Dort verbringt sie unbeschwerte Wochen. Doch irgendwann kommt alles ganz anders als gedacht. Die Rückblicke fügen sich gelungen in die Handlung ein und erlauben es dem Leser, tief in Elizabeths Gedanken und Gefühle einzutauchen. Neue entscheidende Informationen erhält man dabei gleichzeitig mit Adele und Phoebe, sodass der Handlungsstrang im Jahr 2000 interessant blieb und einige überraschende und auch bedrückende Momente bereit hält, während die Wahrheit stückweise ans Licht kommt. Die Seiten flogen nur so dahin in dieser rundum gelungenen Geschichte, die am Ende alle wichtigen Fragen beantwortet.

Fazit
„Zeit der Schwalben“ erzählt von Adele, die ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter damit konfrontiert wird, dass diese ihr vierzig Jahre lang etwas Entscheidendes verschwiegen hat. Die beiden Zeitebenen, auf der die Geschichte erzählt wird, sind gelungen miteinander verwoben und ich konnte mich sehr gut in die interessanten Charaktere hineinversetzen, die ein Wechselbad der Gefühle durchleben. Das Buch thematisiert ein ernstes Thema der englischen Geschichte und stimmt nachdenklich, verliert gleichzeitig aber nie eine gewisse Leichtigkeit. Ich gebe eine ganz große Leseempfehlung an jeden, der gerne in Familiengeschichten mit Geheimnissen eintaucht!


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