„Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ ist der Debütroman
der Österreicherin Sabine Schoder für Jugendliche ab 14 Jahren. Die 17-jährige
Protagonistin Viktoria, von ihren Freunden kurz Viki genannt, erzählt hier von
ihrem Alltag. Ihre Freunde sind ihr besonders wichtig, aber nach einer
Enttäuschung sucht sie auf keinen Fall nach einer neuen Beziehung. Sie fragt
sich selbst, ob das nicht idiotisch ist. Viki kleidet sich gern in schwarz,
denn so passt ein Kleidungsstück zum anderen. Außerdem hat sie nicht viel Geld
um sich ständig was Neues zu kaufen. Schwarz ist auch der Grundton des Covers.
Aber darauf befinden sich ganz viele bunte Schnipsel. Denn im Laufe des Jahres
von dem sie hier erzählt gewinnt Vikis Leben an Farbe und sie sieht wieder eine
bunte Zukunft für sich. Interessant fand ich die Kapitelüberschriften, die in
verklausulierter kurzer Form jeweils ein Appetithäppchen des folgenden Kapitels
andeuteten.
Viki hat schon als Siebenjährige ihre Mutter verloren. Sie
war eine starke Raucherin und starb an Lungenkrebs. Ihr Vater ist zum
Alkoholiker geworden. Ihre Eltern waren nicht verheiratet. Die gemeinsame
Wohnung wird an dem Tag ihrer Volljährigkeit ihr gehören. Doch bis dahin scheut
sie die täglichen Auseinandersetzungen mit ihrem Vater und flüchtet sich gerne
zu ihrer Freundin Mel nach Hause. Zu ihrem 18. Geburtstag planen ihre Freunde
eine Überraschungsparty in einer angesagten Kneipe. An diesem Abend spielt dort
eine Schülerband, deren Sänger Jay umwerfend aussieht. Seine Eltern sind gut
betucht. Er nutzt seinen Status dazu, ständig neue Mädchen aufzureißen. Darum
kann Viki ihn nicht leiden. Doch nachdem ihr von einem Joint reichlich
schwindlig ist, findet sie sich in seiner Gesellschaft wieder und wacht am
nächsten Morgen in seinem Bett auf. Da waren doch hoffentlich keine Gefühle im
Spiel, oder doch?
Sabine Schoder hat mit Viki eine nicht ganz alltägliche
Protagonistin geschaffen. Viki ist Selbständigkeit gewohnt. Was ihr fehlt ist
jemand, bei dem sie Schutz suchen kann und der ihr Zuneigung entgegenbringt,
jemand mit dem sie ihre Gedanken und Gefühle teilen kann und der ihr
Orientierung gibt. Der Roman ist in der Ich-Form erzählt und so habe ich zwar
in der Geschichte nicht viel von ihrer ersten verflossenen Liebe Adrian
erfahren, konnte jedoch die tiefe Enttäuschung über das Aus in der Beziehung
aus Vikis Worten spüren. Viki wird dadurch zum „gebrannten Kind“ und weiß jetzt
genau, wie ihr zukünftiger Freund nicht sein soll. Trotz ihrer Vorbehalte gegen
das Rauchen und Alkohol, senkt sich ihre Grenze der Ablehnung dagegen im
Beisein ihrer Freunde. Es ist schön dem Gruppendruck ein wenig nachzugeben und
sich auch mal fallen zu lassen. Hinterher kann sie kaum glauben, dass sie sich
auf Jay eingelassen hat. Mit der Zeit wird sie jedoch erkennen, dass er für
sein Handeln ganz bestimmte Gründe hat, Probleme die er nicht an die
Öffentlichkeit bringen möchte.
Viki ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, dazu ist sie
zu misstrauisch. Doch in dem vor ihr liegenden Jahr setzt sie sich mit ihren
festen Ansichten auseinander und beginnt sich über Klischees hinweg zu setzten.
Dadurch, dass Viki Jay zunächst nicht mag, hatte ich es als Leser schwer ihn zu
mögen. Einige Verhaltensweisen von ihm mochte ich nicht, dennoch konnte ich im
Laufe der Zeit teilweise Verständnis für seine Handlungen aufbringen.
Grundsätzlich fand ich den Umgang mit Rauschmitteln im Buch als zu harmlos
dargestellt. Auch war ich erschrocken darüber, wie einfach und leicht die
Jugendlichen über einen möglichen Freitod reden, manchmal vielleicht nur um
Aufmerksamkeit zu erhalten. Das ist durchaus realistisch dargestellt.
Das Ende hält eine Überraschung bereit. Nachdem die Autorin
mich zunächst mit einem Ereignis entsetzt hat, kam die Geschichte dennoch zu
einem versöhnlichen Ende.
Sabine Schoder schafft es, eine betroffen machende Story in
eine Sprache zu verpacken, die genug Luft für Leichtigkeit lässt. Im
Hintergrund warteten die Vergangenheit von Viki und das aktuelle Geheimnis von
Jay darauf, aufgedeckt zu werden, was eine ständige Spannung aufrechterhielt.
„Liebe ist was für Idioten. Wie mich“ ist nicht nur ein Buch für Jugendliche,
sondern spricht auch interessierte Erwachsene an. Gerne empfehle ich das Buch
weiter. Inzwischen ist die Fortsetzung „Sowas passiert nur Idioten. Wie uns“
erschienen.
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Titel: Liebe ist was für Idioten. Wie mich.
Titel: Liebe ist was für Idioten. Wie mich.
Autorin: Sabine Schoder
Erscheinungsdatum: 23.07.2015
Verlag: KJB (ab 14 Jahren) (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur