In der großen kommentierten Ausgabe „Das Werk“,
herausgegeben von Leslie S.Klinger, finden sich die besten 22 Erzählungen von
Howard Phillips Lovecraft. Darüber enthält der Prachtband auf insgesamt mehr
als 900 Seiten beinahe 300 Abbildungen, davon viele im Vierfarbdruck.
Abgebildet sind Karten, Illustrationen der Geschichten aus bereits erschienenen
Ausgaben, eigene Zeichnungen von Lovecraft, Cover von Büchern, Filmplakate und
einiges mehr. Zahlreiche Anmerkungen am Rand oder in der Fußnote ordnen die
jeweilige Erzählung in den zeitlichen Kontext ein und geben Querverweise zu
Orten und Personen in der jeweiligen Geschichte, auf ähnliche Werke, weitere
Veröffentlichungen und Verfilmungen. Einzig ein, zwei Lesebänder hätte ich mir
zur Ausstattung gewünscht.
Nach einer Einführung von Alan Moore mit einem ersten Blick
auf den Autor und sein Schaffen sowie dem Versuch einer Klärung, warum seine
Erzählungen so erfolgreich sind, vertieft Leslie S. Klinger in einem mehr als
50-seitigen Vorwort diese Basis mit einem tieferen Blick auf das Leben von H.P.
Lovecraft. Doch nicht nur biographische Daten finden sich hier, sondern auch
die Einordnung seines Werks in der Literatur.
Neben Edgar Allan Poe gilt Lovecraft als einer der
einflussreichsten Autoren der Phantastik und der modernen Horrorliteratur.
Lovecraft wuchs in einer Zeit der Unsicherheit im Amerika der 1910er auf und
festigte seine eigenen Zukunftsängste in vielfachen Hass. Er gilt als
frauenverachtend, anti-semitisch und rassistisch. Auch diesen Aspekt
verschweigt das Buch nicht.
Lovecrafts Arbeiten sind beeinflusst von Poe und H.G. Wells.
Einen ersten Höhepunkt erreichte sein Schaffen im Jahr 1920. Das Genre, in dem
Lovecraft schrieb, nannte er selbst „übernatürliches Grauen“, ScienceFiction
war noch relativ neu am Markt. Fast alle Erzählungen des Autors wurden zunächst
in Pulp-Magazinen, das sind Zeitschriftenmagazine mit Geschichten
unterschiedlicher Genres, veröffentlicht. Lovecraft verließ die Schule aufgrund
einer Krankheit ohne Abschluss und widmete sich anschließend dem
Amateuerjournalismus, der auf seine Initiative durch Schulungen der
Schreibenden im Niveau gesteigert werden konnte.
Unter den 22 Erzählungen des Buches finden sich mehrere
Geschichten, die auf seinen Träumen beruhen sowie eine erste Erzählung von 1917
mit Elementen des sogenannten Cthulhu-Mythos, dessen Entwurf Lovecraft gerne
zugesprochen wird. Die meisten Erzählungen siedelt Lovecraft in der von ihm
erdachten Stadt Arkham an. Hier setzt auch die Weiterführung seines Werks durch
Anhänger Lovecrafts an, nicht nur in weiteren Geschichten sondern auch als
Szenario für Rollenspiele und einem Brettspiel.
Obwohl mir die Arbeiten von Poe und Wells geläufig sind,
habe ich vor Erscheinen des gewaltigen Buchs „Das Werk“ noch nichts von H.P.
Lovecraft gelesen. Ich war überrascht, wie vielschichtig seine Storys sind
indem er teilweise die Genre Horror mit ScienceFiction vermischt. Durch die
ausführlichen informativen Kommentare und der zahlreichen Abbildungen werden
auch viele Kenner des Autors hier in den neuübersetzten Erzählungen noch
einiges Neues entdecken. Das Buch ist optisch ein Hingucker und eignet sich sicher
als Geschenk für Liebhaber der Phantastik, genauso wie zum Selbstkauf.
*Werbung* Wer sich noch unsicher ist, ob er das Buch lesen möchte, kann sich in einer 15-seitigen Leseprobe, die auf der Seite des Fischer Verlags zu finden ist, einen Einblick verschaffen: KLICK ZUR LESEPROBE
Titel: Das Werk
Autor: H.P. Lovecraft
Herausgeber: Leslie S. Klinger
Erscheinungsdatum: 21.09.2017
Verlag: FISCHER TOR (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag