Im Buch „Origin“ lässt Dan Brown seinen Serienhelden Robert
Langdon zum fünften Mal ermitteln. Langdons Fachwissen als Professors für
religiöse Ikonologie und Symbologie ist auch diesmal wieder gefragt, denn er
wird in die Suche nach einem schwer zu entschlüsselnden Passwort involviert. Durch
die Entschlüsselung würde es ihm gelingen, eine Botschaft zugänglich zu machen,
die einer seiner früheren Studenten hinterlassen hat und die sich mit den
großen Fragen unseres Lebens „Woher kommen wir?“ und „Wohin gehen wir?“
beschäftigt. Entsprechend bringt uns der Buchtitel „Origin“, was auf Deutsch
etwa Ursprung oder Abstammung bedeutet, an den Beginn unseres Daseins und auch
an die Grenze unseres Denkens. Die La Sagrada Familia auf dem Cover des Buchs
ist einer der Orte der Handlung. Entworfen wurde sie von dem Architekten Antoni
Gaudi. Nach einer Bauzeit von 128 Jahren wurde sie im Jahr 2010 als Kathedrale
eingeweiht, ist aber noch nicht beendet. Gaudís von der Natur geprägter
Architekturstil beinhaltet biomorphe Elemente, die ebenfalls auf den Beginn des Lebens hinweisen.
Edmund Kirsch, einer der ersten Studenten von Robert Langdon
in Harvard, ist inzwischen ein angesehener Fachmann für Spieltheorie und computerbasierte
Modellrechnungen. Aufgrund seiner Berechnungen hat er Unglaubliches entdeckt. Ehe
der bekennende Atheist seine Entdeckungen auf einem Event im Guggenheim-Museum
in Bilbao öffentlich vorstellt, trifft er sich mit drei Religionsführern in
einem Bergkloster und teilt ihnen seine Erkenntnisse im Vertrauen mit. Diese
sind sehr betroffen und möchten gerne die Veröffentlichung von Kirschs Wissen
verhindern. Einige Tage später gehört Robert Langdon zu den Gästen der Präsentation
im Museum. Noch bevor Kirsch die Resultate seiner Arbeit zeigen kann, bricht er
als Redner, von einer Kugel getroffen, zusammen. In seinem kurzen Vortrag hat
er jedoch bereits Robert Langdon als seinen Mentor vorgestellt, der ihm
wesentliche Grundlagen seines Wissens beigebracht hat. Fortan steht der
Symbologe im Fokus der Gegner von Kirsch und auch Ambra Vidal, die Direktorin
des Guggenheims in Bilbao, die wesentlich dazu beitragen hat, dass das Event
stattfinden konnte. Sowohl Langdon wie auch Vidal möchten trotz oder gerade
wegen des Tods von Edmund Kirsch sein Geheimnis für die Öffentlichkeit
aufdecken. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht und ihr Weg führt sie hin nach
Barcelona.
Natürlich präsentiert auch Dan Brown in seinem fünften Thriller
mit Robert Langdon keine Erkenntnisse, die nicht bereits in irgendeiner
veröffentlichten Form vorliegen, aber er macht es sehr geschickt und verpackt viele
interessante Forschungserkenntnisse in einen spannenden Roman, so wie man es
von ihm gewohnt ist. Die Themen, Anfang und Ende unseres Daseins, beschäftigen
eigentlich jeden und an der Seite des Professors konnte ich mein eigenes Wissen
über das inzwischen darüber Bekannte abgleichen und ergänzen. Neben der Deutung
von Zeichen beschäftigt sich der Autor diesmal ebenfalls mit den Möglichkeiten
der Künstlichen Intelligenz, was ich manches Mal überraschend fand.
Neben der Serienfigur des Robert Langdon kreiert Dan Brown
einige interessante Charaktere und scheut sich nicht aus dramaturgischen
Gründen die spanische Geschichte der Gegenwart ein wenig umzuschreiben ohne jedoch
die aktuelle Diskussion über eine Abkehr von der Monarchie zu umgehen. Dem
Leser legt er nach und nach den Hintergrund vor, um das Motiv für das Handeln des
Täters besser zu verstehen und spricht damit gleichzeitig die Gefahr von Indoktrination
an. Der Ausflug in die Vergangenheit einiger Personen zieht den Roman allerdings
auch deutlich in die Länge. Durch das Buch ziehen sich einige Charaktere, die
schwierig einzuordnen sind und durch ihr Agieren den Spannungsbogen hoch
halten. Ob sie nur aufgrund ihrer Machtbefugnisse entsprechend eigener
Bedürfnisse oder zum Allgemeinwohl handeln, ist kaum durchschaubar.
Einige überraschende Wendungen führen zu einem furiosen Finale,
das so nicht vorhersehbar war. Dan Brown hat in diesem Thriller gekonnt viele
ungewöhnliche Fakten zu den fundamentalen Fragen unserer Schöpfung und Zukunft
zusammengetragen. Wieder gelingt ihm mit einer geschickten Konstruktion ein
spannender Thriller, der zwar keine grundlegend neuen Erkenntnisse in Bezug auf
die aufgeworfenen Fragen bietet, aber eine solide anhaltende Spannung vom Anfang bis zum Schluss.
Gerne möchte ich weitere Fälle mit Robert Langdon lesen.
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Titel: Origin (Band 5 der Serie um den Symbologen Robert Langdon)
Autor: Dan Brown
Übersetzer: Axel Merz
Erscheinungsdatum: 04.10.2017
Verlag: Lübbe Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen