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Woman in Cabin 10
Autorin: Ruth Ware
Übersetzerin: Stefanie Ochel
Broschiert: 384 Seiten
Erschienen am 27. Dezember 2017
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Inhalt
In wenigen Tagen soll Lo Blackwood Teil einer exklusiven Kreuzfahrt zu
den norwegischen Fjorden werden. Von diesem Plan lässt sie sich auch nicht
abbringen, als jemand in ihre Wohnung einbricht und sie im Schlafzimmer
einsperrt. Denn als Reisejournalistin macht sie die Reise stellvertretend für
ihre Chefin – das ist ihre Chance, sich zu beweisen! Doch in der ersten Nacht an
Bord glaubt sie zu hören, wie jemand über Bord geht, und sieht eine Blutspur.
Und die Frau aus Kabine 10, mit der sie am Abend zuvor gesprochen hat, ist
verschwunden. Doch niemand glaubt Lo – denn Kabine 10 ist leer, und keiner der
wenigen Menschen an Bord hat die Frau je gesehen…
Meinung
Wie viele Menschen jedes Jahr auf Kreuzfahrt gehen und auf hoher See
verschwinden weiß ich spätestens seit Fitzeks „Passagier 23“. Deshalb war ich
neugierig auf einen neuen Thriller in so einem vorübergehend vom Rest der Welt
abgeschnittenen Schauplatz. Bevor Lo die Gangway betritt wird der Leser Zeuge
eines traumatischen Ereignisses: Jemand bricht bei ihr ein und sie steht der
vermummten Person einen Moment lang gegenüber, bevor diese ihr die Tür vor den
Kopf schlägt und sie in ihrem Schlafzimmer einsperrt. Ich konnte absolut
nachvollziehen, wie erschüttert Lo nach diesem Vorfall ist und ebenso, dass sie
die Kreuzfahrt trotzdem antreten will.
Schon bald geht die Reise los und Lo findet sich zwischen anderen Reisejournalisten,
Fotografen und millionenschweren Investoren an Bord der luxuriösen „Aurora
Borealis“ wieder. Beim Networken weiß sie noch nicht so recht zu überzeugen, und
ausgerechnet ihr Exfreund Ben ist als Journalist ebenfalls an Bord. Doch all
das rückt bald in den Hintergrund, als sie glaubt, Zeugin eines Mordes geworden
zu sein. Schnell ist klar, dass alle handfesten Beweise dafür vernichtet wurden
– oder hat Lo sich das ganze nur eingebildet?
Obwohl ihr niemand glaubt lässt sie nicht locker und beginnt, die
Passagiere und die Crew zu befragen, Vermutungen und Verdächtigungen aufzustellen.
Dabei geht sie nicht sonderlich geschickt vor und das Ganze zog sich für mich
ein wenig in die Länge. Immer wieder kommt es zu kleinen Vorfällen, die alle
möglichen Ansatzpunkte vernichten. Das brachte ein wenig Spannung in die
ansonsten eher mysteriöse Situation und ließen mich zweifeln, ob all das denn
nun wirklich passiert oder sich nur in Los Kopf ereignet.
Im letzten Buchdrittel kommt es zu einem gelungenen Plot Twist, welcher
Dramatik bietet und schließlich auch Antworten liefert. Hier beweist die
Geschichte, dass doch noch ein Psychothriller in ihr steckt, und bietet
Momente, die mich hoffen und bangen ließen. Die Seiten verflogen plötzlich im
Nu und die spannende Frage, wem man überhaupt trauen kann, steht im Raum.
Allerdings laufen durch den Twist einige Handlungsstränge ins Leere und werden nicht
wieder aufgegriffen. Das Verhalten einiger Charaktere bleibt für mich nicht
ganz nachvollziehbar. Ein beängstigendes Szenario wird aufgebaut, das leider
nicht ganz rund geschliffen ist.
Fazit
In „Woman in Cabin 10“ glaubt Lo, Zeugin eines Mordes geworden zu sein.
Doch alle möglichen Beweise wurden vernichtet – oder gab es sie nie? Nach einem
dramatischen Start weist das Buch bei Los Versuchen, irgendetwas über den
Vorfall herauszufinden, trotz mysteriöser Zwischenfälle kleine Längen auf.
Schließlich kann die Geschichte in Sachen Spannung noch einmal ordentlich
punkten und bot ein psychologisch aufreibendes Finale. Ich vergebe knappe vier
Sterne für Los persönliche Höllen-Kreuzfahrt.