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Sonntag, 31. Dezember 2017
[Rückblick Hanna] Meine Top 5 aus 2017
*Dieser Post beinhaltet Werbung für diverse Bücher.*
Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich Euch meine Lesehighlights 2017 vorstellen. Nach meinen Rückblicken in den Jahren 2014, 2015 und 2016 darf man diesen Rückblick nun wohl schon eine Tradition nennen. :-)
Meine Highlights sind alphabetisch sortiert, da die Auswahl der Top 5 schon schwierig genug war. ;-)
"Das Lied der Krähen" von Leigh Bardugo ist mein Fantasy-Highlight des Jahres. Die Autorin hat sechs höchst unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Talenten geschaffen, die sich für eine Mission zusammenraufen müssen, die die unmöglich und lebensgefährlich scheint. Das Buch bietet höchst spannende Unterhaltung für alle Fans fantastischer Geschichten!
Hier findet ihr meine komplette Buchrezension.
"Der Meisterkoch" von Saygın Ersin ist ein orientalsich-kulinarisches Märchen, das mich schmackhaften Beschreibungen, ein wenig Magie und einem Protagonisten mit starkem Willen begeistern konnte. Eine tragisch-schöne Geschichte! Das Cover ist gleichzeitig mein optisches Jahreshighlight - rot ist meine Lieblingsfarbe, und die gold schimmernden Akzepte sind ein echter Hingucker!
Hier findet ihr meine komplette Buchrezension.
"Die letzten Tage der Nacht" von Graham Moore wirft den Leser mitten hinein in den tobenden Stromkrieg Ende des 19. Jahrhunderts, wo Westinghouse von Edison auf unglaubliche eine Milliarde Dollar verklagt wird, weil er angeblich dessen Patent an der Glühfadenlampe verletzt hat. Eine tolle Mischung aus Wissenschaft, Geschichte und spannender Unterhaltung!
Hier findet ihr meine komplette Buchrezension.
"Das Glück des Zauberers" von Sten Nadolny ist ein Brief-Roman, in welchem der Zauberer Pahroc der erwachsenen Version seiner aktuell vier Monate alten Enkelin seine Lebensgeschichte erzählt. Eine absolut gelungener Rückblick auf das 20. Jahrhundert mit einer Mischung aus Historik, Fabulierkunst, Humor, Gesellschaftskritik und Philosophie.
Hier findet ihr meine komplette Buchrezension.
"Zeit der Schwalben" von Nikola Scott erzählt von Adele, die ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter damit konfrontiert wird, dass diese ihr vierzig Jahre lang etwas Entscheidendes verschwiegen hat. Auf zwei Zeitebenen thematisiert das Buch ein ernstes Thema, verliert gleichzeitig aber nie eine gewisse Leichtigkeit. Ein Buch für alle, die gerne in Familiengeschichten mit Geheimnissen eintauchen!
Hier findet ihr meine komplette Buchrezension.
Abschließend möchte ich zwei ganz besondere Bücher nicht unerwähnt lassen. Ich habe die letzten Tage genutzt, um Bücher zu lesen, die mir vor allem über Instagram immer wieder ans Herz gelegt wurden. Sowohl bei "Die Farbe von Milch" von Nell Leyshon als auch bei "Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky kann ich mich den vielen begeisterten Stimmen nur anschließen. Diese beiden Geschichten verdienen noch ganz viele Leser.
Das waren meine persönlichen Lesehighlights aus 2017. Welche Titel kennt ihr schon oder möchtet ihn noch lesen? Und was waren eure Highlights im Jahr 2017?
Liebe Grüße
Eure Hanna
Donnerstag, 28. Dezember 2017
[Rezension Hanna] Woman in Cabin 10 - Ruth Ware
*Werbung*
Woman in Cabin 10
Autorin: Ruth Ware
Übersetzerin: Stefanie Ochel
Broschiert: 384 Seiten
Erschienen am 27. Dezember 2017
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Inhalt
In wenigen Tagen soll Lo Blackwood Teil einer exklusiven Kreuzfahrt zu
den norwegischen Fjorden werden. Von diesem Plan lässt sie sich auch nicht
abbringen, als jemand in ihre Wohnung einbricht und sie im Schlafzimmer
einsperrt. Denn als Reisejournalistin macht sie die Reise stellvertretend für
ihre Chefin – das ist ihre Chance, sich zu beweisen! Doch in der ersten Nacht an
Bord glaubt sie zu hören, wie jemand über Bord geht, und sieht eine Blutspur.
Und die Frau aus Kabine 10, mit der sie am Abend zuvor gesprochen hat, ist
verschwunden. Doch niemand glaubt Lo – denn Kabine 10 ist leer, und keiner der
wenigen Menschen an Bord hat die Frau je gesehen…
Meinung
Wie viele Menschen jedes Jahr auf Kreuzfahrt gehen und auf hoher See
verschwinden weiß ich spätestens seit Fitzeks „Passagier 23“. Deshalb war ich
neugierig auf einen neuen Thriller in so einem vorübergehend vom Rest der Welt
abgeschnittenen Schauplatz. Bevor Lo die Gangway betritt wird der Leser Zeuge
eines traumatischen Ereignisses: Jemand bricht bei ihr ein und sie steht der
vermummten Person einen Moment lang gegenüber, bevor diese ihr die Tür vor den
Kopf schlägt und sie in ihrem Schlafzimmer einsperrt. Ich konnte absolut
nachvollziehen, wie erschüttert Lo nach diesem Vorfall ist und ebenso, dass sie
die Kreuzfahrt trotzdem antreten will.
Schon bald geht die Reise los und Lo findet sich zwischen anderen Reisejournalisten,
Fotografen und millionenschweren Investoren an Bord der luxuriösen „Aurora
Borealis“ wieder. Beim Networken weiß sie noch nicht so recht zu überzeugen, und
ausgerechnet ihr Exfreund Ben ist als Journalist ebenfalls an Bord. Doch all
das rückt bald in den Hintergrund, als sie glaubt, Zeugin eines Mordes geworden
zu sein. Schnell ist klar, dass alle handfesten Beweise dafür vernichtet wurden
– oder hat Lo sich das ganze nur eingebildet?
Obwohl ihr niemand glaubt lässt sie nicht locker und beginnt, die
Passagiere und die Crew zu befragen, Vermutungen und Verdächtigungen aufzustellen.
Dabei geht sie nicht sonderlich geschickt vor und das Ganze zog sich für mich
ein wenig in die Länge. Immer wieder kommt es zu kleinen Vorfällen, die alle
möglichen Ansatzpunkte vernichten. Das brachte ein wenig Spannung in die
ansonsten eher mysteriöse Situation und ließen mich zweifeln, ob all das denn
nun wirklich passiert oder sich nur in Los Kopf ereignet.
Im letzten Buchdrittel kommt es zu einem gelungenen Plot Twist, welcher
Dramatik bietet und schließlich auch Antworten liefert. Hier beweist die
Geschichte, dass doch noch ein Psychothriller in ihr steckt, und bietet
Momente, die mich hoffen und bangen ließen. Die Seiten verflogen plötzlich im
Nu und die spannende Frage, wem man überhaupt trauen kann, steht im Raum.
Allerdings laufen durch den Twist einige Handlungsstränge ins Leere und werden nicht
wieder aufgegriffen. Das Verhalten einiger Charaktere bleibt für mich nicht
ganz nachvollziehbar. Ein beängstigendes Szenario wird aufgebaut, das leider
nicht ganz rund geschliffen ist.
Fazit
In „Woman in Cabin 10“ glaubt Lo, Zeugin eines Mordes geworden zu sein.
Doch alle möglichen Beweise wurden vernichtet – oder gab es sie nie? Nach einem
dramatischen Start weist das Buch bei Los Versuchen, irgendetwas über den
Vorfall herauszufinden, trotz mysteriöser Zwischenfälle kleine Längen auf.
Schließlich kann die Geschichte in Sachen Spannung noch einmal ordentlich
punkten und bot ein psychologisch aufreibendes Finale. Ich vergebe knappe vier
Sterne für Los persönliche Höllen-Kreuzfahrt.
Mittwoch, 27. Dezember 2017
[Rezension Ingrid] Woman in Cabin 10 von Ruth Ware
Bereits das Cover des Buchs „Woman in Cabin 10“ von Ruth
Ware nahm mich mit in ein schauriges Setting. Der Blick durch ein
Regenschlieren getrübtes Bullauge zeigt das aufgewühlte Meer. Verbunden mit dem
Untertitel „Es ist ein Mörder auf dem Schiff. Aber niemand glaubt dir“ entstand
noch vor dem Lesen für mich eine bedrückende, aber gleichzeitig knisternde
Atmosphäre. Von Beginn an war ich gespannt, welche Rolle die Titelfigur
einnehmen wird.
Die Journalistin Laura Blacklock, von ihren Freunden kurz Lo
genannt, soll in einer Reportage über eine mehrtägige Fjord-Kreuzfahrt auf einem
kleinen luxuriösen Schiff mit nur zehn Gästekabinen berichten. In den Tagen vor
dem Beginn der Reise wird in ihrer Wohnung nachts eingebrochen. Sie stellt den
Dieb und wird von ihm eingeschlossen. Das Ereignis lässt sie in Folge schlecht
schlafen. In ihrer ersten Nacht auf dem Schiff wacht sie von einem lauten
Platschen auf. Sie hastet auf die Veranda und sieht einen blutigen Streifen auf
der Glasscheibe der Reling der Nachbarkabine. Dadurch ist sie überzeugt, dass
jemand ermordet und über Bord geworfen wurde. Nachdem sie den Vorfall angezeigt
hat, wird allerdings ihre Wahrnehmung in Frage gestellt, denn es wird niemand
vermisst. Aber Lo ist sich sicher, dass es real war, was sie gesehen und gehört
hat. Der Mörder befindet sich also weiter an Bord und jeder ist in Gefahr.
Bereits zu Beginn konstruiert Ruth Ware mit dem Einbruch in
Los Wohnung einen wohl für jeden Leser nächtlichen Alptraum. Die Ich-Erzählerin
Lo übermittelte mir ihre Angst und Nervosität in dieser Situation, so dass ich
sehr gut nachempfinden konnte, wie sie sich fühlte, als sie die besonderen
Geräusche in ihrer Kabine vernahm. Wieder war sie allein und auch ohne
jemanden, dem sie ihre Vermutungen direkt anvertrauen konnte. Sie selbst weiß
auch um diese irreale Lage, macht sich Vorwürfe und denkt darüber nach, wie sie
solche Erlebnisse vermeiden kann. Gerne hätte ich Lo ihre Schilderungen ohne in
Fragestellung abgenommen, aber Ruth Ware versieht den Charakter Lo mit einem
Hang zum Alkohol und der regelmäßigen Einnahmen von Antidepressiva. Das weckt
gewollt Misstrauen. Die Anzahl der Mitreisenden ist überschaubar, so dass sich
miträtseln lässt, wer denn für einen Mord in Frage käme, wenn es denn einen
Mord überhaupt gegeben hat.
Das Buch enthält mehrere Teile. Nach dem zweiten Teils steht
ein kurzer Austausch unter Freunden von Lo, der einige Zeit nach dem vorher
gehenden Cliffhanger abläuft und ich erfuhr, dass die Protagonistin vermisst
wird. Solche Vorgriffe baut die Autorin mehrmals ein und steigert dadurch die
Spannung nochmal, denn dadurch ließ sie mich glauben, dass Lo sich in Gefahr
vor einem potentiellen Täter auf dem Schiff befindet.
„Woman in Cabin 10“ spielt mit unterschwellig vorhandenen
Ängsten. Auch wenn die Suche nach Mordopfer und Täter sich etwas in die Länge
zieht, so ist doch die Spannung von Beginn bis zum Ende sehr hoch und wird
durch einige überraschende Wendungen und einem unerwarteten Schluss nochmal
gesteigert. Die Konstruktion des Thrillers ist gekonnt und ließ mich
mitfiebern. Gerne gebe ich dem Buch eine Empfehlung für Leser des Genres.
*Werbung*
Titel: Woman in Cabin 10
Autor: Ruth Ware
Übersetzer: Stefanie Ochel
Erscheinungsdatum: 27.12.2017
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
Samstag, 23. Dezember 2017
[Rezension Ingrid] Sieben Tage voller Wunder von Dani Atkins
Die Romane von Dani Akins beinhalten menschliche Tragödien,
so auch im Buch „Sieben Tage voller Wunder“. Auffällig bei der Betrachtung des
Covers ist der hinter einem Wolkenschleier verborgene Mann auf den die junge
Frau zugeht, so dass ich mich schon vor dem Lesen fragte, ob das ein Hinweis
auf eine Begebenheit in der Geschichte ist. Titel und Umschlaggestaltung deuten
auf den in der Erzählung enthaltenen mysteriösen Touch hin, den die Autorin
schon häufiger umgesetzt hat und der auch hier nicht fehlt. Die Erzählung
umfasst sieben Tage, wie bereits aus dem Titel herauszulesen ist.
Die in London lebende Hannah Truman hat herausgefunden, dass
ihr Freund William sie betrügt. Kurzfristig hat sie beschlossen, Trost bei
ihrer Schwester zu suchen, die mit Ehemann und Tochter in Kanada wohnt. Nach
fünf Wochen in Amerika macht sie sich schweren Herzens auf den Weg nach Hause
an einem eiskalten stürmischen Nachmittag. Noch ist sie sich nicht sicher, ob
sie sich von William trennen soll. Bereits am Flughafen fällt ihr unter den
Fluggästen ein großer attraktiver Mann mit grünen Augen auf, der sich ihr
später als Logan Carter vorstellt. Sie freut sich sehr darüber als sie bemerkt,
dass er wider Erwarten in der gleichen Maschine reist wie sie. Schon bald
werden die beiden den bisher fehlenden näheren Kontakt nachholen können, doch
bis dahin durchleben Hannah und Logan eine ungeahnte Katastrophe.
Dani Atkins fokussiert in „Sieben Tage voller Wunder“ auf
der Protagonistin Hannah, die sie in der Ich-Form erzählen lässt. Dadurch
konnte ich sehr gut deren Gefühle aufnehmen. Ich spürte ihre Verzweiflung über
den Bruch in ihrer langjährigen Beziehung, die Traurigkeit ihre Schwester
wieder einmal zurück zu lassen, das ungeduldige Warten auf den Flug und das
überraschende beglückende Treffen mit dem ihr bis dahin unbekannten Logan. Der
Charakter der Hannah ist gut ausformuliert. Was dann folgt ist dank einer sehr
guten Recherche der Autorin unglaublich, aber durchaus realistisch dargestellt.
Wer Dani Atkins schon einmal gelesen hat weiß, dass sie ihren Figuren tragische
Schicksale nicht erspart. Hannah und Logan geraten in eine Situation, in der
sie die gegenseitige Unterstützung des anderen zu schätzen lernen.
Am Anfang stand die Frage im Raum, ob der Bruch in der
Beziehung zwischen Hannah und ihrem Freund noch zu kitten ist, doch bald schon
konnte mich der sympathische Logan für sich einnehmen. Während ich noch auf ein
Happy End zwischen ihm und Hannah hoffte, überraschte mich Dani Atkins mit
einem Dreh in ihrer Geschichte mit der ich durch Titel und Cover eigentlich
hätte rechnen müssen.
Ohne den Twist am Ende hätte mir das Buch noch besser
gefallen. Aber wieder schreibt die Autorin mit „Sieben Tage voller Wunder“ eine
ergreifende und berührende Geschichte, den ich gerne an Leser empfehle, die
bewegende Romane mögen.
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Titel: Sieben Tage voller Wunder
Autorin: Dani Atkins
Übersetzerin:
Sonja Rebernik-Heidegger
Erscheinungsdatum: 01.10.207
Verlag: Knaur (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Mittwoch, 20. Dezember 2017
[Rezension Ingrid] The Child von Fiona Barton
Im zweiten Thriller von Fiona Barton mit dem Titel „The
Child“ begegnete ich alten Bekannten wieder. Wie in ihrem Debüt wird erneut die
Journalistin Kate Waters von der Daily Post in den vorliegenden Fall involviert
und Detective Bob Sparkes bildet einen
ihrer wertvollen Kontakte zur Kriminalpolizei. Die jetzige Geschichte spielt
zwei Jahre später nach den Ereignissen des ersten Buchs, bedarf aber nicht dessen Vorkenntnis.
Es ist eine Meldung im Abendblatt der Konkurrenz durch die
Kate darauf aufmerksam wird, dass eine Babyleiche auf einer Baustelle gefunden
wurde. Entsprechend ihrer Gewohnheit reißt sie sich den Artikel aus und legt
sie zu den anderen in ihre Tasche, die ebenfalls darauf warten, weiter verfolgt
zu werden. Der Ausschnitt eines Zeitungsberichts auf dem Cover, verfasst von
Kate Waters, ließ mich bereits ahnen, dass die Recherche der Protagonistin
weitere Fakten ans Tageslicht bringen wird. Auch der Untertitel des Buchs „Du
kannst die Vergangenheit begraben, aber die Wahrheit lebt weiter“ unterstützte
meine Vermutung.
Nicht nur Kate wird auf den Bericht über den Leichenfund aufmerksam.
Emma Simmonds, 42 Jahre, arbeitet von zu Hause aus als Textkorrektorin. Sie
findet den Artikel in der Zeitung, die ihr Ehemann Paul aus der U-Bahn mit nach
Hause gebracht hat. Sie leidet seit Jahren an einer psychischen Krankheit. Die
Meldung ruft bei ihr eine panikartige Reaktion hervor. Am gleichen Tag trauert
Angela Irving wieder einmal um ihre vor über 40 Jahren als Neugeborenes
verschwundene Tochter Alice. Die frühere Krankenschwester ist verheiratet und
hat zwei erwachsene Kinder, doch der Geburtstag ihrer Tochter lässt wieder die
Hoffnungslosigkeit aufleben, Alice jemals wiederzusehen. Erst vier Tage später
liest sie den inzwischen von Kate verfassten Artikel zum Thema, mit der Frage
als Überschrift, wer denn das Baby sein könnte.
Die Geschichte wechselt zwischen verschiedenen Charakteren,
vor allem den bereits vorgenannten. Vom ersten Kapitel an ist klar, dass der
Zeitungsbericht Emma sehr tief trifft. Bewusst lässt Fiona Barton sie in der
Ich-Form erzählen. Dadurch kam ihr Erschrecken über den Fund mir sehr nah. Wie
sich herausstellt hat nicht nur sie ein Geheimnis, dass man zu ahnen beginnt,
aber erst nahezu zum Schluss aufgeklärt wird, sondern auch ihre Mutter Jude
trägt ein belastendes Ereignis mit sich. Als Leser erfuhr ich so mit und mit
wie es in der Jugend von Emma zum Zerwürfnis mit Jude kam und erst sehr viel
später wieder eine Annäherung der beiden erfolgte. Während Emma kaum ein
gesellschaftliches Leben hat und bei ihrem deutlich älteren Mann Unterstützung
und Geborgenheit findet, ist ihre Mutter seit jeher sehr selbstbewusst. Sie war
Anwältin und kämpft nicht nur für ihre Klienten, sondern auch für ihre eigenen
Rechte auf ein angenehmes Leben an der Seite eines attraktiven Mannes und mit eigenen
Kindern. Nicht alle ihre Wünsche sind in Erfüllung gegangen und so ist sie leicht
verbittert ob der unerreichten Ziele. Einen großen Teil der Schuld daran
schreibt sie Emma zu.
Nicht nur Jude reflektiert ihre Rolle als Mutter, sondern
auch Angela, denn ihre beiden Kinder haben stets an der Seite des Schattens des
verschwundenen Geschwisters gelebt. Angela hat es nie geschafft, die
wiederkehrende Lethargie abzustreifen. Ebenso hat Kate Waters Schuldgefühle und
fragt sich als Mutter, was sie falsch gemacht hat, denn einer ihrer erwachsenen
Söhne spricht von einer Zukunft mit der seine Eltern nicht einverstanden sind.
Wie bereits im Debüt von Fiona Barton habe ich auch diesmal durch
Kate Waters etwas über investigativen Journalismus erfahren. Von Anfang an baut
die Autorin Spannung auf durch geschickt gesetzte Geheimnisse, die früh
angedeutet und erst spät aufgedeckt werden. Glaubte ich mich der Lösung bereits
nahe, entdeckte ich eine zeitliche Unlogik, die natürlich auch Kate nicht
verborgen blieb. An manchen Stellen spielt die Autorin mit dem äußeren Schein
und sorgt für überraschende Wendungen. Ihre Charaktere sind sehr gut
ausformuliert. Sie zeigen nachvollziehbare Gefühle und tragen Verantwortung für
ihr Tun.
„The Child“ konnte mich noch mehr fesseln als das erste Buch
von Fiona Barton. Das Buch ist nicht als Thriller ausgewiesen. Obwohl mit dem
Fund der Knochen ein lange zurück liegendes Verbrechen aufzuklären ist, ist die
Erzählung aufgrund seiner Vielschichtigkeit mehr als ein Krimi mit anhaltender
Spannung. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.
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Titel: The Child
Autorin: Fiona Barton
Übersetzerin: Sabine Längsfeld
Erscheinungsdatum: 15.12.2017
Verlag: Wunderlich (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe Klappenbroschur
Montag, 18. Dezember 2017
[Rezension Hanna] Bittersüß wie Pecannüsse - Kathy Hepinstall
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Bittersüße wie Pecannüsse
Autorin: Kathy Hepinstall
Übersetzerin: Gertrud Wittich
Paperback: 320 Seiten
Erschienen am 17. November 2017
Verlag: Rowohlt Polaris
Inhalt
Willow ist das Nesthäkchen der Familie. Ihre Mutter Polly war schon
achtundfünfzig Jahre alt und ihr Vater seit acht Monaten tot, als sie zur Welt
kam. Weil Polly so viel älter ist als die Mütter von Willows Freundinnen,
überdies raucht wie ein Schlot und zu viele Margaritas trinkt lebt Willow in
ständiger Angst, dass ihre Mutter sterben könnte. Davon will Polly nichts
hören. Sie ist vollauf beschäftigt mit der Pflege ihres Gartens, wobei sie in
Südstaaten-Manier mit Platzpatronen und Elektroschocker Eichhörnchen vertreibt
und mit ihren Zaun-Nachbarn ständig im Clinch liegt. Warum sie in ihrer Jugend
aus Louisiana geflohen ist verrät sie nicht. Als Willow Hinweise auf eine alte
Liebe findet ist sie entschlossen, mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter
herauszufinden.
Meinung
Das Buchcover ziert ein Pecannuss-Baum, wie er in Pollys Garten steht.
Ich war gespannt auf die bittersüße Geschichte, die mir der Titel versprach.
Gleich zu Beginn erklärt Willow, warum die Angst um ihre Mutter bei ihr stets
präsent ist – Polly ist so viel älter als die anderen Mütter, dass sie in der
Schule sogar behauptet, sie wäre die älteste Mutter auf der Welt. Es könnte zum
Beispiel der Bär – in der Familie wird das Wort Krebs nicht in den Mund
genommen – kommen und sie erwischen. Ihr Vater ist kurz nach ihrer Zeugung
gestorben und ihre beiden Geschwister sind längst erwachsen und ausgezogen,
sodass sie das Gefühl hat, die Geschichte ihrer Familie verpasst zu haben. Willow
denkt sich gern Geschichten aus und neigt zu Übertreibungen, was sie in so
manche verzwickte Situation bringt.
Die rund 300 Seiten decken einen Zeitraum von mehreren Jahren ab.
Willow ist elf Jahre alt, als sie von ihrem Bruder den Tipp erhält, nach alten
Briefen zu suchen, die Hinweise auf die Vorfälle in Pollys Jugend geben.
Gemeinsam mit ihrem besten Freund Dalton macht sie sich auf die Suche und wird
prompt erwischt – alles, was ihr bleibt, ist ein Vorname und eine
Absendeadresse in Louisiana. Ich hatte erwartet, dass Willow hier intensiver
nachforscht, doch die Suche nach Antworten kommt nur schleppend voran und gerät
immer wieder in den Hintergrund.
Stattdessen lernt man insbesondere Polly besser kennen. Sie ist ein
echter Südstaaten-Charakter und stolz darauf. Es gibt viele amüsante Szenen, in
denen sie zum Beispiel mit Willow über den Elektroschocker gegen Eichhörnchen
streitet oder die Nachbarskinder verflucht, die ihr gegenüber keinerlei Respekt
zeigen. Mit ihrer schroffen Art wurde sie mir bald sympathisch. Ihre
drastischen Handlungen gingen mir manchmal etwas zu weit, bringen aber auch sie
selbst ins Nachdenken.
Die gelegentlichen Besuche von Willows Geschwistern Shed und Lisa geben
Einblicke, wie das Familienleben vor Jahren ausgesehen hat. Doch einen echten
Zugang findet Willow zu beiden nicht und ich konnte gut verstehen, warum sie
immer wieder das Gefühl hat, eine Außenstehende zu sein. Immerhin hat sie ihren
besten Freund Dalton, der ihr jederzeit bereitwillig seine Hilfe anbietet. Doch
mit den Jahren müssen sich die beiden Fragen, ob sie nur Freundschaft verbindet
oder da mehr ist.
Die verschiedenen Szenen konnten mich unterhalten, liefern aber leider
keinerlei Antworten auf die Fragen nach Pollys Vergangenheit. Als es zu einer
von Willow gefürchteten Entwicklung kommt wird der Ton schließlich ernster. Der
Geschichte gelingt es trotzdem, nicht zu dramatisch zu werden. Der letzte Teil
hat mir schließlich am Besten gefallen, denn endlich wird das große Geheimnis
auf einen Schlag gelüftet und ich erhielt ordentlich Stoff zum Nachdenken. Es
kommt zu berührenden, aber auch skurrilen Szenen, die ein schöner Abschluss
sind und das offen lassen, auf das ich vom Buch auch keine Antwort haben
wollte.
Fazit
In „Bittersüß wie Pecannüsse“ lebt Willow in ständiger Angst, dass ihre
Mutter Polly bald sterben könnte. Über mehrere Jahre hinweg werden oft amüsante
und skurrile, aber auch nachdenklich stimmende Episoden erzählt, in denen es um
Pollys Philosophie als Südstaaten-Lady, die Familie und Willows Erwachsenwerden
geht. Willows Suche nach Antworten bezüglich Pollys Geheimnis hat leider nicht
so viel Platz eingenommen hat wie erwartet. Die ungewöhnlichen Charaktere haben
mich mir ihren nicht alltäglichen Weltansichten unterhalten können. Dafür
vergebe ich vier Sterne.
Donnerstag, 14. Dezember 2017
[Rezension Ingrid] Die Hoffnung von Mich Vraa
Ruhig liegen die Ruderboote vor einer Küste mit reichlich
Vegetation. Schon beim Betrachten ahnte ich so, dass mich der Roman „Die
Hoffnung“ von Mich Vraa in die Karibik führen wird. Der Sepiaschleier, der auf
dem Cover liegt, ließ mich vermuten, dass die Erzählung in der Vergangenheit
spielt. Und so ist es auch. Das Geschehen beginnt im September 1788 während der
letzten Fahrt von Kapitän Anton Frederiksen auf seinem Schiff „Hoffnung“ von
Westindien zurück zu seiner Heimat Dänemark. Das Buch trägt den Namen des
Schiffs. Die Fregatte hat in den vergangenen Jahren Sklaven von Guinea auf die
westindischen Inseln transportiert. Und so steht der Name „Hoffnung“ für die Mannschaft
und vor allem für den Kapitän für die Aussicht auf reichlichen Gewinn durch
diesen Handel, nach der Ansicht eines Plantagenbesitzers auch für die Erwartung
der Sklaven, eines Tages ihre Freiheit zurück zu erhalten. Auch Maria, die
heranwachsende Tochter von Kapitän Frederiksen, die eine der Protagonisten des
Romans ist, hat eine große Hoffnungr, nämlich darauf, dass ihre Mutter wieder
zu der Familie zurückkehrt. Schließlich erhofft sich der dänische Humanist
Mikkel Eide von seiner Reise in die Karibik, dass er mit seinem Bericht über
die Verhältnisse auf den Inseln die Dänen über die Grausamkeiten der Sklaverei
aufklären und damit zur Befreiung der Schwarzen beitragen kann.
Maria ist im Jahr 1803 15 Jahre alt, hat die Schule
abgeschlossen und ihren Vater darum gebeten an einer Fahrt seines Schiffs „Hoffnung“
teilzunehmen. Anton Frediksen gibt ihrem Wunsch statt für eine kurze Reise vom
Süden Odenses nach Jütland auf der er selbst sie begleiten wird. Doch bereits
nach wenigen Stunden an Bord bemerken die beiden einen Kurswechsel. Es kommt zu
einer Auseinandersetzung in Folge dessen sowohl der Vater wie auch die Tochter dazu
gezwungen werden die „Hoffnung“ auf ihrer Fahrt zur Küste Guineas zu begleiten.
Mit Erschrecken stellt Maria fest, dass dort Sklaven zum Weiterverkauf in
Westindien aufs Schiff gebracht werden, obwohl der dänische Staat inzwischen
ein entsprechendes Handelsverbot erlassen hat. Zwanzig Jahre nach dieser Fahrt
begibt sich der dänische Professor Mikkel Eide auf ein Schiff Richtung
Westindien. Dort stellt er fest, dass seine Vorstellungen über das Leben auf
einer Plantage und speziell das der Sklaven nicht mit der Realität überein
stimmen. Seine Gefühle kann er kaum in Worte fassen.
In Mich Vraas Roman sind alle handelnden Figuren fiktiv, die
historischen Hintergründe aber stimmen. Die Erzählung spielt auf drei
Zeitebenen und setzt sich aus verschiedenen, meist erdachten schriftlichen
Dokumenten in Form von Tagebucheinträgen, Briefen, Manuskripte, aber auch historischen
Erlasse und anderem zusammen. Durch diese ganz besondere Form musste ich mich
zunächst kurz zurechtfinden um die unterschiedlichen Erzählhandlungen zeitlich
einzuordnen. Eine Zuweisung war nicht schwierig, denn jedes Schriftstück ist mit
einem Datum überschrieben.
Maria ist noch in jugendlichem Alter, als sie auf ihre erste
Schifffahrt geht. Sie nimmt den Wohlstand wahr, in der sie lebt, doch den
Zusammenhang zum Sklavenhandel kennt sie nicht. Für Dänemark ist er ein großer
wirtschaftlicher Faktor. Ich war entsetzt als ich davon las, dass das Verbot
des Handels mit der Empfehlung einherging, die Sklaven auf den Inseln auf
natürliche Weise zu vermehren. Denn das Handelsverbot bedeutete nicht das
gleichzeitige Verbot des Haltens von Sklaven!
Der Autor nimmt in seinem Text die Sprache der damaligen Zeit
auf. Hier findet sich auch noch oft das heute als Beleidigung verwendete Wort „Neger“.
Nach allgemeiner Auffassung galten die Guineer als deutlich besser geeignet
für harte Arbeit bei heißen Temperaturen als die Dänen. Mich Vraa hat seine
Charaktere so kreiert, dass sie die verschiedenen Sichtweisen der weißen
Bevölkerung auf die Sklaverei repräsentieren. Deutlich wird das beispielsweise
in der fiktiven Figur des Mikkel Eide für den es befremdlich ist, in einer
charmanten gastfreundlichen Person, einen ebenso ausnutzenden Sklavenhändler zu
finden, der vor Bestrafung seiner Arbeiter nicht zurückschreckt. Der Handel mit
der Ware Mensch, begleitet von der Ansicht der Person als Sache, ist bestürzend.
Damit einher geht die Unmöglichkeit eines Agierens, egal welcher Art, auf
gleicher Höhe. Die Afrikaner bleiben bis auf eine Ausnahme eine homogene Menge,
die stellvertretend für alle in Unfreiheit lebenden Menschen steht und deren
Schicksal verstörend und befremdend ist. In seinem Nachwort verspricht der
Autor, in seinem nächsten Werk dieser Masse ein Gesicht zu geben.
Mich Vraa schildert in seinem Roman die Grausamkeiten der
Sklaverei in aller Deutlichkeit, ohne auf die Argumente der Befürworter zu
verzichten. Der Autor hat mir die Geschehnisse sehr nahe gebracht. Trotz des vollständigen
Wandels der Einstellung zur Sklaverei liest sich das Buch mit Blick auf die
historischen Realitäten beunruhigend und erschreckend. Wer sich gerne auf ein Abenteuer
einlässt und in ein dunkles Kapitel unserer Vergangenheit eintauchen möchte ist
hier richtig. Gerne vergebe ich dazu eine Leseempfehlung.
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Titel: Die Hoffnung
Autor: Mich Vraa
Übersetzer: Ulrich Sonnenberg
Erscheinungsdatum: 05.10.2017
Verlag: Hoffmann und Campe (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
Sonntag, 10. Dezember 2017
[Rezension Ingrid] Origin von Dan Brown
Im Buch „Origin“ lässt Dan Brown seinen Serienhelden Robert
Langdon zum fünften Mal ermitteln. Langdons Fachwissen als Professors für
religiöse Ikonologie und Symbologie ist auch diesmal wieder gefragt, denn er
wird in die Suche nach einem schwer zu entschlüsselnden Passwort involviert. Durch
die Entschlüsselung würde es ihm gelingen, eine Botschaft zugänglich zu machen,
die einer seiner früheren Studenten hinterlassen hat und die sich mit den
großen Fragen unseres Lebens „Woher kommen wir?“ und „Wohin gehen wir?“
beschäftigt. Entsprechend bringt uns der Buchtitel „Origin“, was auf Deutsch
etwa Ursprung oder Abstammung bedeutet, an den Beginn unseres Daseins und auch
an die Grenze unseres Denkens. Die La Sagrada Familia auf dem Cover des Buchs
ist einer der Orte der Handlung. Entworfen wurde sie von dem Architekten Antoni
Gaudi. Nach einer Bauzeit von 128 Jahren wurde sie im Jahr 2010 als Kathedrale
eingeweiht, ist aber noch nicht beendet. Gaudís von der Natur geprägter
Architekturstil beinhaltet biomorphe Elemente, die ebenfalls auf den Beginn des Lebens hinweisen.
Edmund Kirsch, einer der ersten Studenten von Robert Langdon
in Harvard, ist inzwischen ein angesehener Fachmann für Spieltheorie und computerbasierte
Modellrechnungen. Aufgrund seiner Berechnungen hat er Unglaubliches entdeckt. Ehe
der bekennende Atheist seine Entdeckungen auf einem Event im Guggenheim-Museum
in Bilbao öffentlich vorstellt, trifft er sich mit drei Religionsführern in
einem Bergkloster und teilt ihnen seine Erkenntnisse im Vertrauen mit. Diese
sind sehr betroffen und möchten gerne die Veröffentlichung von Kirschs Wissen
verhindern. Einige Tage später gehört Robert Langdon zu den Gästen der Präsentation
im Museum. Noch bevor Kirsch die Resultate seiner Arbeit zeigen kann, bricht er
als Redner, von einer Kugel getroffen, zusammen. In seinem kurzen Vortrag hat
er jedoch bereits Robert Langdon als seinen Mentor vorgestellt, der ihm
wesentliche Grundlagen seines Wissens beigebracht hat. Fortan steht der
Symbologe im Fokus der Gegner von Kirsch und auch Ambra Vidal, die Direktorin
des Guggenheims in Bilbao, die wesentlich dazu beitragen hat, dass das Event
stattfinden konnte. Sowohl Langdon wie auch Vidal möchten trotz oder gerade
wegen des Tods von Edmund Kirsch sein Geheimnis für die Öffentlichkeit
aufdecken. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht und ihr Weg führt sie hin nach
Barcelona.
Natürlich präsentiert auch Dan Brown in seinem fünften Thriller
mit Robert Langdon keine Erkenntnisse, die nicht bereits in irgendeiner
veröffentlichten Form vorliegen, aber er macht es sehr geschickt und verpackt viele
interessante Forschungserkenntnisse in einen spannenden Roman, so wie man es
von ihm gewohnt ist. Die Themen, Anfang und Ende unseres Daseins, beschäftigen
eigentlich jeden und an der Seite des Professors konnte ich mein eigenes Wissen
über das inzwischen darüber Bekannte abgleichen und ergänzen. Neben der Deutung
von Zeichen beschäftigt sich der Autor diesmal ebenfalls mit den Möglichkeiten
der Künstlichen Intelligenz, was ich manches Mal überraschend fand.
Neben der Serienfigur des Robert Langdon kreiert Dan Brown
einige interessante Charaktere und scheut sich nicht aus dramaturgischen
Gründen die spanische Geschichte der Gegenwart ein wenig umzuschreiben ohne jedoch
die aktuelle Diskussion über eine Abkehr von der Monarchie zu umgehen. Dem
Leser legt er nach und nach den Hintergrund vor, um das Motiv für das Handeln des
Täters besser zu verstehen und spricht damit gleichzeitig die Gefahr von Indoktrination
an. Der Ausflug in die Vergangenheit einiger Personen zieht den Roman allerdings
auch deutlich in die Länge. Durch das Buch ziehen sich einige Charaktere, die
schwierig einzuordnen sind und durch ihr Agieren den Spannungsbogen hoch
halten. Ob sie nur aufgrund ihrer Machtbefugnisse entsprechend eigener
Bedürfnisse oder zum Allgemeinwohl handeln, ist kaum durchschaubar.
Einige überraschende Wendungen führen zu einem furiosen Finale,
das so nicht vorhersehbar war. Dan Brown hat in diesem Thriller gekonnt viele
ungewöhnliche Fakten zu den fundamentalen Fragen unserer Schöpfung und Zukunft
zusammengetragen. Wieder gelingt ihm mit einer geschickten Konstruktion ein
spannender Thriller, der zwar keine grundlegend neuen Erkenntnisse in Bezug auf
die aufgeworfenen Fragen bietet, aber eine solide anhaltende Spannung vom Anfang bis zum Schluss.
Gerne möchte ich weitere Fälle mit Robert Langdon lesen.
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Titel: Origin (Band 5 der Serie um den Symbologen Robert Langdon)
Autor: Dan Brown
Übersetzer: Axel Merz
Erscheinungsdatum: 04.10.2017
Verlag: Lübbe Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Mittwoch, 6. Dezember 2017
[Rezension Ingrid] Bald stirbst auch du von Karen Sander
Erst auf den zweiten Blick ist mir der Blutstropfen am Ast
mit den spitzen Trieben aufgefallen, der auf dem Cover des Thrillers „Bald
stirbst auch du“ von Karen Sander aka Sabine Klewe zu finden ist. Blutig wird
es auch bei den Ermittlungen in diesem vierten Band der Serie, in der ein Team
rund um den Düsseldorfer Kommissar Georg Stadler mit der Hilfe der in der Nähe
von Liverpool/England ansässigen Psychologin Liz Montario Kriminalfälle
aufklärt. Die Kenntnis der ersten drei Teile ist nicht notwendig um der
Handlung folgen zu können. Der Titel suggerierte mir noch vor dem Lesen des
Krimis, dass im vorliegenden Fall nach einem Serienmörder gesucht werden wird,
denn er deutet auf einen weiteren Mord hin.
Liz Montario hält einen Workshop an der Universität
Liverpool, an der acht junge Polizisten verschiedener europäischer Länder
teilnehmen. Jeder Teilnehmer soll einen Cold Case, also einen Fall der nie aufgeklärt
wurde, vorstellen und das Team wird die Aktenlage analysieren und nach neuen Ermittlungsansätzen
dazu suchen. Zoe aus Düsseldorf ist die Zweite, die ihren Fall präsentiert.
Innerhalb von zweieinhalb Jahren wurden zwei junge Frauen, die eine in
Schottland, die andere in Südengland auf ähnliche Weise getötet und in der Nähe
von Wasser regelrecht drapiert. Bereits vor mehr als zehn Jahren geschah ein
Mord, der damit vergleichbar war und dessen Täter immer noch in Haft sitzt. Unterdessen
wird in Neuss-Reuschenberg am Ufer der Erft eine Frauenleiche aufgefunden. Das
Team von Georg Stadler nimmt die Ermittlungen auf, während Liz und Zoe einer
Spur nach Schweden folgen, die im Zusammenhang mit dem Cold Case stehen könnte.
Bis schließlich die Ähnlichkeit zum aktuellen Fall in Neuss auffällt …
Georg Stadler, seine Teamkollegen Birgit und Miguel sowie Liz Montario sind als Ermittler
Charaktere, die auch ein Privatleben haben dürfen. Dadurch sind sie aber auch von
dieser Seite her verletzbar. Freundschaften bestehen untereinander. Persönliche
Gefühle werden nicht zu Hause gelassen, sondern auch mit an den Arbeitsort
gebracht. Das lässt die Geschichte real wirken.
Wieder gelingt Karen Sander mit diesem Buch ein fein
komponierter Thriller. Die Art der Morde ist ungewöhnlich. Der Spannungsbogen
hält dadurch an, dass Liz und das Düsseldorfer Team einen Zusammenhang zwischen
den aktuellen Morden und den vergangenen zunächst nicht erkennen. Als Leser
hatte ich durch die chronologische Erzählung einen Vorteil.
Auf der Suche nach dem Mörder legt die Autorin geschickt
einige Finten aus. Unerwartete Wendungen zeigten mir, dass meine Vermutungen
ins Leere liefen. Der Täter versucht am Tatort den Ermittlern etwas mitzuteilen
bis gemäß dem Titel deutlich wird, das die Zeit drängt, weil sonst ein weiteres
Verbrechen geschehen wird. Die meist kurzen Kapitel sind oft mit einem Ortswechsel
verbunden und enden häufig mit einem kleinen Cliffhanger.
„Bald stirbst auch du“ ist vom Anfang bis zum Ende spannend
bedingt durch einen gut verborgenen Täter und eine geschickte Konstruktion der
Fallermittlungen. Für Thrillerleser eine unbedingte Leseempfehlung!
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Titel: Bald stirbst auch du (Band 4 Serie Stadler/Montario)
Autorin: Karen Sander aka Sabine Klewe
Erscheinungsdatum: 22.09.2017
Verlag: rororo (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Dienstag, 28. November 2017
[Rezension Ingrid] Die Farbe von Milch von Nell Leyshon
„Die Farbe von Milch“ hat das Haar der fünfzehnjährigen
Protagonistin Mary im gleichnamigen Buch der Engländerin Nell Leyshon. Marys
Lebensweg ist bisher so stachelig und dornig wie die auf dem Cover abgebildeten
Gewächse darunter Disteln, Ilex und Himbeere. Sie kam als vierte von vier
Geschwistern, alles Mädchen, mit einer Behinderung am Bein zur Welt und wächst in
bäuerlichen Verhältnissen auf einem kleinen Hof auf. Schon früh müssen die
Kinder dem Vater zur Hand gehen, da das Geld nicht für einen Knecht oder eine
Magd ausreicht. Wie es dazu kam, dass sie von dieser aussichtslosen Situation
heraus dennoch Lesen und Schreiben lernte, davon erzählt dieser Roman.
Es ist das Jahr 1831 als Mary, wie von ihr betont, selber
ihre Geschichte aufschreibt. Sie beginnt am Anfang, für sie nicht zwingend aber
sinnvoll, und der ist ungefähr ein Jahr her. Die zurückliegenden Ereignisse
unterteilt sie in die vier Jahreszeiten, die gleichzeitig die Kapitel im Buch
bilden. Bereits auf der ersten Seite spürte ich einen gewissen Zeitdruck unter
dem sie schreibt, denn sie mahnt sich selbst zur Geduld. Unterschwellig wurde
dadurch meine Neugier geweckt, was sie dazu drängt, sich zu beeilen.
Das Leben auf dem Land ist im 19. Jahrhundert hart, die
meisten Tätigkeiten erfordern Muskelkraft. Entscheidungen trifft ausschließlich
der Hofbesitzer und das ist Marys Vater. Ihm haben auch seine Frau, seine
Kinder und sein kranker Vater zu gehorchen. Arbeiten, beten und schlafen ist
der Alltag. Fatalistisch erledigt Mary ihre Arbeit, ohne sich je ein anderes
Dasein zu erhoffen. Trotzdem hebt sie sich von anderen Schicksalsgenossen
dadurch ab, dass sie immer ihre Meinung äußert, so schmerzlich sie für manch
einen auch sein mag. Ihr Verstand ist hellwach und ob bewusst oder nicht, so
gelingt es ihr manchmal mit Bauernschläue ihren eigenen Wille durchzusetzen.
Nell Leyshon nutzt für ihren Roman eine besondere, eine
einfache Sprache ungeachtet der Interpunktion, die den Lernstand der
15-jährigen widerspiegelt. Marys Geschichte ist auf das Wesentliche beschränkt,
abhängig von der Zeit die ihr zum Schreiben bleibt, und gerade dadurch so
eindringlich. „Die Farbe von Milch“ ist ein ungewöhnlicher Roman, der das
gewöhnliche Los von Frauen auf dem Land in der damaligen Zeit darstellt.
Berührend, ergreifend, in Erinnerung bleibend und eine klare Leseempfehlung!
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Titel: Die Farbe von Milch
Autorin: Nell Leyshon
Übersetzerin: Wibke Kuhn
Erscheinungsdatum: 22.09.2017
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband, Leseexemplar (über TT)
Samstag, 25. November 2017
[Rezension Hanna] Das Glück an Regentagen - Marissa Stapley
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Das Glück an Regentagen
Das Glück an Regentagen
Autorin: Marissa Stapley
Übersetzerin: Katharina Naumann
Klappenbroschur: 304 Seiten
Erschienen am 7. November 2017
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag/Polaris
Inhalt
Nachdem ihr Verlobter sich nicht nur aus dem Staub gemacht, sondern sie
von einen weitreichenden Betrugsfall betroffen zurückgelassen hat, will Mae
ihrem alten Leben in New York nur noch den Rücken kehren. Sie kehrt in ihre
Heimat Alexandria Bay und ins Inn ihrer Großeltern zurück. Dort zeigt ihre
Großmutter Anzeichen von Demenz, was sie lange gehütete Geheimnisse lüften
lässt. Eins davon betrifft Maes Jugendliebe Gabe, mit dem sie seit einer
verhängnisvollen Nacht vor siebzehn Jahren nicht mehr geredet hat. Doch
ausgerechnet er kommt nach all der Zeit ebenfalls zurück. Was bedeutet die
Wahrheit über jene Nacht für sie beide? Und wie geht es für Maes Großeltern
weiter?
Meinung
Das Cover gefällt mir mit seinen Blautönen und goldenen Akzenten
ausgesprochen gut. Ein in die Ferne blickendes Pärchen am Ende des Stegs
verspricht eine nachdenkliche Liebesgeschichte. Auf den ersten Seiten jedoch
steht Mae erst einmal vor den Scherben ihrer Beziehung. Ihr Verlobter war ein
skrupelloser Betrüger! Ich konnte gut nachvollziehen, dass sie nach gefühlt
endlosen Befragungen nur noch die Stadt verlassen will und es sie in die Heimat
zieht.
Während sie sich auf den Weg macht erfährt der Leser, dass Maes
Großmutter Anzeichen von Demenz zeigt, was aber niemand so recht wahrhaben
will. Sie spricht Dinge aus, die jahrelang ungesagt blieben, wodurch sie ihren
Mann so vor den Kopf stößt, dass er auszieht. Auch als Mae eintrifft erfährt
sie eine Wahrheit, die ihre Jugendliebe Gabe in ein ganz neues Licht rückt. Im
Gegensatz zu anderen Familienromanen stehen die Geheimnisse sehr schnell im
Raum. Daraus hätte man aber noch deutlich mehr machen können. Denn die die
Charaktere neigen die ganze Geschichte über dazu, nicht miteinander zu reden,
sondern davonzustürmen. Ich hätte mir so manches mal eine Aussprache gewünscht,
zu der es leider nicht kam.
Eine weitere Perspektive im Buch ist die von Gabe, der zur gleichen
Zeit nach Alexandria Bay zurückkehrt wie Mae, weil seit Vater, mit dem er schon
lange keinen Kontakt mehr pflegt, im Sterben liegt. Er und Mae haben siebzehn
Jahre nicht miteinander geredet und müssen nun herausfinden, was das
Aufeinandertreffen mit dem neuen Wissen über die Vergangenheit für sie
bedeutet. Allerdings fand ich die Begründung, warum es all die Jahre zuvor zu
einem abrupten Bruch kann, nicht sonderlich nachvollziehbar.
Bevor die beiden wirklich Zeit füreinander haben kommt es zu einem berührenden
Schicksalsschlag, der einiges in Bewegung setzt. Neben Mae und Gabe rückt zusätzlich
Maes Großvater George in den Fokus. Vor allem letzter beschäftigt sich mit dem
Tod von Maes Eltern vor vielen Jahren, über den man als Leser stückweise mehr
erfährt. Die Atmosphäre des Buchs ist aufgrund der ernsten Themen bedrückend.
Die Vergangenheit hat alle Charaktere geprägt und sie bedauern einiges, wagen
aber auch einen von leicht hoffnungsvollen Blick nach vorn. Weitere Wendungen
zwingen die Handelnden erneut zum Umdenken, sodass der Handlungsverlauf
unvorhersehbar bleib. Im Epilog wird schließlich ein großer Zeitsprung gemacht,
der eine schöne Botschaft erhielt, mir aber viel zu kitschig für dieses sonst
nachdenklich stimmende Buch war.
Unbedingt noch erwähnen möchte ich die tollen Kapitelüberschriften, die
jeweils einen Tipp enthalten, was man bei Regen tun kann. Diese Liste hat Maes
Mutter vor langer Zeit zusammengestellt. Eine schöne Idee, wobei es mir noch
besser gefallen hätte, wenn die Tipps mit der Handlung verknüpft gewesen wären,
zum Beispiel indem Mae einige von ihnen umzusetzen versucht.
Fazit
In „Das Glück an Regentagen“ kehrt Mae in ihre Heimat zurück, nachdem sich
ihr Verlobter als Betrüger entpuppt hat. Dort erfährt sie ein lange gehütetes
Geheimnis über ihre Jugendliebe Gabe, der zufällig zeitgleich zurückkehrt. Die Handelnden
müssen sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen, es gibt einige bedrückende
Wendungen und einen von zarter Hoffnung geprägten Blick nach vorn. Ich habe
allerdings echte Aussprachen vermisst und denke, dass man aus den Geheimnissen
noch mehr hätte machen können. Von mir gibt es deshalb gute drei Sterne für
diesen Familien- und Liebesroman, der seinen Blick auf das Glück und Unglück verschiedener
Generationen wirft.
Freitag, 24. November 2017
[Rezension Hanna] Die Verzauberung der Schatten - V. E. Schwab
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Die Verzauberung der Schatten
Die Verzauberung der Schatten
Autorin: V. E. Schwab
Übersetzerin: Petra Huber
Taschenbuch: 640 Seiten
Erschienen am 23. November 2017
Verlag: FISCHER Tor
Die Reihe
Weltenwanderer-Trilogie
Band 1: Vier Farben der Magie (Rezension)
Band 2: Die Verzauberung der Schatten
Band 3: Die Beschwörung des Lichts (ET 26. April 2018)
Inhalt
Nach dem entscheidenden Kampf im Weißen London haben sich die Wege und
Lila und Kell im Roten London getrennt. Lila entdeckt die für sie neue Welt auf
ihre Weise: Sie wird Crew-Mitglied auf dem Nachtfalken, einem Freibeuterschiff,
dessen geheimnisvoller Kapitän Alucard einiges von der Magie zu wissen scheint.
Kell steht unterdessen unter ständiger, vom König befohlener Bewachung. Rhy,
dessen Leben nun mit Kells verbunden ist, bringt sich trotzdem immer wieder in
Gefahr. Als im Roten London das große magische Turnier „Essen Tasch“ ansteht,
kreuzen sich einige Wege erneut. Und so mancher gibt sich nicht damit
zufrieden, nur zuzuschauen. Aber keiner ahnt, was in der Zwischenzeit im Weißen
London vor sich geht…
Meinung
Die Autorin V.E. Schwab konnte mich in „Vier Farben der Magie“ mit
ihrer kreativen Idee eines vierfach existierenden London und einer spannenden
Story begeistern. Nun brannte ich darauf, zu erfahren, was insbesondere aus
Lila und Kell geworden ist, und stürzte mich mit Vorfreude in die Geschichte. Seit
den Ereignissen des ersten Bandes ist eine Weile vergangen. Für Kell ist wieder
eine Art von Alltag eingekehrt. Er erledigt Aufträge für den König, darf aber
nichts mehr über die Weltengrenzen schmuggeln und wird streng bewacht. Lila hat
sich unterdessen ins Abenteuer gestürzt.
Beim Versuch, ein Schiff zu erbeuten, ist Lila ausgerechnet bei
Freibeutern gelandet, die auf See ein abenteuerlicheres Leben führen, als sie
zunächst dachte. Es kommt zu spannenden und unterhaltsamen Zwischenfällen.
Besonders amüsant waren ihre Schlagabtäusche mit Alucard, dem Kapitän, der mehr
über sie herausfinden möchte, aber nichts von sich selbst preisgibt. Er ist es
auch, der sie im Umgang mit Magie unterrichtet und schließlich den Befehl gibt,
für das „Essen Tasch“ ins Rote London zurückzukehren. Dort sind die Vorbereitungen
angeleitet von Rhy in vollem Gange. In dieser Position hat er für den an seiner
Rolle am Hof zweifelnden Kell ein ganz besonderes Geschenk.
Die Handlung fokussiert sich in diesem zweiten Band auf das Rote London
und das anstehende Turnier. Es gibt nur kurze Besuche im Grauen London, und was
im Weißen London vor sich geht erfährt man in Zwischenkapiteln. Ich fragte
mich, wann dies die Haupthandlung beeinflussen wird. Damit lässt die Autorin
sich aber Zeit und bietet rund um das „Essen Tasch“ mitreißende Ereignisse.
Lila fügt sich immer besser in die Welt ein, Kell grübelt über seine Zukunft und
widersetzt sich von Rhys animiert erneut Befehlen des Königs, und mit Alucard betritt
ein neuer interessanter Charakter die Bühne.
Erst ganz zum Schluss kommt es zur Ausführung eines lang vorbereiteten
Plans, über den der Leser mit der Zeit immer mehr erfahren hat. Hier werden mit
höchst spannenden Entwicklungen die Weichen für den abschließenden dritten Teil
gestellt. Ich freue mich schon jetzt darauf, ein letztes Mal an die Seite der
Charaktere zurückzukehren, die ich inzwischen ins Herz geschlossen habe und bei
denen ich mich frage, ob sie ihren Platz der Welt bzw. den Welten finden
werden. Ich hoffe, dass dann auch die verschiedenen Welten mit ihrer
unterschiedlichen Magie und die Interaktion zwischen ihnen wieder im
Mittelpunkt der Handlung stehen.
Fazit
In „Die Verzauberung der Schatten“ dreht sich alles um das große
magische Turnier „Essen Tasch“, das im Roten London stattfindet. Die
Haupthandlung rund um die verschiedenen Welten kommt dabei leider kaum voran.
Dafür erhält man als Leser die Gelegenheit, das Rote London und dessen Magie
besser kennenzulernen. Unterhaltsame Dialoge, Täuschungen und Geheimnisse sowie
actionreiche magische Turnierkämpfe konnten mich unterhalten. Wer „Vier Farben
der Magie“ gelesen hat und die Idee des magieerfüllten Roten Londons mochte,
der sollte unbedingt zur Fortsetzung greifen!
Donnerstag, 23. November 2017
[Rezension Ingrid] So klingt dein Herz von Cecelia Ahern
Bereits der Titel des Buchs „So klingt dein Herz“ von
Cecelia Ahern weist darauf hin, dass Klänge im Roman eine wichtige Rolle
spielen. Das Cover ist romantisch gestaltet mit zarten Wolken und
Blütenzweigen. Im Mittelpunkt steht die 26-jährige Laura, die viele
Gemeinsamkeiten mit einem scheuen Leierschwanz, engl. Lyrebird, hat. Auf dem
Titelbild ist zwar ein Singvogel im unteren Drittel abgebildet, allerdings ein
Dompfaff, auch Gimpel genannt.
Die Regisseurin Bo, ihr Lebensgefährte und Tontechniker
Solomon und die Kamerafrau Rachel arbeiten in Irland an einer Reportage über
die Zwillinge Tom und Joe, die ihr ganzes Leben gemeinsam auf dem Land
verbracht und gearbeitet haben. Einer der beiden ist nun mit 80 Jahren
verstorben. Während der Dreharbeiten begegnen sie im Wald einer jungen Frau,
die auf seltsame Weise zwar wenig spricht, aber alle aufgefangenen Geräusche
nachahmt. Bereits beim ersten Aufeinandertreffen von Solomon und Laura spannt
sich ein magisches Band zwischen den beiden auf.
Bo kommt die Idee zu einer Dokumentation über Laura. Um sie
präsenter zu machen und damit den Erfolg der Reportage zu steigern, empfiehlt
sie der jungen Frau eine Beteiligung an einer Castingshow. Dazu muss Laura sich
der ihr unbekannten Medienwelt stellen und der damit verbundenen
Aufmerksamkeit. Ihre Vergangenheit verbirgt Geheimnisse, die nicht aufgedeckt
werden sollen. Wird ihr das gelingen? Wird sie die Castingshow dennoch
gewinnen? Ist es möglich, dass sie dabei auch Unterstützung und sogar Liebe
findet?
In Ausschnitten aus einem Vogelkundebuch, die den drei
Teilen des Romans vorangestellt sind, erfährt man einiges zum Leierschwanz.
Tatsächlich hat der Charakter der Protagonistin gewisse Ähnlichkeiten zu diesem
Vogel. Sie ist schön und klug. Ihr gelingt die exakte Nachahmung
von Geräuschen. Auch mit Bo und ihrem Team schafft die Autorin interessante
Figuren, die durch ihre Eigenarten für Bewegung in der Erzählung sorgen und
Reibepunkte bilden.
Zwar hat mich die Darstellung der Vergangenheit von Laura
nicht vollständig überzeugt, aber Cecelia Ahern hat erneut einen faszinierenden
Hintergrund für eine ungewöhnliche Liebesgeschichte gefunden. Schon nach
wenigen Seiten steht Laura im Mittelpunkt. Ihre Einzigartigkeit beeindruckt
nicht nur den Leser, sondern vor allem die Figuren ihrer Umgebung. Dennoch konnte ich ihre
Handlungen nicht immer nachvollziehen. Es verwundert kaum, dass sie die
Menschen für sich einnimmt.
„So klingt dein Herz“ ist mehr als ein Liebesroman, denn die
Autorin erzählt von der schillernden Welt des Showbiz, den Reiz der
potenziellen Möglichkeiten eines Publikumslieblings, verschweigt aber auch
nicht die Schattenseiten, wenn man den Ansprüchen nicht gerecht wird. Gekonnt
stellt Cecelia Ahern die Macht von Ruhm und Geld dar.
Der Autorin gelang es auch diesmal wieder Gefühle ihrer
Charaktere zu mir zu transportieren. Mit viel Fantasie baut sie ihre Geschichte
mit einigen überraschenden Wendungen auf. Das Buch ist ein Muss für jeden
Cecelia Ahern-Fan und für die Leser, die nach einem besonderen Liebesroman
suchen.
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Titel: So klingt den Herz
Autorin: Cecelia Ahern
Übersetzerin: Christine Strüh
Erscheinungsdatum: 24.08.2017
Verlag: Krüger (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
Dienstag, 21. November 2017
[Rezension Ingrid] Schloss aus Glas von Jeannette Walls
Im Roman „Schloss aus Glas“ schildert die US-Amerikanerin
Jeannette Walls ihre Lebensgeschichte. Zig-mal sind ihre Eltern mit den
Geschwistern in deren Kindheit und Jugend innerhalb der USA umgezogen. Der
Traum des Vaters der Autorin ist es, ein Schloss aus Glas zu bauen,
umfangreiche Pläne dazu arbeitet er im Laufe der Jahre aus. Doch stattdessen
übernachtet die Familie sogar zunächst gelegentlich unter freiem Himmel oder im Pkw, später
meistens in irgendwelchen Bruchbuden. Jedes Mal, wenn die Verwahrlosung der Kinder auffällt und das
Sozialamt auf die Familie aufmerksam wird oder der Vater Ärger mit Arbeit und
Kumpel hat, packt die Familie kurzfristig ihre wenigen Habseligkeiten und sucht
sich einen neuen Aufenthaltsort. Je älter Jeannette und ihre Geschwister werden
desto deutlicher wird ihnen, dass sie sich von der Familie lösen müssen, um der
Armut zu entkommen und ihren eigenen Zielen nachzugehen. Es kristallisiert sich
immer mehr ein eigener Traum heraus: New York und er rückt in greifbare Nähe …
Jeannette Walls schildert ihre Lebensgeschichte ohne Mitleid
schüren zu wollen. Sie ist 1960 geboren worden. Ihre Eltern sind Freigeister, ihre
Mutter ist Lehrerin, betrachtet sich aber als Künstlerin im Bereich Kunst und
Schriftstellerei, die jedoch für ihre Werke keine Käufer findet. Der Vater ist ebenfalls
intelligent, verfällt aber immer mehr dem Alkohol und vertritt vehement seine
Meinung. Immer wieder denken sich die Eltern ungewöhnliche Spiele und Aktionen
aus, die die Kinder zu schätzen wissen und glücklich dabei sind. Doch die
Familie lebt von der Hand in den Mund. Beide Elternteile sind sehr kreativ wenn
es darum geht ihren Kindern nicht nur die Welt, sondern auch ihre
Lebenssituation zu erklären. Laissez-faire
ist angesagt.
Ich habe beim Lesen manches Mal im Stillen meinen Kopf
geschüttelt, denn es ist oft kaum zu glauben, wie schwierig der Kampf ums Essen
für die Kinder war, weil die Eltern ihre eignen Ansprüche stellten. Probleme
gab es natürlich auch damit, Freunde zu finden. Denn die Geschwister galten als
„Schmuddelkinder“, weil es meistens an Wasser zum Waschen fehlte und am Strom
zum Heizen. Vorwürfe der Autorin gegen ihre Eltern fehlen weitestgehend, weil
beide Eltern psychisch krank sind beziehungsweise waren. Das Handeln der Eltern
ist daher kaum nachvollbar. Jeannette Walls sieht gute Seiten in dem Abenteuer,
von einem Ort zum nächsten zu ziehen, ebenso wie die Nachteile einer
alltäglichen Routine. Es bestand immer ein großer Familienzusammenhang vor
allem bei den Geschwistern, deren größte Sorge es war, in unterschiedlichen
Pflegefamilien untergebracht zu werden, wenn sie von der Fürsorge aufgegriffen
würden. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben die Geschwister nie
aufgegeben.
Die Geschichte ist erschütternd und berührend und fasziniert
doch gleichzeitig durch die ungewöhnliche Lebensweise. Der Roman wird mir noch
lange im Gedächtnis bleiben. „Schloss aus Glas“ ist ein Buch, das ich jedem zum
Lesen empfehle, der an tragischen Lebensgeschichten interessiert ist.
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Titel: Schloss aus Glas
Autorin: Jeannette Wall
Übersetzerin: Ulrike Wasel
Erscheinungsdatum: 2006, unveränderte Filmausgabe 21.08.2017
Verlag: Diana (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Der Film zum Buch war erstmalig am 21.09.2017 in deutschen Kinos zu sehen.
Samstag, 18. November 2017
[Rezension Hanna] Flugangst 7A - Sebastian Fitzek
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Flugangst 7A
Flugangst 7A
Autor: Sebastian Fitzek
Hardcover: 400 Seiten
Erschienen am 25. Oktober 2017
Erschienen am 25. Oktober 2017
Verlag: Droemer HC
Inhalt
Meinung
Von Sebastian Fitzeks letzten Büchern hat mir „Passagier 23“ am besten
gefallen, weshalb mich die Buchbeschreibung neugierig machte: Erneut wird dem Leser
ein Szenario auf begrenztem Raum geboten – diesmal nicht auf einem Schiff,
sondern über den Wolken. Zu Beginn des Buches begegnet der Leser Dr. Martin
Roth, den man schon aus anderen Büchern des Autors kennt. Er will einen
Patienten mit Locked-in-Syndrom befragen, der nur noch blinzeln kann. Was hat
es damit auf sich?
Die Frage bleibt erst einmal unbeantwortet. Stattdessen lernt man Nele
und ihren Vater Mats kennen, zwischen denen gerade tausende Kilometer liegen.
Nele wird in Berlin in Kürze ihr Kind zur Welt bringen. Sie hat sich vor Jahren
durch eine Tattoo-Nadel mit HIV infiziert, weshalb für sie ein Kaiserschnitt
angesetzt ist. Sie ist auf sich allein gestellt, denn ihren Ex hat sie vor die
Tür gesetzt, als er bei ihrem Geständnis, schwanger zu sein, handgreiflich
geworden ist. Ihren Vater, der ihre Mutter im Stich gelassen hat, will sie erst
am Tag nach der Geburt sehen. Nele ist ein starker und selbstbewusster
Charakter, gleichzeitig fragte ich mich aber, ob sie sich nicht zu viel
zumutet.
Als Neles Fruchtblase einige Stunden vor dem geplanten Kaiserschnitt
platzt, steigt ihr Vater gerade ins Flugzeug. Aufgrund seiner Phobie kennt er
alle Statistiken rund um Flugzeugabstürze wie die gefährlichsten Phasen beim
Flug und die besten Plätze, von denen er gleich mehrere gebucht hat. Er hat
interessante Fakten rund ums Fliegen auf Lager. Mit seinem phobischen Verhalten
sorgt er allerdings für Unruhe und wird vom Flugpersonal argwöhnisch
beobachtet. Doch schon nach wenigen Seiten rückt all das durch die schreckliche
Nachricht von Neles Entführung in den Hintergrund.
Die Geschichte nimmt schnell an Tempo auf und schafft im Nu eine
schockierende Situation. Die Kapitel sind kurz, oft mit Cliffhangern versehen
und die Perspektive wechselt ständig, sodass der Lesern gleichzeitig an
verschiedenen Orten ist und mitfiebert. Die meisten Kapitel sind aus der Sicht
von Mats, Nele und Feli. Letztere macht sich auf Mats Bitte auf eigene Faust
auf die Suche nach seiner Tochter.
In Neles Kapiteln wird beschrieben, wie es ihr in der Hand ihres
Entführers ergeht. Hier zielt alles darauf ab, durch Gewalt zu schockieren. Mats
muss währenddessen abwägen, was er tun soll. Dabei hat mich gestört, dass moralische
Überlegungen zu kurz kommen – für Mats ist zu schnell klar, dass er versuchen
will, den Absturz herbeizuführen, damit seine Tochter leben kann. Seine
Versuche, die psychisch labile Person an Bord zu manipulieren, sorgten aber für
die gelungene psychologische Spannung, die ich bis dahin vermisst habe. Schnell
wird klar, das hinter diesem „Fall“ noch mehr steckt, als es zunächst den
Anschein macht. Es geht bei weitem um mehr als ein Jahre zurückliegendes Trauma.
Felis Suche in Berlin lässt unterdessen hoffen, dass sie einen entscheidenden
Hinweis findet.
Unerwartete Wendungen in allen Handlungssträngen zeigen, dass alles komplexer
ist als gedacht. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, lässt den Leser aber
lange nicht die Zusammenhänge erkennen. Als diese schließlich klarer wurden konnten
sie mich nicht voll überzeugen, denn hier kommt für mich zu viel Ungeheuerliches
zufällig zusammen. Eine Überraschung hat der Autor sich bis ganz zum Schluss
aufgehoben, deren Idee ich gelungen fand.
Fazit
In „Flugangst 7A“ soll der Psychiater Mats durch Manipulation eines
labilen Passagiers ein Flugzeug zum Absturz bringen, um seine hochschwangere
Tochter Nele zu retten. Neles Kapitel schockieren den Leser mit roher Gewalt,
während Mats Aktivitäten zwar nicht hinterfragt werden, aber die von mir
erwartete psychologische Spannung bieten. Der Autor schafft ein beklemmendes
Szenario, dessen komplexe Zusammenhänge ich nicht so glaubwürdig fand, bei dem
ich aber mitfiebern konnte. Ich vergebe knappe vier Sterne für diesen Schrecken
über den Wolken.