Im Buch „Rattatatam, mein Herz“ von Franziska Seyboldt
schildert die Autorin ihr Leben mit der Angst, wie es denn auch genauso im
Untertitel heißt. Bereits als 12-Jährige hatte sie ein prägendes Erlebnis, das
ihre Angst hervorrief, in Ohnmacht zu fallen. Dass sie erst als Erwachsene den
Mut gefunden hat, darüber zu reden, wird verstärkt durch die Reaktion auf ihr damals
ehrliches Bekenntnis einer Lehrperson gegenüber, die sich darauf eher abfällig
äußerte. Das Buch hat einen Pappeinband, der gut in der Hand liegt und ein
angenehmes Empfinden hervorruft. Die gelben Zacken auf dem Cover ließen mich an
ein Elektro-Enzephalogramm denken, sind aber der kreative Ausdruck der Autorin
einer Wiese.
Rattatatam, bumm, bumm, poch, poch – wer kennt es nicht,
wenn der Herzschlag sich beschleunigt weil man sich in einer Situation befindet,
die Angst hervorruft. Im Gegensatz zur Furcht als Reaktion auf eine konkrete
oder erahnte Bedrohung bleibt bei der Angst unklar auf welche genaue Gefahr sie
sich bezieht. Als Angststörung gilt eine krankhaft überhöhte Angst. Neben
vielen verschiedenen Situationen in denen die Autorin Angst empfunden hat,
schildert sie ihren Weg in die Therapie. Für sie bedeutete dieser Schritt, das
Eingestehen eines Problems. Therapie kann unterschiedliche Formen haben und die
nächste Schwierigkeit ist es, eine geeignete auszusuchen. Seit April 2017 hat
jeder gesetzlich Versicherte die Möglichkeit bis zu drei Sprechstunden bei
einem Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, ohne Überweisung durch einen
Arzt, zur Abklärung weiterer Schritte und zur Ermittlung der passenden Methode,
auch verbunden mit einem Wechsel des Therapeuten.
Neben dem Besuch einer Therapie und der Schilderung ihrer Erfahrungen
damit, hat die Autorin sich mit Literatur zum Thema beschäftigt und
nennt beispielhaft Lektüre dazu. Obwohl ihre Erzählung ein schwieriges Thema
behandelt, findet sie einen Schreibstil, der amüsant und locker-leicht zu lesen
ist. Das liegt vor allem daran, dass sie auf ungewöhnliche Weise die Angst personalisiert.
Franziska Seyboldt hat den Mut gefunden, mit „Rattatatam,
mein Herz“ ein wichtiges Thema, das vielfach verschwiegen wird, öffentlich zu
machen auf eine Weise, die zur Diskussion anregt. Ich hoffe, dass das Buch viele
Leser finden wird und vergebe gerne eine Leseempfehlung.
Ich selber habe auch Ängste, vor allem davor schwer zu
erkranken, denn ich habe schon früh viele liebe Menschen durch schlimme Krankheiten
verloren. Daher gehe ich zu allen Vorsorgeuntersuchungen mit großem Herzklopfen,
sitze im Wartezimmer wie ein Krümelchen Elend und jedes unauffällige Ergebnis ist
für mich ein unbeschwerter Schritt in die Zukunft, allerdings nur so lange bis
die Angst sich wieder meldet.
Kennt ihr das auch? Welche Ängste habt ihr? Vorm Fliegen
(ein früherer Nachbar bekam dabei immer einen schrecklichen Ohrenschmerz, ich
dagegen fliege gerne), davor vor Publikum zu reden (bei mir im grünen Bereich,
manchmal liebe ich es sogar), vor
Spinnen (ich mag sie auch nicht, vertreibe sie einfach) oder vorm Zahnarzt
(klar, tut meist weh und ist unangenehm wenn er was an meinen Zähnen macht,
aber da stirbt man ja nicht bei)? Vielleicht auch vor was ganz anderem?
Schreibt doch einfach mal, wie es euch so geht oder ob ihr jemanden kennt, der
eine Angststörung hat.
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Titel: Rattatatam, mein Herz
Autorin: Franziska Seyboldt
Erscheinungsdatum: 11.01.2018
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Pappband