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Der Mann, der nicht mitspielt
Autor: Christof Weigold
Hardcover: 640 Seiten
Erschienen am 15. Februar 2018
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Inhalt
Hollywood, 1921: Hardy Engel versucht wie die meisten Menschen in der
Stadt, als Schauspieler zu arbeiten. Dabei springt jedoch nur gelegentlich eine
Statistenrolle für ihn heraus. Als ehemaliger deutscher Polizist bietet er
deshalb seine Dienste als privater Ermittler an. Einer seiner ersten großen
Aufträge lautet, herauszufinden, wo die Schauspielerin Virginia Rappe steckt.
Auf einer wilden Party in San Francisco wird er bald fündig, doch ihr Zustand
ist kritisch und am nächsten Tag ist sie tot. Für die Presse ist klar, dass der
Gastgeber Fatty Arbuckle, einer der erfolgreichsten Stars Hollywoods,
verantwortlich ist. Doch Hardy glaubt nicht an diese Version und führt seine
Ermittlungen fort. Er stößt auf ein Netz aus Geheimnissen, Vertuschung und
Erpressung, bei denen einige der mächtigsten Männer Hollywoods involviert sind.
Meinung
Das Hollywoold der 20er Jahre als Schauplatz für einen Spannungsroman
hat mich neugierig gemacht. Es handelt sich um ein fiktives Werk, in dem einige
Aspekte eines tatsächlichen Falls, der nie ganz aufgeklärt wurde, aufgegriffen
werden. Der sogenannte Arbuckle-Skandal hat zur damaligen Zeit für großes
Aufsehen gesorgt. Hardy Engel als fiktiver Erzähler erklärt, zu wissen, was
tatsächlich vorgefallen ist, und erzählt dem Leser seine Version der
Ereignisse.
Alles beginnt mit einem harmlos erscheinenden Auftrag, den Hardy als
privater Ermittler annimmt, um seinen mageren Verdienst aus gelegentlichen
Statistenrollen aufzubessern. Die rothaarige Pepper steht auf seiner
Türschwelle und bietet ihm eine verlockende Summe, um Virginia Rappe im Auftrag
ihres Verlobten zu suchen. Als er von einem Bekannten, dem Sicherheitschef
eines Studios, mehr Informationen über die Vermisste einholen will, bekommt er
gleich einen zweiten Auftrag: Er soll Koks an den Start des Studios, Fatty
Arbuckle, liefern, der sich wie Rappe in San Francisco aufhält.
So erhält der Leser schon bald Einblicke in das ausschweifende Leben
der Schauspieler Hollywoods. Der Alkohol fließt trotz Prohibition in Strömen
und die Studios liefern selbst Drogen an ihre Stars aus, damit sie von
niemandem erpresst werden können. Das ihm gebotene Geld reizt Hardy, in diese
Welt einzutauchen. Doch er ist ein Mann mit Prinzipien, dem die Wahrheit
wichtig ist. Als Virginia Rappe stirbt und er herausfindet, dass sein
Auftraggeber ein ganz anderer ist als gedacht, steckt er schon mittendrin.
Hardy erhält den Auftrag, die Ermittlungen fortzuführen und die
Wahrheit über Rappes Tod ans Licht zu bringen. An Hinweisen mangelt es ihm dank
seines geschickten Vorgehens nichts. Doch bald kommt es rund um seine
Nachforschungen zu weiteren Toten. Der Handlung überzeugt mit spannenden
Entwicklungen und immer neuen Wendungen, die das, was man zu wissen glaubte,
erneut in Frage stellen. Begegnungen mit Studiobossen und weiteren
Sicherheitschefs zeigen die Skrupellosigkeit und Berechnung, mit der agiert
wird. Vielen von ihnen ist Hardy mit seiner Einstellung, nicht an Vertuschungen
mitwirken zu wollen, ein Dorn im Auge. Das bringt ihn schließlich selbst in
Gefahr.
Auch die Macht der Presse wird in der Geschichte beleuchtet und viele
der Szenen brachten mich ins Nachdenken über die Frage, wer in diesem Fall
überhaupt an der Wahrheit interessiert ist. Schließlich kommt es zum Prozess, der
damals tatsächlich stattgefunden hat. Die Beschreibung dessen hatte kleine
Längen, doch Hardys Bericht ist damit noch nicht abgeschlossen. Stattdessen
kommt es noch einmal zu dramatischen Momenten, schockierenden Beichten und
überraschenden Erkenntnissen. Zum Abschluss gesteht Hardy, auch im nächsten
großen Skandal rund um die Ermordung des Regisseurs William Desmond Taylor mehr
zu wissen, als weitläufig bekannt ist. Ich freue mich darauf, im nächsten Band
mehr darüber herauszufinden.
Fazit
„Der Mann, der nicht mitspielt“ – das ist Hardy Engel. Er erhält nur
selten eine Statistenrolle in Hollywood, vor allem aber weigert er sich, bei
den von den mächtigsten Männern der Filmindustrie initiierten Vertuschungen
mitzuwirken. Die Suche nach der Wahrheit rund um den Tod der Schauspielerin
Virginia Rappe konnte mich fesseln und die Einblicke ins Hollywood der Zeit waren
authentisch und interessant. Wer gerne historische Spannungsromane liest, der
sollte unbedingt die Bekanntschaft mit Hardy Engel machen!