Die Angst ist seit ihrer Kindheit Franziska Seybolds ständiger
Begleiter. Mit zwölf fällt sie beim Arzt in Ohnmacht. Was wäre, wenn ihr das
noch mal passiert – wieder beim Arzt? Oder vor Kollegen? Oder in der U-Bahn?
Überhaupt malt sie sich ständig aus, was alles geschehen könnte. Sind ihre
feuchten Hände und ihr rasendes Herz ein Vorzeichen? Sollte sie besser aus der
Situation fliehen? Die Autorin gibt Einblicke, was es für sie heißt, mit ihrer
Angst zu leben und sich von ihr nicht unterkriegen zu lassen.
Fast jeder sechste Erwachsene in Deutschland leidet unter einer
Angststörung – diese Zahl war mir schon länger bekannt, doch was heißt das für
die Betroffenen? Anonyme Berichte findet man im Internet viele. In diesem Buch gibt
Franziska Seyboldt ganz unanyonym preis, was das Leben mit der Angst für sie
heißt. Dazu holt sie etwas aus, denn es ist gar nicht so einfach und schnell
erklärt.
„[Die Angst] eignet sich einfach nicht für Smalltalk, dafür ist sie
viel zu komplex. Und vieles verstehe ich ja selbst nicht.“ (S. 192)
Die Autorin beschreibt dem Leser, welche Situationen bei ihr Angst auslösen
– rückblickend in ihrer Kindheit und Jugend sowie in ihrem Alltag heute. Ich
durfte teilhaben an ihren Gedanken und Reaktionen in diesen Momenten, sodass
ich einen Eindruck von ihren Innenleben erhalten habe. Sie berichtet von guten
und schlechten Tagen, Erfahrungen mit Psychotherapie und Auszeiten, Situationen,
in denen sie ihre Angst besiegt hat und innere Zwiegespräche mit jener.
Interessant fand ich auch ihren Bericht über die Reaktionen ihrer Umwelt auf
ihren Artikel über Angst, der schon vor diesem Buch erschienen sind.
Franziska Seybold ist sehr reflektiert und schlägt einen eher
nachdenklichen Ton an, ist mal witzig, mal ernst. Man merkt beim Lesen, wie
wichtig ihr dieses Thema ist, das heute kein Tabu mehr sein sollte.
Gleichzeitig zeigt sie, dass sie kein Mitleid braucht und auch nicht die mit
der Angststörung sein will. Die Angst ist ein Teil von ihr, aber nicht das, was
sie hauptsächlich ausmacht. Ein ehrliches Buch, das mein Verständnis in Bezug
auf Angststörungen vertieft hat und dem ich noch viele Leser wünsche.
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Titel: Rattatatam, mein Herz
Autorin: Franziska Seyboldt
Erscheinungsdatum: 11.01.2018
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Pappband