„Das Fundament der Ewigkeit“ ist der dritte Band der „Kingsbridge“-Reihe
von Ken Follett. Ebenso wie die beiden Bücher „Die Säulen der Erde“ und „Die
Tore der Welt“ spielt der Roman zu einem Teil in der fiktiven englischen Stadt
Kingsbridge. Zeitlich macht die Geschichte einen Sprung von rund 200 Jahren, von
den letzten erzählten Begebenheiten an betrachtet. Rechts unterhalb des
mittelalterlichen Kalenders, der sich im Zentrum des Covers befindet, ist der
Name der englischen Königin Elisabeth I. zu erkennen. Er gibt bereits beim Anschauen
des Schutzumschlags den Hinweis, dass der Roman den Leser in ihre
Regierungszeit Mitte bis Ende des 16. Jahrhunderts entführen wird. Doch
zunächst schreibt die Erzählung das Jahr 1558 und in England regiert die
Katholikin Maria I., auch Maria die Blutige (Bloody Mary) genannt, weil sie
viele Protestanten wegen Ketzerei hinrichten ließ. Diesmal ist die Grundlage
des Handlungsbogens nicht die Errichtung eines Bauwerks wie in den beiden
vorigen Büchern, sondern es sind die Glaubenskriege in Europa mit Schwerpunkt
auf England und Frankreich.
Ned und Barney Willard entstammen einer Kaufmannsfamilie aus
Kingsbridge, die der protestantischen Glaubensrichtung anhängt. Ned und Margery
Fitzgerald kennen sich seit Kindertagen und haben sich ineinander verliebt.
Doch die streng katholische Familie von Margery hat für sie die Ehe mit einem
Adligen der Umgebung vorgesehen. Nachdem die Willards auf tragische Weise ihr
Vermögen verloren haben, geht Ned nach London und gehört bald zu den Vertrauten
Königin Elisabeths. Sie wird für ihr Versprechen geschätzt, dass sie niemanden
mehr aufgrund seines Glaubens hinrichten lassen wird. Doch sie hat trotzdem
eine große Anzahl Feinde allein aufgrund ihrer protestantischen Religion. Ned
reist in ihrem Dienste in geheimer Mission auch nach Paris, wo Pierre Aumande,
ein Bastard der mächtigen de Guise-Familie, während der Hugenottenkriege nach
Namen und Adressen von Protestanten sucht, um sie zu denunzieren. Währenddessen
gelangt Barney bei seiner Flucht aus Spanien, wo er für die kaufmännischen
Tätigkeiten der Familie zuständig war, auf ein Handelsschiff, das sich auf den
Weg in die Neue Welt macht.
Ken Follett schafft auf gewohnte Weise lebendige Szenen, die
wie ein Film vor Augen beim Lesen ablaufen. Doch diesmal verweilte ich nicht
lange in Kingsbridge, sondern ließ mich mit nach London, Frankreich, Belgien,
Spanien, Schottland und anderswohin mitnehmen, denn in ganz Europa streiten die
Menschen für ihre Glaubensrichtung. Je nachdem wer gerade in welchem Staat herrscht,
dessen Religion nimmt die Vorrangstellung ein. Kaum hat ein neuer König oder
eine Königin den Thron bestiegen, werden im Hintergrund Ränke und Intrigen zum
Umsturz geschmiedet. Zunächst benötigte ich einige Zeit, um mich in Neds Umfeld
zurecht zu finden, doch der Autor hat zu Beginn des Romans ein
Personenverzeichnis zusammengestellt durch das ich den Überblick über die
zahlreichen Charaktere behalten konnte. Fand ich die Ortswechsel, verbunden mit
den verschiedenen politischen Hintergründen bis etwa zur Hälfte des Buchs noch
interessant, so flachte die Spannungskurve für mich durch die scheinbar nie
endenden Glaubenskriege allmählich ab. Ken Follett stellt hier zwar erstklassig
die damaligen Tatsachen in leicht lesbarer Form dar, jedoch fehlte mir etwas die
fiktive Würze beispielsweise durch die Weiterentwicklung von und in Kingsbridge
wie es bisher der Fall war.
Nach dem großen Zeitsprung von etwa 200 Jahren hat der Autor
natürlich ganz neue Charaktere entwickelt, aber einige Figuren der zwei vorigen
Bücher leben als Vorfahren oder durch ihre Taten weiter und finden kurz
Erwähnung. Der Roman ist allerdings ohne jede Vorkenntnisse des ersten und
zweiten Bands ohne Einschränkung lesbar. Sicher haben gerade Ned in England und
Pierre in Frankreich ihren Anteil an der großen Politik der Länder, jedoch sind
die Figuren auf ihrer Linie von vornherein festgelegt und entwickeln sich nur in
engem Umfang weiter, genau wie die meisten Personen im Roman. Neben
Machtspielen und Krieg zeigt auch die Liebe sich in einigen Facetten.
Ken Follett ist es wieder einmal gelungen mit dem Roman „Das
Fundament der Ewigkeit“ Geschichte lebendig werden zu lassen. Er schreibt auf hohem,
unterhaltsamem Niveau und schafft ein nachvollziehbares Bild der damaligen
Verhältnisse in Europa. Gerne empfehle ich daher den Roman an Leser von
historischen Büchern weiter.
Titel: Das Fundament der Ewigkeit
Autor: Ken Follett
Übersetzer: Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher
Erscheinungsdatum: 12.09.2017
Verlag: Lübbe (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen