New Orleans im Jahr 1919: Ein Unbekannter treibt in der Stadt auf
bestialische Weise sein Unwesen und verhält sich wie ein Geist. Der sogenannte
Axeman tötet und verstümmelt seine Opfer mit einer Axt und hinterlässt
Tarotkarten. Dann verlässt er das Haus, ohne dass etwas auf seine Tat hinweist.
Detective Lieutnant Michael Talbot versucht, ihm auf die Schliche zu kommen.
Doch seine Ermittlungen laufen ins Leere, bis er einen Tipp von der Presse
erhält. Unterdessen wollen auch zwei andere die Identität des Axeman lüften:
Luca kommt gerade aus dem Gefängnis und soll den Täter im Auftrag der Mafia
finden, weil er deren Geschäft in Gefahr bringt. Und Ida hat einen langweiligen
Bürojob bei der Pinkerton Detektivagentur und nutzt den Fall, um heimlich
Ermittlungserfahrung zu sammeln. Kann einer von ihnen das Geheimnis lüften?
Der Totenkopf auf dem Cover macht schon deutlich, dass in diesem Buch
großzügig gemordet wird. Auch die Bedeutung des Titels ist schnell gelüftet: Im
Prolog erhält der Journalist John Riley einen Brief des Axeman, der den
Zeitpunkt des nächsten Mordes ankündigt und dass jeder verschont bleibt, in
dessen Haus dann eine Jazzband spielt. Wer wissen will, was es damit genau auf
sich hat, muss sich allerdings in Geduld üben, denn der Brief spielt erst in
der zweiten Buchhälfte eine Rolle.
Erst einmal lernt der Leser Michael, Luca und Ida kennen. Diese könnten
unterschiedlicher nicht sein. Michael ist offiziell mit den Ermittlungen zu
diesem Fall betraut und gerät aufgrund des ausbleibenden Erfolgs immer stärker
unter Druck. Sein Privatleben bietet außerdem Anlass zu zahlreichen Gerüchten –
hält er daheim wirklich eine Frau eingesperrt? Luca wurde gerade erst aus dem
Gefängnis entlassen, in das Michael ihn Jahre zuvor gebracht hat. Da die
Person, die seine Ersparnisse verwaltet hat, hochgenommen wurde, muss er wieder
zurück in den Schoß der Mafia und für diese arbeiten. Dabei trifft er
unweigerlich auf Michael. Wie wird das Wiedersehen ausfallen?
Die selbstbewusste Ida hat nur ein Achtel schwarzen Blutes in sich und
geht deshalb oft auch als Weiße durch, was in mancher Situation hilfreich ist.
Gemeinsam mit ihren besten Freund Lewis, der Kornett in einer Jazzband spielt,
ermittelt sie auf eigene Faust. Während der Ermittlungen erhält der Leser ein
gutes Bild von New Orleans nach Ende des ersten Weltkriegs. Die Diskriminierung
von Schwarzen ist stark ausgeprägt – es gibt zahlreiche Gesetze, die strikte
Grenzen ziehen und manche Stadtviertel sind für sie lebensgefährlich. Die Black
Hand hat als Mafia die Stadt fest im Griff, und kürzlich wurde das
Vergnügungsviertel geschlossen und die Prohibiton verabschiedet. Was all das
für den Alltag bedeutet erfährt man aus der Perspektive der unterschiedlichen
Charaktere.
Gleich zu Beginn hat mich die vorangestellte Übersicht der Personen ein
wenig abgeschreckt. Diese werden alle namentlich aufgelistet, anderthalb Seiten
sind allein mit den Mitarbeitern der Polizei gefüllt. Da keine weiteren
Informationen abgedruckt sind hat mir das nicht weitergeholfen. Es macht aber
früh deutlich, dass hier zahlreiche Personen ihre Finger im Spiel haben.
Michael, Luca und Ida ermitteln alle gleichzeitig und nähern sich der Wahrheit
aus verschiedenen Richtungen. Das Buch ist voller Verstrickungen, Geheimnisse
und Intrigen. Zum Ende hin gab es für meinen Geschmack allerdings zu viele Tote
in zu kurzer Zeit.
In „Höllenjazz in New Orleans“ zieht der Axeman mordend durch New
Orleans, während gleich drei Personen auf ihre eigene Weise versuchen, seine
Identität zu lüften. Die Atmosphäre der Stadt zu jener Zeit wurde gelungen
eingefangen und ich fand es spannend, in diese Zeit einzutauchen. Die
Ermittlungen sind komplex und versorgen den Leser stückweise mit neuen
Informationen. Ich vergebe knappe vier Sterne an die Ermittlungen im
historischen New Orleans, die lose auf einer tatsächlichen Mordserie beruhen.