„Neunauge“ von Till Raether ist der vierte Fall für Adam
Danowski, dem inzwischen fest zur Abteilung „Operative Fallanalyse“ am
Landeskriminalamt Hamburg gehörenden Hauptkommissar. Die Erhebungen auf der Oberseite
des Brückenbogens auf dem Cover erinnern bei einem flüchtigen Blick an das
Aussehen eines „Neunauges“, einem aalartigen Fisch, der zwar keine neun Augen
hat, dessen ausgeprägte Kiemenspalten irrigerweise jedoch daran denken lassen. Zweimal
schon wurde an unterschiedlichen Schulen eine mumifizierte Leiche im Keller gefunden,
beide tragen Bissspuren eines Neunauges.
Seit den Ermittlungen zum dritten Fall „Fallwind“ sind zwei
Jahre verstrichen und Adam Danowski wohnt während der Woche in einer kleinen
Wohnung in der Nähe seiner Arbeitsstätte. Er befindet sich weiter in Therapie,
aktuell soll er ein Tagebuch führen und drei Dinge täglich aufschreiben, die
ihn glücklich stimmen. Er erhält bei den Ermittlungen Unterstützung von einem
der bekanntesten Fallanalytiker Deutschlands, der in München beheimatet ist und
schnell zu dem Ergebnis kommt, dass Mobbing als Tatmotiv anzunehmen ist. Danowski
kommt nicht gut zurecht mit der Art des unterstützenden Kollegen. Prekär wird
die Lage für ihn als seine Kollegin Meta Jurkschat, die sonst streng nach
Vorschrift arbeitet, ihn darum bittet, ihre frühere Beziehung mit einem der
Opfer zu verschweigen, weil sie ansonsten Probleme bei ihrer eventuellen
Beförderung sieht. Stattdessen beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln.
Beide Morde liegen Jahre auseinander, die Leichenfunde
allerdings nur ein paar Wochen. Durch die Bisse des Neunauges werden die Fälle
in direkten Zusammenhang gebracht. Lehrer, Eltern und Schüler anderer Schulen
in Hamburg sind höchst aufgeregt und vermuten weitere Funde, eventuell mordet
der Täter sogar aktuell weiter. Eine schnelle Aufklärung ist nötig.
Eigentlich hat Danowski inzwischen zu einem gewissen
Gleichgewicht in seinem Leben gefunden. Die Zusammenarbeit mit dem Münchner
Kollegen wühlt ihn jedoch auf, die Bitte seiner Kollegin bringt ihn in einen
Gewissenszwiespalt. Die Ermittlungen nehmen erst an Fahrt auf, als Meta und
Finzi, der Ex-Partner von Danowski und jetzige Lebenspartner von Meta, auf
Hinweise zum möglichen Mordmotiv stoßen, das außerhalb des schulischen Umfelds
liegt und vom Thema her noch wenig benutzt ist. Bis dahin hat Till Raether geschickt
Spuren ausgelegt, die er einerseits in eine Richtung führt, andererseits hat er
Szenen eingeflochten, die noch nicht zum Gesamtbild passen und daher zum
Miträtseln anregen.
Ich schätze es, dass die Figuren ein Privatleben haben
dürfen, das regelmäßig in den Fall hinein spielt. Auf diese Weise glaubt man die
Protagonisten besser zu kennen und fiebert mit, ob sie sich in brenzligen
Situationen behaupten werden. Lediglich die Darstellung einiger Schilderungen
mit Gewaltanwendung bei die Ermittler persönlich betroffen sind finde ich etwas
übersteigert. Über allem liegt wieder der manchmal ironische, oft amüsante und
immer unterhaltsame Plauderton mit dem Till Raether seine Kriminalromane
erzählt.
Mit „Neunauge“ ist Till Raether wieder ein solider Krimi
gelungen, in dem er mehrere Täter präsentiert, falsche Fährten auslegt und für
unerwartete Wendungen sorgt, so dass der Spannungsbogen nicht abbricht. Daher
empfehle ich das Buch gerne an Krimileser und vor allem an Fans von Danowski
& Co.
Rezension auf unserem Blog zum 2. Band der Serie "Blutapfel" -> LINK
Rezension auf unserem Blog zum 3. Band der Serie "Fallwind" -> LINK
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Rezension auf unserem Blog zum 3. Band der Serie "Fallwind" -> LINK
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Titel: Neunauge (4. Band der Serie um den Hamburger Hauptkommissar Adam Danowski)
Autor: Till Raether
Erscheinungsdatum: 22.09.2018
Verlag: Rowohlt Polaris (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur