„Töchter einer neuen Zeit“ von Carmen Korn ist der erste
Band einer Trilogie, die vier Hamburger Frauen über einen Zeitraum von mehr als
achtzig Jahren hinweg begleitet. Auf dem Coverfoto sind dementsprechend vier
junge Frauen abgebildet, die im Stil der 1920er gekleidet sind. Die Erzählung
beginnt allerdings bereits im Frühjahr 1919, einige wenige Monate nach dem
ersten Weltkrieg. Voller Hoffnung blicken die Menschen in ihre Zukunft, nun soll
eine neue Zeit, eine friedliche Zeit beginnen. Der erste Teil der Reihe endet
im Dezember 1948 als Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg wirtschaftlich allmählich wieder bessere
Aussichten hat und in Hamburg nach schweren Beschädigungen der Gebäude der
Aufbau voranschreitet.
Henny ist zu Beginn des Romans 19 Jahre alt. Sie wohnt bei
ihrer Mutter, ihr Vater ist im Krieg gefallen. Nicht nur sie, sondern auch ihre
gleichaltrige Freundin Käthe, die im Haus gegenüber aufgewachsen ist, streben
eine Ausbildung zur Hebamme an. Zwei Jahre später begegnen sie Lina, der
dritten Protagonistin des Romans. Sie ist von Beruf Lehrerin, im Wechsel der
Zeit zum Zölibat verpflichtet, und Schwester des zukünftigen Ehemanns von
Henny. Erst einige Jahre später trifft Henny in einer schicksalhaften Stunde
auf Ida, Tochter aus wohlhabendem Haus, die von ihren Eltern in eine
Vernunftehe vermittelt wird.
Die Geschichte entwickelt sich kontinuierlich weiter. Die
Kapitel sind mit den jeweiligen Jahren betitelt, in denen der Roman gerade
spielt. Meist sind die Szenen kurz gehalten und springen von einer Freundin und
ihren Erlebnissen in eben jener Zeit zur nächsten. Dadurch schreitet die
Erzählung zügig voran und überspringt häufiger einige Jahre. Nur kurz ließ
Carmen Korn mich jeweils verweilen. So flüchtig wie das Leben, so erschienen
mir die Schicksale der einzelnen Figuren, die weder Glück noch Leid festhalten
können. Einige historisch bedeutsame Ereignisse blieben dadurch leider etwas
blass. Deutlich wird jedoch, wie wichtig bestimmte Entscheidungen sind, denn
von ihnen hängt es ab, welche Zukunft sich daraus entwickelt.
Die vier Frauen stehen im Fokus der Erzählung, werden aber umgeben
von immer mehr Figuren, ein Verzeichnis im Folgeband wäre hilfreich. Durch die
Zeitensprünge werden vergangene Begebenheiten der Protagonistinnen häufiger im
Rückblick erzählt. Es gelingt der Autorin mit kurzen Beschreibungen selbst
große Sorgen zu skizzieren, die durch den schnellen Ablauf schon bald hinter
dem Leser liegen. Bald schon lernen Henny und ihre Freundinnen, teils aus
bitterer eigenen Erfahrung, dass sie auf niemanden vertrauen können, denn nur
diejenigen ziehen ihren Vorteil, die der vorherrschenden Partei zuarbeiten. Die
Hauptfiguren sind keine Heldinnen, bilden aber mit ihrer Gesinnung und ihrem
Tun den Alltag einer Gesellschaft in belasteten Zeiten ab. In ihrer
Verschiedenartigkeit stehen sie für eine Auswahl aus vielen Schicksalen.
Das Buch beginnt mit der Hoffnung auf dauerhaften Frieden
und steuert auf eine Zeit zu, die die Zerstörungen der Vergangenheit noch
übertreffen wird. Film, Literatur und Musik begleiten die Frauen auf ihrem Weg
und unterstützen den Eindruck einer realen Abbildung des damaligen Alltags. Das
Ende lässt Platz für Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Daher freue ich mich
schon auf die Fortsetzung und gebe gerne eine Leseempfehlung.
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Titel: Töchter einer neuen Zeit (Jahrhundert-Trilogie, Band 1)
Autorin: Carmen Korn
Erscheinungsdatum: 23.07.2017
Verlag: Kindler (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen