Der vierzehnjährige Theo kommt 1925 mit seiner Familie nach Kenia. Sein
Vater ist der Direktor der dortigen Eisenbahn, seine Mutter engagiert sich bald
in einem Wohltätigkeitsverein und er wird gemeinsam mit seiner Schwester zu
Hause unterrichtet. Schnell freundet er sich mit Freddie und Sylvie an, die
beide über zehn Jahre älter sind als er und zum sogenannten Happy Valley Set
gehören. Die beiden nehmen ihn mit zu allerlei unterhaltsamen, aber auch obszönen
Aktivitäten mit. Doch als er nach dem Studium in England zurückkehrt, hat sich
so einiges verändert.
Auf den ersten beiden Seiten des Buches wird dem Leser ein Mord
geschildert: Eine Frau wird erschossen. Um wen es sich handelt und wieso wird
erst einmal nicht erklärt. Stattdessen lernt man Theo kennen, der mit seinen
Eltern und seiner Schwester in Nairobi eintrifft. Im Hotel trifft er zum ersten
Mal auf Freddie und Sylvie, die ihn sofort faszinieren. Beide sind um einiges
älter als er und strahlen eine unbeschwerte Lebensweise aus. Schnell ist bei
ihm trotz seiner vierzehn Jahre der Wunsch geweckt, dazuzugehören.
Die Erzählweise der Autorin machte es mir leicht, in das Kenia der
1920er Jahre einzutauchen und es an Theos Seite kennenzulernen. Immer wieder
kann er sich von seiner steifen Lehrerin und seiner harten Mutter loseisen, um
mit Freddie und Sylvie Abenteuer zu erleben. Warum man ihm das durchgehen
lässt, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Freddie wird allmählich zu einem
Vorbild, dem er nacheifert, während er sich in Sylvie verliebt. Sie führen ihn
in eine ganz neue Welt ein, die nicht nur aus stilvollen Dinnern besteht,
sondern auch aus Alkohol, Drogen und wilden Partys. Insbesondere der freizügige
Umgang mit Sexualität lässt seine jugendlichen Gedanken kreisen.
Die Geschichte wird sehr atmosphärisch und bildhaft erzählt, sodass ein
facettenreiches Bild Kenias vor meinem inneren Auge lebendig wurde. Dadurch
wird es umso deutlicher, dass sich etwas verändert hat, als Theo nach seinem
Studium nach Kenia zurückkehrt. Das Leben ist nicht mehr so sorgenfrei wie
früher. Beispielsweise sympathisiert Freddie mit dem in Europa immer stärker
werdenden Faschismus und will sich selbst politisch engagieren. Theos Schwester
Maud macht sich hingegen für die Rechte der Einheimischen stark.
Theo muss sich bei all diesen Entwicklungen entscheiden, zu wem er
hält. Er ist sicherlich kein Charakter, dem die Sympathien zufliegen. In seinem
Bestreben, Freddie und Sylvie zu gefallen, trifft er so manche fragwürdige
Entscheidung und lässt sich von ihrem exzentrischen Lebensstil blenden.
Schließlich muss er mit den Konsequenzen dessen leben. Nachdem ich im
Mittelteil etwas Schwung vermisste waren mir die Entwicklungen zum Ende hin im
Vergleich zu dramatisch.
„Kenia Valley“ nimmt den Leser mit ins exotische Kenia der 20er und
30er Jahre. Als Sohn des Eisenbahndirektors führt Theo das vornehme Leben eines
europäischen Auswanderers in Afrika, will aber zu gern zu den Mitgliedern des
Happy Valley Sets mit seinem ausschweifenden Lebensstil gehören. Das Buch
überzeugt mit atmosphärischen Beschreibungen und der spürbaren Veränderung der
Situation vor Ort über die Jahre. Eine Geschichte für alle, die Lust haben,
tief in ein fremdartiges, historisches Setting einzutauchen!
Kenia Valley
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Kenia Valley
Autorin: Kat Gordon
Übersetzerin: Mayela Gerhardt
Hardcover: 432 Seiten
Erscheint am 24. April 2018
(Vorab-VÖ der Rezension mit Genehmigung des Verlags)
(Vorab-VÖ der Rezension mit Genehmigung des Verlags)
Verlag: Atlantik