Wie so oft besucht Joan mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln den Zoo.
Kurz bevor dieser für den Tag schließt und sie noch in einem entlegenen Winkel
der Anlage spielen, ist aus der Ferne mehrmals ein Knall zu hören. Doch erst
als Joan auf dem Weg zum Ausgang einen Mann mit Gewehr sieht, realisiert sie,
dass sie und ihr Sohn in höchster Gefahr schweben. Wo können sie sich am besten
verstecken vor jemandem, der wahllos auf Mensch und Tier zielt? Joan würde
alles tun, um Lincoln zu schützen. Doch welche Entscheidungen muss sie dazu
treffen?
Das schwarze Cover des Buches zeigt einen blutroten Leoparden. Doch
anders als man vielleicht zuerst vermutet geht es in der Geschichte nicht um
wilde Tiere und sie spielt auch nicht nachts. Stattdessen dreht sich alles um
einen Amoklauf im Zoo. Die Handlung umfasst einen Zeitraum von etwa drei
Stunden, welche der Leser an der Seite von Joan verbringt, der Mutter des
vierjährigen Lincoln. Schon nach wenigen Seiten wird aus dem gemütlichen
Nachmittag im Zoo ein Szenario, in dem es um Leben und Tod geht.
Sobald Joan realisiert, in welcher Gefahr sie und Lincoln stecken, legt
sie sich in Windeseile einen Plan zurecht. Ich fand das von ihr gewählte
Versteck eine gute Idee. Kann sie dort ausharren, bis die Situation entschärft
ist? So einfach ist es leider nicht. Zum einen muss sie sich um Lincoln kümmern
und ihn ruhig halten. Dieser nimmt die Lage als Kind ganz anders wahr. Zum
anderen ist der Mann mit Gewehr noch immer unterwegs, und er ist nicht allein.
Ich flog durch die Seiten, weil ich unbedingt wissen wollte, ob alles gut
ausgeht. Die Spannung ist dabei die meiste Zeit vor allem psychologischer Natur.
Gut konnte ich nachvollziehen, wie sehr das Verstecken an Joans Nerven zerrt.
Doch blanke Nerven hin oder her – Joan beginnt bald, einige Dinge zu
tun, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Denn sie minimiert damit
ihre Chance auf Rettung und steigert die Chance, entdeckt zu werden. Wie lange
geht das wohl gut? Eine gelungene Ergänzung waren die Einschübe, in denen das
Geschehen aus der Sicht anderer Menschen im Zoo geschildert wird. Da gibt einen
Teenager und eine alte Dame, die sich ebenfalls verstecken. Die Perspektive
eines Täters gibt dem Leser zudem Einblicke, was einen jungen Menschen zu solch
einem schrecklichen Schritt treibt, wobei mir dies zu diffus blieb.
Zum Ende hin steigt die Spannung noch einmal deutlich an und Joan muss
blitzschnell Entscheidungen treffen, von denen ihr Leben und das ihres Sohnes
abhängt. Diese Momente sind nichts für schwache Nerven, und ab diesem Punkt
muss man das Buch einfach in einem Rutsch zu Ende lesen, zu groß wäre sonst die
Ungewissheit. Schließlich werden noch einige drängende Fragen beantwortet. Doch
alles im allem war die Auflösung für mich nicht ganz rund und ich hätte mir
noch mehr Erklärungen gewünscht.
In „Nachtwild“ wird ein höchst beklemmendes Szenario geschildert, in
welchem es um Leben und Tod geht: Ein Amoklauf im Zoo. Schreckliche Stunden in
Gefahr und Ungewissheit werden aus der Perspektive von Joan, der Mutter eines
kleinen Jungen, geschildert. Leider war Joans Verhalten für mich immer wieder
absolut nicht nachvollziehbar und mir fehlten Erklärungen. Ich vergebe deshalb
gute drei Sterne.
Nachtwild
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Nachtwild
Autorin: Gin Phillips
Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg
Broschiert: 304 Seiten
Erschienen am 29. März 2018
Verlag: dtv