„Scythe – Der Zorn der Gerechten“ ist der zweite Band einer dystopischen
Trilogie von Neal Shusterman. Im Mittelpunkt stehen wie auch im ersten Teil die
Scythe (engl. für Sense) deren Aufgabe darin besteht, den inzwischen nicht mehr
existenten natürlichen Tod zu ersetzen, indem sie die von ihnen ausgewählten
Personen mit einer von ihnen ausgesuchten Tötungsmethode „nachzulesen“. Sie
haben dabei eine festgesetzte Quote zu erfüllen. Im ersten Band habe ich
darüber gelesen, wie die inzwischen 18-jährige Citra zur Scythe ausgebildet wurde
und sich fortan Scythe Anastasia nennen durfte. So gekleidet wie die junge Frau
auf dem Cover könnte sie in der Öffentlichkeit ihrer Aufgabe nachgehen. Bereits
die dunkle Gestaltung des Buchs weist auf einen entsprechend gestalteten Inhalt
hin. Zwar geht der Autor nochmals auf einige grundlegende Ereignisse aus dem
ersten Teil ein, jedoch ist dessen Kenntnis für den zweiten Band von Vorteil.
Auf Citra wird wenige Monate nachdem sie ihr Amt angetreten
hat ein Anschlag verübt. Rowan, der gemeinsam mit ihr ausgebildete Scythe, hat
keine Berechtigung zur Ausübung des Nachlesens erhalten. Schnell kommt der
Verdacht auf, dass er aus Rache verantwortlich für das Attentat ist. Er hält
sich versteckt und recherchiert über Scythe, die bei ihrer Aufgabe besonders
brutal oder unfair vorgehen. Einige davon hat er bereits getötet. Die
Künstliche Intelligenz „Thunderhead“, die sich aus der heutigen Cloud
entwickelte und seit über zweihundert Jahren im Dienst ist, hält alle je im
System abgelegten Daten bereit und entwickelt sich aus deren Auswertung ständig
weiter. Scythe und Thunderhead akzeptieren die Gesetze der je anderen Existenz,
ein gemeinsames Wirken oder sogar eingreifen ist aber ausdrücklich nicht
erwünscht. Zur physischen Umsetzung von Taten, die der Thunderhead für nötig
hält, bedient er sich ausgewählter Menschen. Greyson scheint einer davon zu
sein, bis er als sogenannter „Widerling“ gekennzeichnet wird mit denen der
Thunderhead sich jeden Kontakt verbietet.
Auch im zweiten Band geht es um die Vor- und Nachteil in
einer Welt zu leben die den natürlichen Tod nicht mehr kennt, was zwangsweise
zur Überbevölkerung der Erde führt. Standen im ersten Teil der Serie noch die
Scythe im Fokus, einhergehend mit den Fragen, ob andere Menschen zum Töten
ausgewählt werden dürfen und den Maßstäben nach denen getötet werden soll, so
stellt Neal Shusterman diesmal die Künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt.
Vor jedem Kapitel fügt der Autor ein Protokoll des Thunderheads ein, mit dessen
Überlegungen zur Menschheit, den Sycthe und sich selbst und seiner
Unfehlbarkeit. Das brachte mich zum Nachdenken über folgende Probleme: Dürfen
wir einem System aufgrund der Basis von Daten weitreichende Entscheidungen zum
Erhalt des bewohnbaren Planeten Erde anvertrauen? Inwieweit ist dazu das
Erheben persönlicher Daten ohne der Einwilligung der jeweiligen Person nötig
und erlaubt? Wenn es Orte in der Welt gibt, die von der Datenerhebung
ausgenommen sind, wie reliabel sind dann die Auswertungen?
Nachdem der Autor bereits im ersten Band die Scythe und den
Thunderhead und deren Arbeitsweise vorgestellt hat, bringt er mit den
Widerlingen eine neue interessante Komponente in die Geschichte ein, die die
Spannung nochmals erhöht. Neben Rowan und Citra wird Greyson schnell zu einer
weiteren Hauptfigur mit eigenem Handlungsstrang. Neal Shusterman führt die
Erzählung schließlich zu einem furiosen, ungeahnten Finale zusammen, das in
einem Cliffhanger endet und auf den abschließenden dritten Teil der Dystopie
ungeduldig warten lässt.
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Titel: Scythe - Der Zorn der Gerechten (Band 2 einer Trilogie)
Autor: Neal Shusterman
Übersetzer: Kristian Lutze
Erscheinungsdatum: 14.03.2018
Verlag: Sauerländer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover