Tom hat ein Geheimnis: Er ist schon über vierhundert Jahre alt, sieht
aber aus wie ein Mann in seinen Vierzigern. Als Mitglied der sogenannten
Albatros-Gesellschaft kümmern er sich darum, andere aufzuspüren, die sind wie
er. Im Gegenzug erhält er alle acht Jahre eine neue Identität. Diesmal bittet
er darum als Geschichtslehrer nach London zurückkehren zu dürfen - die Stadt,
in der er sich Jahrhunderte zuvor zum ersten und letzten Mal verliebte. Findet
er dort vielleicht einen Hinweis auf seine Tochte, die ist wie er und von der
seit damals trotzdem jede Spur fehlt?
Zeit scheint im Buch eine wichtige Rolle zu spielen, daran lassen Cover
und Titel keinen Zweifel. Der Protagonist Tom hat mehr als genug davon. Seit er
ein Teenager ist braucht es etwa fünfzehn Jahre, bis er ein Jahr älter
aussieht. So viele Menschen, die ihm etwas bedeutet haben, hat er schon
überlebt. Gleichzeitig muss er ständig die Identität wechseln, um nicht
aufzufallen. Warum also überhaupt weitermachen? Das hat er sich schon oft
gefragt und darauf nur eine Antwort: Er will unbedingt seine Tochter Marion
finden.
Tom ist ein nachdenklicher Charakter, der die Erlebnisse von
Jahrhunderten mit sich trägt. Immer wieder holen ihn alte Erinnerungen ein. Der
Leser wird dadurch mitgenommen auf eine Reise durch ganz verschiedene Epochen. Man
erfährt zum Beispiel, wie seiner Umgebung das erste Mal aufgefallen ist, das er
nicht altert, liest von Fluchten und Hoffnung, Rückschlägen und einer großen
Liebe. Der Autor hat das Buch dazu klar strukturiert, sodass ich gern an Toms
Seite in die verschiedenen Zeiten eingetaucht bin, ohne dass mir durch die
vielen Sprünge schwindelig wurde.
In der Gegenwart muss sich Tom an sein Leben als Lehrer gewöhnen und
will Geschichte für seine Schüler lebendig machen. Die Französischlehrerin
Camille geht ihm dabei bald nicht mehr aus dem Kopf. Doch er darf sich nicht
verlieben – das ist die wichtigste Regel der Albatros-Gesellschaft, und auch
seine eigene Geschichte hat ihn das gelehrt. Außerdem behauptet Camille, ihn
schon mal gesehen zu haben – ist seine Tarnung in Gefahr? Die Geschichte in der
Gegenwart entwickelt sich nur langsam, hier hätte ich mir mehr Nachforschungen
und Wendungen gewünscht. Das fällt vor allem auf im Vergleich zu den vielen
Ereignissen aus der Vergangenheit, die beschrieben werden. Der Showdown konnte
mich schließlich in Sachen Tempo und Dramatik begeistern.
In „Wie man die Zeit anhält“ bezieht der über vierhundert Jahre alte
Tom seine Energie zum Weitermachen vor allem aus dem Wunsch, seine Tochter zu
finden. Toms Erlebnisse in den verschiedenen Epochen haben berührt und
unterhalten, während ich mir in der Gegenwart mehr Entwicklungen gewünscht
hätte. Das Buch regt zum Nachdenken über die Kostbarkeit von Zeit,
Vergänglichkeit und das Festhalten schöner Momente an. Ich vergebe vier Sterne.
Wie man die Zeit anhält
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Wie man die Zeit anhält
Autor: Matt Haig
Übersetzerin: Sophie Zeitz
Hardcover: 384 Seiten
Erschienen am 20. April 2018
Verlag: dtv
Link zur Buchseite des Verlags
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