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Samstag, 5. Mai 2018

[Rezension Hanna] Wie man die Zeit anhält - Matt Haig




Tom hat ein Geheimnis: Er ist schon über vierhundert Jahre alt, sieht aber aus wie ein Mann in seinen Vierzigern. Als Mitglied der sogenannten Albatros-Gesellschaft kümmern er sich darum, andere aufzuspüren, die sind wie er. Im Gegenzug erhält er alle acht Jahre eine neue Identität. Diesmal bittet er darum als Geschichtslehrer nach London zurückkehren zu dürfen - die Stadt, in der er sich Jahrhunderte zuvor zum ersten und letzten Mal verliebte. Findet er dort vielleicht einen Hinweis auf seine Tochte, die ist wie er und von der seit damals trotzdem jede Spur fehlt?

Zeit scheint im Buch eine wichtige Rolle zu spielen, daran lassen Cover und Titel keinen Zweifel. Der Protagonist Tom hat mehr als genug davon. Seit er ein Teenager ist braucht es etwa fünfzehn Jahre, bis er ein Jahr älter aussieht. So viele Menschen, die ihm etwas bedeutet haben, hat er schon überlebt. Gleichzeitig muss er ständig die Identität wechseln, um nicht aufzufallen. Warum also überhaupt weitermachen? Das hat er sich schon oft gefragt und darauf nur eine Antwort: Er will unbedingt seine Tochter Marion finden.

Tom ist ein nachdenklicher Charakter, der die Erlebnisse von Jahrhunderten mit sich trägt. Immer wieder holen ihn alte Erinnerungen ein. Der Leser wird dadurch mitgenommen auf eine Reise durch ganz verschiedene Epochen. Man erfährt zum Beispiel, wie seiner Umgebung das erste Mal aufgefallen ist, das er nicht altert, liest von Fluchten und Hoffnung, Rückschlägen und einer großen Liebe. Der Autor hat das Buch dazu klar strukturiert, sodass ich gern an Toms Seite in die verschiedenen Zeiten eingetaucht bin, ohne dass mir durch die vielen Sprünge schwindelig wurde.

In der Gegenwart muss sich Tom an sein Leben als Lehrer gewöhnen und will Geschichte für seine Schüler lebendig machen. Die Französischlehrerin Camille geht ihm dabei bald nicht mehr aus dem Kopf. Doch er darf sich nicht verlieben – das ist die wichtigste Regel der Albatros-Gesellschaft, und auch seine eigene Geschichte hat ihn das gelehrt. Außerdem behauptet Camille, ihn schon mal gesehen zu haben – ist seine Tarnung in Gefahr? Die Geschichte in der Gegenwart entwickelt sich nur langsam, hier hätte ich mir mehr Nachforschungen und Wendungen gewünscht. Das fällt vor allem auf im Vergleich zu den vielen Ereignissen aus der Vergangenheit, die beschrieben werden. Der Showdown konnte mich schließlich in Sachen Tempo und Dramatik begeistern.

In „Wie man die Zeit anhält“ bezieht der über vierhundert Jahre alte Tom seine Energie zum Weitermachen vor allem aus dem Wunsch, seine Tochter zu finden. Toms Erlebnisse in den verschiedenen Epochen haben berührt und unterhalten, während ich mir in der Gegenwart mehr Entwicklungen gewünscht hätte. Das Buch regt zum Nachdenken über die Kostbarkeit von Zeit, Vergänglichkeit und das Festhalten schöner Momente an. Ich vergebe vier Sterne.


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Wie man die Zeit anhält
Autor: Matt Haig
Übersetzerin: Sophie Zeitz
Hardcover: 384 Seiten
Erschienen am 20. April 2018