Nellies Leben könnte gerade nicht perfekter sein: Ihre Hochzeit mit dem
charmanten und attraktiven Richard steht kurz bevor. Sie arbeitet gerade als
Erzieherin und Kellnerin, doch nach ihrer Hochzeit wird sie nur noch einen Job
brauchen oder vielleicht auch keinen mehr. Denn Richards Vermögen erlaubt einen
sorgenfreien Lebensstil. Sogar ein Haus hat er extra für sie gekauft!
Vanessa macht hingegen eine schwere Zeit durch. Sie wurde von Richard
verlassen und beobachtet seine neue Freundin aus der Ferne. Als sie von der
geplanten Hochzeit erfährt, wirft sie das völlig aus der Bahn: Sie muss die
Neue warnen, es darf nicht so weit kommen!
Das Buch wird unter anderem mit einer Pressestimme angekündigt, die den
Stil mit „Gone Girl“ und „Girl on the Train“ vergleicht. Die psychologische
Spannung beider Bücher hat mir seinerzeit gefallen, weshalb ich zu diesem Buch
griff. Im Prolog beobachtet die Exfrau von Richard ihre Nachfolgerin und lässt
den Leser wissen, dass diese keine Ahnung hat, was die Exfrau ihr angetan hat.
Sie spricht von einem Verhängnis, das in Gang gesetzt wurde und ich war
neugierig, mehr über die Hintergründe zu erfahren.
Die folgenden Kapiteln sind abwechselnd aus der Sicht von Nellie und
Vanessa erzählt und stehen in starkem Kontrast zueinander. Nellie schwebt auf
Wolke sieben und kann ihr Glück noch immer kaum fassen. Auf Wiedersehen
WG-Leben und zwei Jobs, Hallo Traummann und Vermögen! Vanessa hingegen ist am
Boden zerstört. sie lebt bei ihrer Tante und muss nach Jahren wieder arbeiten
gehen, wobei Frauen aus ihrem alten Leben plötzlich ihre Kundinnen sind. Sie
denkt immer wieder daran, was Richard ihr angetan hat. Deshalb will sie ihre
Nachfolgerin unbedingt warnen, als sie von der Hochzeit hört.
Bei Vanessas Erinnerungen an Richards Taten ist für den Leser nicht
klar, ob die Vorfälle wirklich Richards Schuld sind oder ihre eigene.
Vielleicht war es auch Zufall oder ein Produkt ihrer Fantasie? In der Folge
beginnt man als Leser, in Nellies Kapiteln nach Hinweisen zu suchen, dass etwas
ganz und gar nicht stimmt. Sind diese wirklich da oder interpretiert man selbst
nur etwas in das Geschehen hinein, weil Vanessa so überzeugt davon ist?
Ich fand diesen Ansatz der Autorinnen interessant, doch der erste Teil
des Buchs plätschert vor sich hin, ohne dass wirklich etwas passiert. Erst nach
190 Seiten, die man für meinen Geschmack locker um die Hälfte hätte kürzen
können, gibt es endlich die erste große Enthüllung. Mit dieser habe ich wirklich
nicht gerechnet, doch wirklich umgehauen haben mich die neuen Informationen leider
nicht.
Im Folgenden begreift als Leser immer mehr, was eigentlich vor sich
geht und gegangen ist. Ich denke, dass das Buch wirklich hätte gewinnen können,
wenn es zumindest zum Ende hin Kapitel aus Richards Perspektive gegeben hätte.
So aber bleibt es recht fade. Es gibt einige Geheimnisse, die gelüftet werden
wollen und bei mir Betroffenheit auslösen. Doch wirklich schockierende Szenen,
auf die ich nach dem Vergleich mit Büchern wie „Gone Girl“ gewartet habe, gibt
es nicht. Die letzten Seiten bieten mehrere wirklich gelungene Twists, die in
meinen Augen aber keine rund vierhundert Seiten Vorbereitung gebraucht hätten.
„The Wife Between Us“ erzählt von Obsession, Neid und
Geheimnissen. Als Leser ist man im Ungewissen, wer in dieser Geschichte
eigentlich ein wirklich ernsthaftes Problem hat. Doch die Enthüllungen
brauchten für meinen Geschmack einen zu langen Anlauf und waren nicht so
entsetzlich, wie ich es erwartet hätte. Vielmehr stehen die psychischen
Auswirkungen einiger Vorfälle im Mittelpunkt. Ich vergebe knappe drei Sterne an
diese Geschichte voller Ungewissheiten.
The Wife between us: Wer ist sie wirklich?
Autoren: Greer Hendricks & Sarah Pekkanen
Übersetzerin: Alice Jakubeit
Broschiert: 448 Seiten
Erschienen am 15. Mai 2018
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag