„Das Leben des Vernon Subutex 2“ setzt die Geschichte des
ersten Bands der dreiteiligen Serie von Virginie Despentes ohne weitere
zeitliche Unterbrechung fort. Am Anfang des Romans werden alle wichtigen
Figuren mit einer kurzen Beschreibung, welche Rolle sie im vorigen Geschehen
gespielt haben, vorgestellt. Der fortsetzende Band ist zwar selbständig lesbar,
aber der Gesamtzusammenhang erschließt sich dem Leser besser durch Kenntnisse
des ersten Teils.
Vernon ist weiterhin obdachlos. Er hat sich einen
wettergeschützten Unterschlupf im Hinterhof eines verlassenen Hauses am Rand
eines Gemeinschaftsgartens gesucht. Ihm ist kalt, er hat gerade erst eine
starke Erkältung überstanden und immer wieder träumt sein Verstand sich weg,
ohne dass Vernon darüber Kontrolle hat. Durch seine unaufdringliche Art bekommt
er Kontakt zu weiteren Obdachlosen, die ihm von ihrem Essen Teile abgeben. Unterdessen
vermissen und suchen seine Freunde und Bekannten ihn, bei denen er nach Aufgabe
seiner Wohnung Zuflucht gesucht hatte. Über die sozialen Medien halten sie
Kontakt zueinander und sie verabreden sich in der am Park gelegenen Bar Rosa
Bonheur. Nach einiger Konfusion erhalten sie endlich Kenntnis über den Inhalt
der Kassetten des verstorbenen Rockstar Alex Bleach, die dieser bei Vernon
zurückgelassen hat. Die Aussagen von Bleach ermöglichen allen den unverstellten
Blick auf dessen Leben und bringen für einige eine unerwartete Wahrheit ans
Licht.
Auch diesmal bildet Vernon die Klammer um die geschilderten
Handlungen. Während im ersten Teil jedoch immer mehr Figuren hinzukamen und die
Erzählung auf diese Weise sich auffächerte, greift Virginie Despentes diesmal
die einzelnen Charaktere auf und beleuchtet deren Hintergrund zunehmend tiefer.
Sie ließ mich aus der Sicht eines allwissenden Erzählers die Beweggründe der
Charaktere für ihr Handeln erfahren Die Autorin bedient sich dabei einer
Sprache, die kein Blatt vor den Mund nimmt wenn es darum geht, in die
menschlichen Abgründe zu schauen. Den Glanz und Glamour der Film- und
Musikbranche stellt sie sarkastisch und frech dar. Noch etwas weiter gedacht
gipfelt es in der aktuellen MeToo-Debatte. Virginie Despentes beschreibt unter
anderem den erfolgreichen Produzenten, der seine durch Anerkennung seiner
Leistung gewonnene Macht ausspielt und das Pornosternchen, das seinen Beruf
liebt und doch so behandelt wird wie die, die den Job nur für Geld und Drogen
ausüben. Viele werden erst durch die Umstände zu dem gemacht, was sie heute
sind. Klar stellt die Autorin heraus, dass Übermut dabei nicht gut tut. Alles
fügt sich zusammen zu einem Bild der Gesellschaft von Paris, in denen man als
Leser aber durchaus Ähnlichkeiten auch zu deutschen Städten findet.
Zumindest äußerlich lässt Vernon sich zu einem gewissen
Rahmen der Pflege überreden und erhält von seinen Freunden eine kleine Aufgabe
gestellt, die ihm Freude macht. Das Ende lässt hoffen, dass er es schafft, sich
vom Obdachlosendasein zu verabschieden. Sollte man gelesen haben!
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Titel: Das Leben des Vernon Subutex 2
Autorin: Virginie Despentes
Übersetzerin: Claudia Steinitz
Erscheinungsdatum: 15.02.2018
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen