Der Thriller „Krokodilwächter“ ist das Debüt der Dänin
Katrine Engberg und der Beginn einer Serie mit Kriminalfällen in Kopenhagen bei
der die Polizeiassistenten Jeppe Körner und Anette Werner ermitteln. Der Titel
erinnert an einen Vogel gleichen Namens, dem nachgesagt wird, dass er in den
Mäulern von Krokodilen nach Essensresten sucht. Die Krokodile lassen sie
gewähren und so profitieren beide Tiere davon. Ein vergleichbares Verhalten gibt
es in der Künstlerszene wie sie im Buch dargestellt wird. Eine der handelnden
Figuren stellt ihre Kontakte zum Verkauf von Kunst zur Verfügung und zum
Ausgleich zeigt der Künstler sich bei bestimmten Gelegenheiten an ihrer Seite. Das Titelbild steht symbolisch für blutende
Messerschnitte. Eines der Opfer im vorliegenden Thriller trägt derartige
Verletzungen.
In einem Mehrfamilienhaus in Kopenhagen wird die im ersten
Stock wohnende Julie ermordet. Sie ist erst vor wenigen Monaten zur Aufnahme
eines Studiums hierher zu ihrer Freundin gezogen, die im Moment aber im Urlaub
ist. Ihr Gesicht wurde von einer Klinge verunstaltet, die Schnitte sehen so
aus, als ob sie geplant gesetzt wurden. Ein Motiv ist zunächst nicht zu erkennen.
Doch bald schon sieht die Vermieterin von Julie, die im gleichen Haus im
obersten Stock lebt, eine Verbindung zu der Beschreibung eines Mords, den sie für
eine kleine Schreibgruppe sichtbar, ins Internet gestellt hat. Die beiden
Ermittler Körner und Werner wähnen sich der Lösung des Falls bereits sehr nahe
als einer der Verdächtigen tot aufgefunden wird. Die bereits gefundenen Spuren
müssen neu interpretiert werden.
In „Krokodilwächter“ stimmt einfach alles. Die polizeilichen
Ermittler, die Katrine Engberg sich ausgedacht hat, haben Wiedererkennungswert.
Jeppe und Annette arbeiten seit etwa acht Jahren als Partner bei den
Ermittlungen. Jeppe Körner hat gerade seinen Scheidungsantrag erhalten. Die Ehe
mit Therese ist vermutlich daran gescheitert, dass sich kein Nachwuchs
einstellte. Er hat Phantomschmerzen im Rücken, die er mit Medikamenten
unterdrückt. Sehr viel Wert legt er auf Hygiene. Annette ist mit ihrem Mann
seit Jugendtagen zusammen. Zum Ehepaar gesellen sich drei Border Collies.
Während Annette groß und kräftig ist mit sonnengebräunter Haut, ist Jeppe
schlank, blond und hellhäutig.
Ich mag es sehr in Thrillern, mehr über das Privatleben der
Ermittler zu erfahren. Hier lässt die Autorin noch einigen Spielraum für
weitere Bände der Reihe. Neben den beiden Polizeiassistenten nimmt auch Esther
de Laurenti, die Autorin der Mordbeschreibung und Universitätsprofessorin der
Literaturwissenschaft im Ruhestand die gerne zu viel Rotwein trinkt, einen
breiteren Platz im Thriller ein. Zunächst war ich auf eine gewisse Weise schockiert
als sie sich recht schnell zum Mord bekennt. Aber natürlich ist das anders
gemeint. Unterdessen rückt auch ein anderer Verdächtiger ins Blickfeld, der
aber dann selbst zum Opfer wird. Die Charaktere fügen sich realitätsnah in das
angenommene Alltagsleben mit aufzuklärendem Mordfall ein.
Gekonnt legte die Autorin immer wieder neue Spuren aus. Die
Fakten, die Kathrine Engberg nach und nach Preis gibt, ergeben schließlich ein
schlüssiges und nachvollziehbares Gesamtbild. Bereits auf den ersten Seiten
wird Julie ermordet aufgefunden, so dass von Beginn an mit der Suche nach dem
Täter Spannung aufgebaut und der Spannungsbogen aufgrund unerwarteter Wendungen
bis zum Schluss aufrechterhalten wird. Kleine Cliffhanger zum Ende der Kapitel
führten dazu, dass ich schnell weiterlesen wollte, um zu erfahren, wer die
Taten begangen hat. Gelungener Auftakt der Serie! Ich freue mich auf weitere
Fälle.
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Titel: Krokodilwächter
Autorin: Katrine Engberg
Übersetzer: Ulrich Sonnenberg
Erscheinungsdatum: 28.03.2018
Verlag: Diogenes (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar