Es ist Steffis erster Schultag in der Oberstufe und gleichzeitig ihr
erster Schultag ohne Tem, die ans College gewechselt ist. Ihre beste Freundin
hat bislang immer für sie gesprochen, wenn sie es nicht konnte. Denn Steffi hat
eine Krankheit, die schwierig zu erklären ist und vor allem darin resultiert,
dass sie in der Öffentlichkeit fast kein Wort herausbringt. Doch dann stellt
ihr Lehrer ihr den neuen Schüler Rhys vor. Er ist taub, und Steffi hat vor
einigen Jahren ein bisschen Gebärdensprache gelernt. Gebärden zu nutzen ist für
Steffi nicht so ein Problem wie sprechen, und so lernen sich die beiden schnell
besser kennen. Ob Rhys Steffi genauso mag wie sie ihn? Und wird Steffi endlich
beweisen können, dass sie auch an der Uni zurechtkommen wird?
Die Geschichte beginnt mit Steffis erstem Schultag an der Oberstufe. Sie
wird dort von fast allen Schülern wie Luft behandelt. Diese kennen sie seit
Jahren und wissen, dass sie in der Schule fast gar nicht spricht. Seit sie fünf
Jahre alt ist leidet sie an selektivem Mutismus und einer Angststörung. Zu
Hause spricht sie mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin, doch in der
Öffentlichkeit kann sie kaum ein Wort herausbringen, egal wie dringlich es ist.
Über die Jahre ist es nur wenig besser geworden. Steffi hat sich mit der
Situation arrangiert, auch wenn sie sich selbst wünscht, dass es anders wäre.
Deshalb ist sie auch fest entschlossen, nach ihrem Abschluss trotzdem an der
Uni zu studieren.
Ihr erster Schultag ohne Tem ist eine echte Herausforderung für sie.
Die beiden kennen sich von klein auf und Tem hat es bislang übernommen, für sie
zu sprechen. Doch gleich an diesem ersten Tag lernt sie Rhys kennen, der für
sie ein Lichtblick ist. Er ist neugierig und verstrickt Steffi mühelos in
Unterhaltungen mittels Gebärdensprache und Zettelchen. Da sonst kaum jemand an
der Schule Gebärden kann und Steffi diese Kommunikationsform viel leichter
fällt als Sprechen verbringen die beiden ihre Pausen zusammen und beginnen,
außerhalb der Schule miteinander zu chatten. Als Leserin freute ich mich
richtig, dass die beiden so schnell jemanden gefunden haben, mit dem sie sich
austauschen können.
Nach der Schule trifft sich Steffi nach wie vor mit Tem, die natürlich
alles über Rhys wissen will und sofort eine Lovestory wittert. Doch ist Steffi
wirklich mutig genug, um ihre Gefühle mitzuteilen? Und ist Rhys überhaupt
Single? Tem ist mit ihrer lebensfrohen Art für Steffi nach wie vor eine wichtige
emotionale Stütze. Doch auch bei ihr läuft nicht alles nach Plan. Steffis Freundschaft
zu Rhys bringt immer wieder ungeahnte Herausforderungen mit sich, zum Beispiel besucht
sie ihn zu Hause, wo sie von seiner Familie zum Abendessen eingeladen wird, und
trifft seine Freunde von seiner alten Schule.
Steffis und Rhys Freundschaft vertieft sich langsam. Das ruhige Tempo
passt gut zu der vorsichtigen Steffi, die nichts überstürzen würde. Die beiden
haben mir zusammen wirklich gut gefallen. Es gibt viele richtig schöne Szenen und
mache, die ins Nachdenken bringen. Zwischendurch plätscherte mir die Handlung dann
aber zu sehr vor sich hin, ohne wirklich voranzukommen. Wer aufgrund des Titels
und Klappentextes ein spektakuläres Wunder erwartet wird enttäuscht, denn auch dieses
kommt leise daher. Zum Ende hin kommt schließlich ein wenig Spannung auf und für
mich passt der Abschluss sehr gut zur Geschichte.
„Vielleicht passiert ein Wunder“ erzählt von Steffi und Rhys, die sich mittels
Gebärdensprache, Zettelchen und Chats schnell anfreunden. Die beiden erleben
viele schöne Momente zusammen, müssen sich aber auch für sie neuen Herausforderungen
stellen. Auch wenn die kleinen Entwicklungsschritte gut zu den Charakteren
passen hätte ich mir noch mehr Schwung gewünscht. Eine herzerwärmende Feelgood-Geschichte,
die gleichzeitig ins Nachdenken über den Umgang mit Handicaps und das Streben
nach Selbstständigkeit bringt.
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Vielleicht passiert ein Wunder
Autorin: Sara Barnard
Übersetzerin: Ilse Layer
Hardcover: 416 Seiten
Erschienen am 23. Mai 2018
Verlag: FISCHER Sauerländer