Die Österreicherin Mareike Fallwickl beschreibt in ihrem
Debütroman „Dunkelgrün fast schwarz“ die Geschichte einer Freundschaft. Raffael
und Moritz sind sich im Beisein ihrer Mütter und Geschwister im Alter von vier
Jahren auf dem Spielplatz des kleinen Ortes Hallein in der Nähe von Salzburg
zum ersten Mal begegnet. Seit diesem Tag sind die beiden Jungen befreundet,
gehen zusammen in den gleichen Kindergarten und die Schule. Als sie siebzehn
Jahre alt sind bekommen sie eine neue Mitschülerin, Johanna, die fortan die
dritte in ihrem Bunde sein wird. Ein Jahr später geschieht etwas Unerwartetes
nachdem die Freunde ihre eigenen Wege gehen. Erst 16 Jahre später begegnen sie
sich wieder.
Dunkelgrün fast schwarz ist die Farbwahrnehmung die Moritz
mit Raffael verbindet als dieser ihn nach all den Jahren in Hallein
unangekündigt besucht. Moritz ist Synästhetiker und nur sein bester Freund weiß
darüber Bescheid. Kleine Geheimnisse wie diese verbinden Moritz und Raffael und
stärken ihr Vertrauen zueinander. Raffaels Aura war für ihn immer grün, das er
aber inzwischen dunkler wahrnimmt. Für mich als Leser ging diese Änderung in
der Wahrnehmung von Moritz einher mit der Vorstellung, dass die Gesinnung von
Raffael noch beängstigender geworden ist. Raffael ist die treibende Kraft in
der Freundschaft, der sich Aktivitäten ausdenkt und auch zu Schabernack
aufruft. Moritz dagegen ist ein guter Beobachter und besonnener, lässt sich
aber gerne zu Spaß und Unsinn verführen. Einige werden sich in der
Konstellation dieser Freundschaft sicher wiedererkennen. Als Johanna die beiden
Jugendlichen kennenlernt ist altersmäßig weit mehr im Spiel als nur
Freundschaft. Die Gefühle sind nun tiefer und eindringlicher, sie können
heilsam sein und glücklich stimmen, aber auch verletzen.
Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht der drei Freunde
erzählt, aber auch von Moritz‘ Mutter als Ich-Erzählerin. Auf diese Weise
erreicht die Autorin, dass bestimmte Ereignisse aus unterschiedlichen Winkeln
erzählt werden können, aber keine wichtigen Details verloren gehen. Bereits von
Anfang an wusste ich als Leserin, dass es einen tiefen Schnitt in der Vergangenheit
der Freundschaft gegeben hatte und wollte natürlich unbedingt erfahren, was
damals geschehen ist. Mareike Fallwickl versorgt den Leser nach und nach in
wohldosiertem Maß mit Wissen, um dieses große Geheimnis zu entschlüsseln.
Die Autorin kratzt an der Oberfläche der Fassade ihrer
Figuren und lässt uns unter den Anschein von Freundschaft und Integrität
schauen. Sie zeigt auf vielfache Weise, wie unsere Gefühle uns beherrschen und
wie stark unser Sehnen nach Gesellschaft ist. Mit glasklarer Sprache hat Mareike
Fallwickl ein begeisterndes Romandebüt geschrieben, das ich jedem gerne
empfehlen möchte.
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Titel: Dunkelgrün fast schwarz
Autorin: Mareike Fallwickl
Erscheinungsdatum: 05.03.2018
Verlag: Frankfurter Verlagssanstalt (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag