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Lempi, das heißt Liebe
Autorin:Minna Rytisalo
Übersetzerin: Elina Kritzokat
Hardcover: 224 Seiten
Übersetzerin: Elina Kritzokat
Hardcover: 224 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2018
Verlag: Hanser
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Viljami lebt und arbeitet als Bauer in Lappland zur Zeit des 2.
Weltkriegs. Als er in der kleinen Stadt Rovaniemi Lempi erblickt, die Tochter
eines Ladenbesitzers, verliebt er sich sofort in sie. Kurz darauf heiraten die
beiden und Lempi zieht zu Viljami auf den Hof. Als Unterstützung für Lempi holt
er die Magd Elli ins Haus. Doch nach nur einem Sommer wird Viljami zum
Kriegsdienst eingezogen. Dass Lempi schwanger ist erfährt er erst, als er schon
an der Front kämpft. Als der psychisch versehrte Viljami schließlich gen Heimat
aufbricht, weiß er aus Briefen, dass Lempi verschwunden ist. Was bleibt ihm
ohne sie?
Das Cover zeigt hinter dem Titel eine Frau mit rotem Oberteil und
grünem Rock. Sie tritt vor dem weißen Hintergrund deutlich heraus, ist aber nur
verschwommen zu erkennen. Das könnte ein Sinnbild für die Abwesenheit Lempis
sein, die in diesem Buch die zentrale Rolle spielt, ohne selbst zu Wort zu
kommen.
Die ersten Seiten des Romans liefern Bruchstücke, die in Kombination
mit späteren Informationen ein Bild ergeben. Der Prolog schildert das
Eintreffen einer Frau, drei danach abgedruckte Briefe von Elli an Viljami
berichten von Lempis Verschwinden – erst soll sie mit einem Deutschen
mitgefahren sein, dann heißt es, sie sei tot. Als Viljami schließlich das Wort
ergreift, begegnet der Leser einem von Verlust und Krieg gebrochenen Mann. Er
befindet sich auf dem Weg in die Heimat, dabei lässt er sich viel Zeit und
flüchtet sich in Erinnerungen aus besseren Tagen, vor die sich immer wieder das
schmerzliche Erkennen schiebt, dass all das verloren ist.
Beim Lesen von Viljamis Worten spürte ich seinen Schmerz und wie
bittersüß jede einzelne Erinnerung an Lempi für ihn ist in jeder Zeile. Das
Buch besitzt eine emotionale Dichte, die mich seine Verzweiflung und innere
Leere spüren ließ. Er berichtet von der ersten Begegnung, der Hochzeit und
vielen glücklichen Momenten, aber auch von seinem Abschied, den
sehnsuchtsvollen Briefen aneinander und der Zeit im Lazarett. Seine Gedanken
springen hin und her, wollen schöne Momente festhalten und landen wieder in
seinem trostlosen Jetzt.
Nach Viljami kommen zwei Frauen zu Wort, die das Bild von Lempi
ergänzen. Die Magd Elli ist mit Lempis zwei Söhnen – der eine leiblich, der
andere aufgenommen – schon wieder zurück auf dem Hof. Sie wartet auf die
Rückkehr Viljamis, der endlich erkennen soll, dass eigentlich sie die richtige
Frau für ihn ist. Ihre brennende Eifersucht auf Lempi ist mehr als
offensichtlich. Was weiß sie über ihren Verbleib? Lempis Schwester Sisko erinnert
sich insbesondere an die Zeit vor ihrer Hochzeit, als die beiden noch im selben
Zimmer schliefen und sich die Zukunft ausmalten. Ihr Schicksal ist exemplarisch
für das vieler Frauen aus Lappland, die sich in einen Deutschen verliebten.
Trotzdem bleibt ihr Weg eng mit Lempis Geschichte verknüpft.
Jeder der drei Erzählenden hat ein ganz anderes Bild von Lempi und es
bleibt dem Leser überlassen, aus den subjektiven Beschreibungen ein möglichst
objektives Bild von dieser abwesenden Figur zu extrahieren. Was für ein Mensch
ist das, dem so starke Liebe und gleichzeitig so enormer Hass gilt? Die Autorin
lässt den Leser tief ins Innenleben der drei Lempi umkreisenden Akteure blicken
und gibt ihnen jeweils eine ganz eigene, starke Stimme. Mich überzeugte der
Roman vor allem mit seiner emotionalen Wucht, die mich beim Lesen dieser
stillen Handlung traf. Ich gebe eine klare Leseempfehlung.