Titel: Der rote Swimmingpool
Autorin: Natalie Buchholz
Erscheinungsdatum: 14.05.2018
Verlag: Hanser Berlin (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
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„Der rote Swimmingpool“ ist das Debüt von Natalie Buchholz.
Entsprechend dem Titel ist das Cover so gestaltet, als ob man auf den Grund des
Pools, der rot gekachelt ist, sehen könnte. Einen roten Swimmingpool besitzen
die Eltern des 17-jährigen Protagonisten Adam. Seine Freunde sind gerne bei ihm
zu Besuch, nicht nur wegen des Swimmingpools, sondern auch wegen seiner Mutter Eva
die sie bewundern. Die Ehe seiner Eltern erscheint perfekt, doch dann verlässt
der Vater die Familie, ohne dass Adam den Grund nachvollziehen kann.
Dem Roman vorangestellt ist eine Urteilsbegründung aus der
hervorgeht, dass der Angeklagte zu Arbeitsstunden in der Altenpflege verurteilt
wird. Bald schon konnte ich als Leser Adam in dem Verurteilten erkennen. Seine
Mutter ist Französin, sein Vater Pole, der nach Deutschland gekommen ist, um
dort Erfolg zu haben. Nachdem sie sich in Frankreich kennengelernt haben, ist
Eva ihrem Mann nach Niederbayern gefolgt. Adam hat in all den Jahren die
kleinen Zärteleien seiner Eltern miteinander verfolgt, die für ihn auf eine
funktionierende Ehe hindeuteten. Die Trennung schmerzt ihn, Verständnis dafür
findet er keins. Er zieht aus dem Haus in eine Wohngemeinschaft, die ihn einige
Umstellung kostet und überfordert. Aus jugendlichem Leichtsinn verbunden mit
Impulsivität kommt es zu seinem Vergehen, das er anschließend bereut.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Im Wechsel
erzählt Adam als Ich-Erzähler einerseits aus seinem derzeitigen Leben und
andererseits schaut er zurück auf die Zeit vom Ehezwist mit der folgenden
Scheidung bis hin zur Straftat. Inzwischen ist er Volljährig und lernt während
des Ableistens der auferlegten Sozialstunden eine etwa gleichaltrige junge Frau
kennen. Natalie Buchholz versetzt sich gekonnt in den jungen Mann Adam und
beschreibt einfühlsam die Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen. Die gewählte
Erzählperspektive erleichterte es mir, diese nachzuvollziehen. Er fühlt das
Vertrauen zu seinen Eltern verraten, er fühlt sich ausgenutzt und hilflos.
Dabei war er bisher so stolz auf Mutter und Vater und den Zusammenhalt in der
Familie. Coming-of-Age wird in diesem Roman nachvollziehbar beschrieben. Inzwischen
steht Adam kurz vor seinem Studium. Die gemeinnützige Arbeit verlangt von ihm
die Übernahme von Verantwortung. Eine aufkeimende Liebe lässt ihn reifer und
selbstbewusster werden.
Trotz des problematischen Hintergrunds erzählt Adam den
Roman aus einer unbefangenen jugendlichen Sicht, was ihm einen leichtgängigen
Unterton mitgibt. Von Beginn an war ich gespannt, warum er verurteilt wurde und
wie es überhaupt dazu kam. Einige unerwartete Wendungen und kleine Cliffhanger
hielten den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht. Mit viel Empathie hat Nathalie
Buchholz einen bewegenden Roman geschrieben, der besonders ist und im
Gedächtnis bleibt. Ich empfehle ihn gerne weiter.