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Mittwoch, 11. Juli 2018

[Rezension Ingrid] Die Schönheit der Nacht von Nina George


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Titel: Die Schönheit der Nacht
Autorin: Nina George
Erscheinungsdatum: 02.05.2018
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
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Im Roman „Die Schönheit der Nacht“ von Nina George, sucht die Protagonistin Claire nach ihrem Selbst. Ihre Gedanken stürzen sie dabei in einen Strudel der Gefühle. Der alljährliche Urlaub in der Bretagne steht kurz bevor. Er ist immer mit einer Fahrt durch die Nacht verbunden, dem Meer entgegen. Die Nächte in der nordwestlichen Region Frankreichs können still sein und zum Nachdenken anregen. Claire liebt die Momente in denen sich die Schönheit der Zeit der Dunkelheit offenbart. Der Reißverschluss des Kleids der Frau auf dem Cover verführt zum Öffnen und scheint nach einem passenden galanten Menschen dafür zu suchen. Gleichzeitig verspricht er nach dem Herabziehen im übertragenen Sinn einen Blick unter die Oberfläche.

Claire ist Anfang 40 und Verhaltensbiologin. Sie erhält als Professorin der Universität ein festes Gehalt, das die Lebensgrundlage der Familie bildet, denn ihr Ehemann Gilles ist freischaffender Komponist. Durch ihren Beruf bedingt kann sie Handlungen erklären und scheint tief in das Gewissen des Menschen blicken zu können. Ihr Sohn Nicholas war kein Wunschkind, doch sie war immer für ihn da. Jetzt ist er 21 Jahre alt und stellt seinen Eltern seine neue Freundin Julie vor. Er ahnt nicht, dass Julie in ihrem Job als Reinigungskraft im Hotel seine Mutter bereits getroffen hat und daraus eine prekäre Situation erahnt. Julie wird zum gemeinsamen Urlaub eingeladen. Für die beiden Frauen ist es der Beginn einer Suche nach sich selbst, nach dem was sie sein wollen und dem Abwägen, wie viel Offenheit darüber die Mitglieder einer Familie ertragen können.

Ihren Fokus legt die Autorin im Roman auf die weiblichen Protagonistinnen Claire und Julie. Als allwissende Erzählerin wechselt sie mühelos die Perspektive und taucht tief in die Gedanken ihrer Figuren ein.  Claire beobachtet gerne ihre Mitmenschen und hinterfragt deren Handlungen. Sie setzt sie in Bezug auf ihr eigenes Tun und Denken. Es ist nicht leicht für sie, ihren Sohn loszulassen, die Lücke des „Sichkümmerns“ ist auszufüllen und ermöglicht ihr, sich wieder mehr ihrem Ehemann zuzuwenden. Doch ihr Verhältnis zueinander hat sich im Lauf der Zeit geändert und Claire möchte eigentlich lieber sich selbst gehören, endlich ein selbstbestimmtes Leben führen ohne Verpflichtungen anderen gegenüber. Julie dagegen, muss sich darüber eine Meinung bilden, ob sie bereit ist, mit Nicholas ihren weiteren Lebensweg zu gehen. Schon zu Beginn des Kennenlernens seiner Eltern ist sie sehr darum bemüht sich so verhalten, dass sie im Familienkreis anerkannt wird. Die Nähe zu Claire löst in ihr unbekannte Empfindungen aus und ändert ihre Einstellungen.

Nina Georges Sprache ist voller Ausdruckskraft. Jeder ihrer Sätze erscheint durchdacht und platziert, ohne je künstlich zu wirken. Sie versteht es die Gefühle jedes einzelnen Charakters einzufangen und die Emotionen zum Leser hin zu transportieren. Ihre Geschichte hat sie in einer wundervollen Landschaft platziert, die ich selbst schon kennen gelernt habe und mir dadurch die Szenen noch besser vorstellen konnte.  Durch das Einflechten von französischen Wörtern zaubert sie ein wenig landestypisches Flair in den Roman.

Erneut gelingt es Nina George mit „Die Schönheit der Nacht“ einen Roman vorzulegen, der tiefe Emotionen transportiert und den Leser berührt und bewegt, so dass er noch lange nachhallt. Gerne empfehle ich das Buch weiter.