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Königskinder
Autor: Alex Capus
Hardcover: 176 Seiten
Hardcover: 176 Seiten
Erscheinungsdatum: 20. August 2018
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Max und Tina, seit sechsundzwanzig Jahren ein Paar, bleiben eines
Nachts mit ihrem Auto auf einem verschneiten Alpenpass im Greyerzerland stecken,
den sie trotz Sperrung befahren haben. Um das Warten auf den Morgen zu
verkürzen, beginnt Max, eine Geschichte zu erzählen. Diese nimmt ihren Anfang
in einer Melkhütte, die man aus dem Auto heraus beinahe sehen könnte. Max
berichtet, dass dort vor über zwei Jahrhunderten der Hirte Jakob lebte. Seine
Liebe zu Marie, einer reichen Bauerstochter, wird von deren Vater missbilligt. Trotzdem
kreisen die Gedanken der beiden unbeirrbar umeinander. Sein Weg wird Jakob
schließlich bis an den Hof von Ludwig XVI führen.
Zu Beginn des Buches lernt der Leser Max und Tina kennen, die sich mit
ihrem roten Toyota Corolla über eine verschneite Passstraße kämpfen. Die beiden
zanken sich ständig über Kleinigkeiten, zum Beispiel über die Frage, wann man
den Scheibenwischer einstellen sollte. Trotzdem merkt man schnell eine
Verbundenheit zwischen ihnen. Ihr Ton bleibt immer wertschätzend, und über die
großen Dinge im Leben sind sie sich einig, das wissen sie beide.
Als schließlich klar wird, dass sie die Nacht über eingeschneit im Auto
verbringen müssen, beginnt Max mit seiner Geschichte. Jakob und Marie stammen
beide aus einem bäuerlichen Umfeld, aus einer gesellschaftlichen Perspektive
liegen trotzdem Welten zwischen ihnen. Jakob wohnt als Eremit in einer keinen
Melkhütte auf der Alp. Im Sommer kümmert er sich um einige Rinder, ansonsten
ist er allein und spricht über Jahre hinweg nur wenig. Marie hingegen ist die
Tochter eines wohlhabende Bauern im Tal, der erwartet, das sie eine gute Partie
macht. Doch auch ohne viele Worte merkten die beiden bei ihrem
Aufeinandertreffen schnell, dass sie ihre Zeit miteinander verbringen wollen.
Die Sprache des Autors ist zart und poetisch. Trotz des
Liebe-auf-den-ersten-Blick Szenarios wird es nicht kitschig. Max‘ Erzählung
wird von Tina immer wieder durch unterhaltsame, oft sarkastische Kommentare
unterbrochen, in denen sie zum Beispiel hinterfragt, ob Max sich gerade an
Klischees bedient. Die Geschichte richtet ihren Blick auch auf kleine Details,
wodurch die Szenen noch lebendiger wurden.
Jakob und Marie verbindet etwas, dass ohne große Worte auskommt. Doch
es werden die gesellschaftlichen Restriktionen jener Zeit deutlich, die ein
Zusammensein der beiden verhindern wollen, auch wenn die beiden die Meinung
anderer wenig schert und sie still dagegen rebellieren. Jakob findet sich
schließlich in Frankreich wieder und erlebt dort als stiller, bescheidener
Beobachter bedeutende Momente der Weltgeschichte hautnah mit. Er und Marie
machen das beste aus ihrer Situation, stets in Gedanken an den anderen. Kann
sich für sie noch alles zum Guten wenden?
Obwohl ich das Buch bei hohen Temperaturen las, fühlte ich mich beim
Lesen Max und Tina in ihrem eingeschneiten Auto nah und ließ mich von der
Geschichte gefangen nehmen. Mir haben die beiden eng miteinander verwobenen
Erzählstränge sehr gut gefallen. Ich empfehle diesen Ausflug in die
verschneiten Berge und in die Vergangenheit, diese Geschichte voll stiller
Liebe uneingeschränkt weiter!