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Titel: Manhattan Beach
Autorin: Jennifer Egan
Übersetzer: Henning Ahrens
Erscheinungsdatum: 29.08.2018
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
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Titel und Cover des Romans „Manhattan Beach“ von Jennifer
Egan verrieten mir als Leser schon den Ort, an dem die Geschichte mich hinführen
würde, als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm. Im Hintergrund des
Umschlagfotos ist die Skyline von Manhattan zu sehen, Manhattan Beach jedoch
befindet sich am südlichen Ende von Brooklyn. Es ist der Schauplatz des ersten
Kapitels mit einem Treffen der drei Protagonisten in den 1930er Jahren, welches das Leben von jedem von ihnen nachhaltig verändern wird. Ein Interview mit Jennifer Egan, das dem Roman
vorweg gestellt wird, lieferte mir nicht nur Informationen zur Entstehung des
Buch, sondern auch Fotos, die die Fakten im Buch ergänzten.
Im Mittelpunkt des Romans stehen Anna Kerrigan, ihr Vater
Eddie und dessen neuer Arbeitgeber Dexter Styles, dem Chef mehrerer Nachtclubs.
Als Jugendliche begleitet Anna ihren Vater häufig bei seinen Lieferungen von
Umschlägen mit wichtigem Inhalt. Nur sehr knapp kommt die Familie mit dem Lohn
zurecht, die Mutter verdient als Näherin einiges dazu. Anna hat eine jüngere
schwer behinderte Schwester, die viel Aufmerksamkeit benötigt. Als sie fast
dreizehn Jahre alt ist verschwindet Eddie spurlos. Ihr Studium bricht sie ab, um
ihren Beitrag zum Kriegsdienst des Zweiten Weltkriegs zu leisten. Sie arbeitet bei der Brooklyner
Marinewerft und überprüft dort kleine Maschinenteile. Doch ihr großer Traum ist
es, sich den Tauchern der Marine anzuschließen, die sie in ihren Pausen bei
Reparaturen an Schiffen beobachten kann. Eigentlich ist der Beruf nur Männern
vorbehalten, doch viele von ihnen sind im Krieg, darin sieht sie ihre Chance. Mit
einer Freundin besucht sie abends einen Club, in dem sie Dexter auffällt.
Zwischen beiden entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung.
Jennifer Egan hat mit Anna eine starke Frauenfigur
geschaffen, die mutig und unbeirrt ihren Weg geht und sich dabei den Widrigkeiten
ihrer Zeit stellt. Bei ihren Recherchen war es der Autorin möglich, selbst
einmal einen der damaligen Tauchanzüge anzuziehen, so dass ihre Beschreibungen
rund um den Tauchvorgang authentisch wirken. Anna verfolgt aber nicht nur
entschlossen ihren Traum, sondern zeigt im Umgang mit ihrer schwer behinderten
Schwester auch ihre mitfühlende Seite. Einen weiteren Kontrast hierzu zeigt die
Autorin indem sie ihre Protagonistin am Nachtleben von New York teilnehmen
lässt. Hier trifft sie auf zwielichtige Gestalten. Schon durch Eddie und Dexter
wurde ich in die Welt der Schwarzmarktgeschäfte, der Kleinkriminellen und des
organisierten Verbrechens mitgenommen.
Das Geschehen geht einher mit der Geschichte New Yorks vor,
während und nach dem 2. Weltkrieg. Einiges beschreibt die Autorin sehr
detailreich. Es gelingt ihr trefflich, ein vorstellbares Bild der Ereignisse zu
schaffen. Bald standen die beiden Fragen im Raum, warum Eddie verschwunden ist
und ob Anna ihren Traum verwirklichen kann, die nach raschen Antworten
verlangten. Dennoch konnte mich die Erzählung nicht mitreißen, was vielleicht
daran lag, dass die Handlung zwischen den Protagonisten immer wieder wechselt,
auch auf unterschiedlichen Zeitebenen. Der Schluss war für mich nicht wirklich
stimmig.
„Manhattan Beach“ erzählt einen historischen
Zeitabschnitt aus einer neuen Sicht mit einer heldenhaften Protagonistin. Die
Autorin überzeugt mit bewegenden Hintergrundgeschichten und einer
unvoreingenommenen Sicht auf die Ereignisse, die sie in ihrer klaren Sprache
einfängt. Gerne empfehle ich den Roman daher weiter.