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Als der Zufall sich verliebte
Autor: Yoav Blum
Übersetzerin: Helene Seidler
Autor: Yoav Blum
Übersetzerin: Helene Seidler
Hardcover: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 4. September 2018
Verlag: Pendo
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Guy arbeitet als Zufallsstifter, eine Tätigkeit, die in erster Linie geheim
ist und bei der man dazu gewissermaßen als Agent arbeitet. Seit seinem
Ausbildungsbeginn vor drei Jahren hat er rund 250 Aufträge ausgeführt: Er hat zum
Beispiel Paare zusammengebracht und Künstler inspiriert, wobei auch manchmal Schritte
wie ein Jobverlust nötig sind. Eric und Emily, die gemeinsam mit ihm
ausgebildet wurden, sind seine einzigen Freunde, mit denen er sich regelmäßig
austauscht. Emily wäre gern mehr als eine Freundin für ihn. Doch Guy kann seine
verlorene Liebe nicht vergessen. Sein neuer, mysteriöser Auftrag stellt ihn
schließlich vor eine folgenschwere Entscheidung.
Das Cover ist mit seinen herbstlichen Farben ein echter Hingucker und
zeigt einige Schmetterlinge. Der Schmetterlingseffekt beschreibt ein Phänomen,
bei dem nicht vorhersehbar ist, wie sich kleine Aktionen langfristig auf das
große Ganze auswirken. Außerdem ist es eine Anspielung auf die Abschlussprüfung
des Protagonisten, über die der Leser später mehr erfährt. Damit passt der
Schmetterling gut zur Grundidee des Buches, die beim Lesen der Buchbeschreibung
meine Neugier sofort wecken könnte. Überall sind ganz im Geheimen sogenannte
Zufallsstifter aktiv, die entscheidende Wendungen minutiös planen und durch viele
kleine Manipulationen so geschickt umsetzen, dass niemand auf die Idee kommt, jemand
hätte hier seine Finger im Spiel gehabt.
Im ersten Kapitel erhält der Leser gleich eine Kostprobe dieser
Tätigkeit. Nach intensiver Vorbereitung sorgt der Zufallsstifter Guy dafür,
dass eine Kellnerin und ein Student, der regelmäßig das Café besucht, den Abend
am Strand gemeinsam verbringen und es dort endlich zwischen ihnen funkt. Der
Plan funktioniert jedoch nur, nachdem Guy der Kellnerin vorher einen
schrecklichen Tag beschert hat. Der Leser merkt dabei schnell, dass die Zufallsstiftung
auch seine Schattenseiten hat. Auch Rückschläge oder Enttäuschungen auszulösen,
die auf einen größeren Plan einzahlen, gehört dazu.
Guys Freunde Emily und Eric sind ebenfalls Zufallsstifter. Sie haben
vor drei Jahren gemeinsam die Ausbildung beim General durchlaufen. An diese Zeit
erinnert sich Guy oft zurück und lässt den Leser an den Lektionen teilhaben.
Diese zu Lesen ist oft amüsant, bringt aber auch ins nachdenken. Da geht es um
Vorhersagen beim Billard spielen und Wetten, bei denen alle Bewohner eines Hauses
gleichzeitig ihre Wäsche aufhängen sollen, aber auch um die Frage, wie Glück
berechnet wird und welche Fehler beim Treffen einer Wahl gemacht werden.
Die Geschichte wird in ruhigem Tempo erzählt, der Autor baut vieles auf,
dessen Verbindungen erst später überraschend offenbar werden. Mir haben die vielen
kreativen Ideen rund um die Tätigkeit als Zufallsstifter sehr gut gefallen. In
dieser Hinsicht ist auch der Buchtitel etwas irreführend, denn im Zentrum steht
die Frage, was Guy aus seinem Leben als Zufallsstifter machen möchte. Liebe
spielt zwar eine Rolle, insbesondere die verlorene Liebe von Guy, doch ich
würde das Buch nicht als Liebesgeschichte im engeren Sinne bezeichnen.
Guy gewinnt als Zufallsstifter zunehmend an Routine, erinnert sich aber
immer wieder an seine Vergangenheit als eingebildeter Freund. Zwar bietet sein
neues Dasein einige Vorteile, doch er hat dabei Kassandra verloren, der seine
Liebe nach wie vor gilt. Lange erfährt der Leser nicht mehr über sie, zu
schmerzhaft scheint die Erinnerung für Guy zu sein. Dieser will sich deshalb
nicht auf etwas neues einlassen, ganz zum Leidwesen von Emily. Auch in seinem
neuesten Auftrag wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Zum Ende hin
wird es spannend, denn die Charaktere müssen wichtige Entscheidungen treffen
und nach dramatischen und ungewissen Momenten findet das Buch zu einem
Abschluss, der mir richtig gut gefallen hat.
In „Als der Zufall sich verliebte“ begleitet der Leser Guy, der im
Geheimen komplexe Pläne umsetzt und damit Zufälle stiftet. Doch seine
Vergangenheit und vor allem seine verlorene Liebe kann er nicht ganz loslassen.
Seine Tätigkeit bietet viele unterhaltsame Momente. Gleichzeitig wird auch thematisiert,
inwiefern man in den Verlauf der Ereignisse eingreifen darf, wenn es einem
höheren Zweck dient und die grundsätzliche Frage gestellt, was eigentlich Glück
bedeutet. Der Autor hat seine kreative Grundidee gelungen umgesetzt und lässt
nach und nach alle Puzzlestücke an ihren Platz fallen. Ich spreche eine klare Leseempfehlung
aus!