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Titel: Die vergessene Burg
Autorin: Susanne Goga
Erscheinungsdatum: 10.09.2018
Verlag: Diana (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783453359727
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Ein breiter Fluss, ein Schloss an seinem Ufer … zunächst
dachte ich bei dem Cover des Romans „Die vergessene Burg“ an eine englische
Landschaft, doch die Mönchengladbacherin Susanne Goga entführte mich mit ihrer
Geschichte an den wunderschönen Rhein nach Bonn. Ich begleitete die
Protagonistin Paula Cooper im Jahr 1868 bei der Suche nach ihrem Vater, der
seit Jahren verschwunden ist. Ihre Nachforschungen führen sie bis zur Ruine der
Burg Ehrenfels unweit von Rüdesheim am Rhein. Die Innenklappen des Buchs sind
liebevoll gestaltet und zeigen einige Fotos von Bonn und der Landschaft um den
Drachenfels am Rhein, die die Autorin selbst aufgenommen hat.
Die 32jährige Paula lebte in den vergangenen Jahren als
Gesellschafterin bei einer älteren, kränklichen Cousine ihrer Mutter in einer
kleinen Ortschaft unweit Londons. Eines Tages erreicht sie ein Brief von einem
ihr bisher unbekannten Onkel aus Bonn. Darin steht, dass er schwer erkrankt sei
und sie bitte, ihn noch vor seinem Tod zu besuchen. Als sie das Grab ihres
Vaters wieder einmal aufsucht, erfährt sie durch Zufall, dass das Grab leer
ist. Paula ist nicht nur in ihrer Stellung unzufrieden, sondern durch die
Ereignisse verständlicherweise auch über ihre Mutter und deren Lügen sehr
verärgert, so dass sie beschließt nach Bonn zu reisen.
Ihr Onkel, der Andenkenhändler Rudy Cooper, weiß leider auch
nichts Genaues über den Verbleib ihres Vaters, doch sie gewinnt sehr schnell
sein Vertrauen. Daher unterstützt Rudy die Idee, ihren Vater zu suchen. Begleitet
wird sie von dem englischen Fotografen Benjamin Trevor, den sie in Bonn kennen
gelernt hat. Nicht nur das Verschwinden ihres Vaters ist Paula rätselhaft,
sondern ihr fallen auch ein seltsames Verhalten ihres Onkels und das des
Fotografen auf, die sie nicht einordnen kann. Durch ihre Hartnäckigkeit gelingt
es ihr mit und mit den Geheimnissen auf die Spur zu kommen.
Die Figur der Paula und ihre Entwicklung hat mir sehr gut gefallen.
Lange Zeit hat sie dem Wunsch der Mutter entsprochen, sich um deren Cousine zu
kümmern und dadurch ein versorgtes Leben zu führen. Sie hat sich dabei einen
gewissen gesellschaftlichen Stand erhalten, ohne von einem Ehemann abhängig zu
sein. Allerdings traten ihre eigenen Interessen in den Hintergrund und sie hat
verlernt, Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Der Brief ihres Onkels
bringt sie zum Nachdenken über ihre Zukunft, sie beginnt sich selbst und ihre
Gefühle zu hinterfragen. Während sie bisher noch nie außerhalb von England war,
so fasst sie jetzt den Mut zu einer Reise bei der sie auf sich allein gestellt
sein wird. Das Gelingen stärkt ihr Selbstwertgefühl. Bei ihrem Onkel wartet
bereits eine neue Herausforderung. Sie ist stolz, als sie diese ebenfalls ohne große
Probleme meistert. Doch auch die weiteren Charaktere zeichnet Susanne Goga
abwechslungsreich und interessant durch die kleinen Geheimnisse die jeder
verbirgt wie beispielsweise Paulas Onkel Rudy, dessen besten Freund, Paulas
Mutter und Benjamin Trevor.
Es hat mich gefreut, dass der Roman in einer Gegend spielt,
die ich auch schon mehrfach besucht habe. Die Autorin versteht es die
zauberhafte Landschaft trefflich zu beschreiben. In ihren Schilderungen ist
ihre eigene Liebe für die Umgebung zu spüren. Ein Gedicht von Heinrich Heine
erinnerte mich an dessen Vertonung. Rund um die Berufe der handelnden Personen
Rudy und Benjamin erfuhr ich mehr über Andenken und den Stand der Fotografie im
Jahr 1868. Dank ihrer sehr guten Recherche und entsprechend genauer
Beschreibung befand ich mich auf den Spuren der damaligen Touristen am Rhein,
zu denen auch Mitglieder der Englisch Community in Bonn gehörten.
Susanne Goga schreibt leicht lesbar und unterhaltsam. Mehrere
Familiengeheimnisse hat sie geschickt in die Handlung eingebunden und deckt
diese in kleinen Teilen auf, so dass bis zum Schluss eine unterschwellige
Spannung vorhanden ist. Das Setting hat mich angesprochen ebenso wie die
Einbindung von zeitlich passenden kulturellen Elementen. Der Roman hat mir sehr
gut gefallen und daher empfehle ich ihn gerne weiter an alle Leser historischer
Romane.