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Titel: Ich war Diener im Hause Hobbs
Autorin: Verena Roßbacher
Erscheinungsdatum: 16.08.2018
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
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Der Roman „Ich war Diener im Hause Hobbs“ von Verena Roßbacher
beginnt im Prolog mit einem aufgefundenen Toten. Christian Kauffmann, der
Diener der Familie und Protagonist der Geschichte findet ihn in seinen
Räumlichkeiten im Gartenhaus der Familie Hobbs. Passend zu seinem Beruf, über
den Christian in diesem Buch spricht, sind auf dem Cover im oberen Teil Straußenfederstaubwedel
abgebildet, im unteren Bereich sind es Zweige einer palmenähnlichen Pflanze, hinter
er sich leicht beim Abstauben verbergen kann, um dann Gesprächen zu lauschen,
die eigentlich nicht für ihn bestimmt sind. Die Abbildungen sind kunstvoll bunt
gestaltet, sie zeigen an, dass Kunst im Roman eine Rolle spielen wird.
Christian Kauffmann ist in Feldkirch an der westlichen
Grenze Österreichs zu Hause. Nach seiner Matura beschließt er, eine Ausbildung
als Diener an einer Fachschule in den Niederlanden zu absolvieren. Über eine
gute alte Bekannte bekommt er die Empfehlung für seine erste Stellung, die er
bei der Familie Hobbs in Zürich antritt. Christian erzählt seine Geschichte in
der Ich-Form im Rückblick auf die vergangenen Jahre. Er versucht zu verstehen,
wie es zu dem Unglück und Skandal im Haushalt der Hobbs kommen konnte. Seine
Gedanken treiben zurück bis in seine Jugend im Kreis von vier Freunden, die
auch später noch eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen. Nach Betrachten
der Ereignisse von vielen Seiten stößt er schließlich auf lange verborgene
Familiengeheimnisse in Zürich und in Feldkirch.
Der Titel des Romans verweist gleich auf die Tatsache, dass
der Protagonist seinen Job im Hause Hobbs beendet hat. Im Raum steht also schon
zu Beginn die Frage nach dem Warum. Der Prolog wirft mehr und weitere Fragen
auf als das er Antworten liefert. Verena Roßbacher, die selbst einige Zeit als
Hausmädchen in der Schweiz gearbeitet hat, wählt für ihre Hauptfigur einen
heute eher ungewöhnlichen Beruf. Zunächst dachte ich daher durch den Buchtitel
an eine historische Geschichte, doch das Buch ist ein Coming-of-Age-Roman. Das
was die Autorin hier ihren Protagonisten über die Ausbildung und das Ausüben
seines Jobs berichten lässt, fand ich faszinierend und real geschildert. Im
verschreckten Plauderton wendet Christian sich an den Leser und verzettelt sich
im Laufe der Seiten mit scheinbaren Nebensächlichkeiten, die er auch bemerkt.
Er spricht dabei einige seiner Vermutungen an, doch bis alle Puzzlesteine an
seinen Platz gefallen sind, dauert es bis zum Ende des Buchs.
Der Protagonist wirkt auf mich ein wenig naiv und dem
Klischee des Dieners entsprechend unterwürfig aber versnobt. Es lässt ihn immer
noch nicht los was ihm bei den Hobbs passiert ist und in seiner Erzählung
verteidigt er seine Unwissenheit über Zusammenhänge, die er bei genauerem
Hinsehen, wie es in seinem Job zur Unterstützung seiner Arbeitgeber eigentlich
verlangt wird, hätte erkennen müssen. So kommt es auch zu den prägnanten
Eingangssätzen des Romans von denen einer lautet „Es war ein schlampiger Tag“,
der damit seine eigene Unzulänglichkeit und seine mögliche Schuld zum Ausdruck
bringt. Sein langjähriger Partner, der als Hommage an den tatsächlich
existierenden Autor John Wray benannt ist, hat die Zusammenhänge wahrscheinlich
schon früher erkannt aber nichts gesagt. „Dies ist eine einfache Geschichte“
ist der zweite Satz. Er stellt sich aus Sicht von Christian in Bezug auf das
alte Sprichwort „Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall“ als
unausweichlich für die Familie Hobbs dar, war also voraussehbar. Daher ist er
unverkennbar unzufrieden mit sich, dass er Verbindungen nicht sofort gedeutet hat.
Lange weicht die Autorin der Aufdeckung der Hintergründe
aus. Stattdessen führte sie mich als Leserin in eine beschauliche
Kleinstadtidylle mit vier Jungen, die sich im jugendlichen Alter von
Gleichaltrigen abgrenzen wollten und nichts vom Erwachsenwerden hielten. Was
zunächst ohne Zusammenhang mit dem Skandal und dem Toten in der Schweiz wirkt
findet im Laufe der Geschichte immer näher zueinander.
Verena Roßacher hat mit „Ich war Diener im Hause Hobbs“
einen Roman geschrieben, der mit der Geduld des Lesers spielt. So angespannt
der Protagonist das Geschehen auch schildert, um sich selbst von einer
angenommenen Mitschuld zu befreien, so leichtgängig mit kleinen Umwegen,
psychologisch durchdacht und humorvoll liest sich der Roman. Mich hat er sehr
gut unterhalten und darum empfehle ich ihn gerne weiter.