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Titel: Junger Mann
Titel: Junger Mann
Autor: Wolf Haas
Erscheinungsdatum: 15.09.2018
Verlag: Hoffmann und Campe (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag (Leseexemplar)
ISBN: 9783455003888
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Im Roman „Junger Mann“ lässt Wolf Haas den Ich-Erzähler,
einen 13-jährigen Österreicher, über den Sommer 1973 erzählen. Sein Protagonist
ist so alt wie der Autor zur damaligen Zeit auch gewesen ist. Neben dem
unbenannten Erzähler spielt auch das junge Ehepaar Elsa und Tscho eine große
Rolle. Das Cover ist als Waage mit orangefarbenen Bezug gestaltet, denn eine
solche besitzt die Familie des Jugendlichen zur Gewichtskontrolle.
Der junge Mann lebt in Maria Alm am Steinernen Meer in
Österreich unweit der Grenze zu Deutschland. Hier besitzt unter anderem der
amtierende Bundespräsident Walter Scheel ein Ferienhaus und hier wurde auch der
Autor des Romans geboren. Mehrfach hat der junge Mann als Kind sich die Beine
gebrochen und bekam sie daher eingegipst, wie damals üblich. Als Seelentrost für
die relative Unbeweglichkeit erhielt er Schokolade, dessen Verzehr sich schon
früh in Übergewicht bei ihm zeigt. Der Ich-Erzähler kennt Tscho bereits von
Kindheit an, denn er ist der große Bruder eines älteren Freunds von ihm.
Zusammen mit seiner Frau Elsa ist er Housesitter reicher Amerikaner und fährt
außerdem noch LKW. Der junge Mann nimmt einen Job an der örtlichen Tankstelle
an, sieht eines Tages die Frau vom Tscho in dessen Pkw und verliebt sich in sie.
Ihm wird bewusst, dass er einige Kilogramm zu viel wiegt, um ihr zu gefallen
und beschließt deshalb, in den Sommerferien abzunehmen. Während es zu einer
schrittweisen Annäherung mit Elsa kommt, hat plötzlich Tscho eine ganz
spezielle Aufgabe für den jungen Mann.
Wolf Haas schreibt mit viel Witz und Sarkasmus gerade
so, wie ein 13 1/2-Jähriger sich seine Welt, mit der er trotz
Pubertätsproblemen klar kommen muss, schön redet. Ich weiß natürlich nicht,
wieviel eigene Erlebnisse in den Schilderungen des Autors stecken, aber
dadurch, dass er im Setting beheimatet ist und im gleichen Alter wie sein
Protagonist, wirkt seine Erzählung authentisch. Ich kann mich selbst auch noch
an die staatlich verordneten autofreien Tage erinnern die im Roman thematisiert
werden, auch wenn sie in Österreich anders geregelt wurden als in Deutschland.
Es ist für mich immer wieder schön, gedanklich in die Vergangenheit, in diesem
Fall in die 1970er Jahre zu reisen.
Während ich es zunächst für unmöglich ansah, dass Elsa
Interesse an dem noch jungen Ich-Erzähler finden könnte, so fand er doch in kleinen
Schritten das Vertrauen von ihr. Kaum zeigte sich die Möglichkeit einer
beginnenden Romanze dreht der Autor unerwartet die bis dahin nur in eine
Richtung weisende Erzählung in eine ganz andere. Was bis dahin eine überwiegend
amüsante Geschichte war, wird zum Roadmovie mit reichlich bewegenden Momenten,
wenn auch weiterhin mit heiterem Unterton. Die Dialoge mit durchweg kurzen
Sätzen enthalten eine gehörige Portion Schmäh.
Bewusst lässt Wolf Haas seine Figur unbenannt, denn
viele Leser werden deren Handlung gut nachvollziehen können und sich an deren
Stelle fühlen, weil sie einiges so oder so ähnlich in ihrer eignen Pubertät empfunden
haben. „Junger Mann“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der zeigt, dass ein einziger
Sommer die Gefühle eines Jugendlichen auf mannigfache Weise stark bewegen kann.
Aufgrund der Situationskomik ergibt sich eine Heiterkeit, die auch bei
ernsteren Themen nicht weicht. Gerne empfehle ich das Buch weiter.