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Die Schwestern vom Ku'damm. Jahre des Aufbaus
Autorin: Brigitte Riebe
Autorin: Brigitte Riebe
Hardcover: 432 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Oktober 2018
Verlag: Wunderlich
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Die drei Schwestern Rike, Silvie und Flori leben in Berlin, als im Mai
1945 die Sowjetarmee in Berlin einzieht. Der Familie gehörte vor dem Krieg ein
prächtiges Kaufhaus am Ku‘damm, das nun in Schutt und Asche liegt. Ihr Vater
Friedrich Thalheim ist ein Gefangener, seit er in den letzten Tagen des Krieges
Teil des Volkssturms werden musste und nun ist auch ihre Villa beschlagnahmt.
Gemeinsam mit Friedrichs zweiter Frau ziehen die Schwestern in die alte Wohnung
ihrer Großmutter und beginnen die Arbeit als Trümmerfrauen, um mehr
Lebensmittel zu erhalten. Rikes Wunsch ist es, das Kaufhaus so bald wie möglich
wieder aufzubauen. Dafür fehlt aber nicht nur Geld, auch die politische
Situation muss sich verbessern. Dennoch ist Rike fest entschlossen, alles zu
tun, damit der Wunsch wahr werden kann.
Mir gefällt das klassische Cover des Buches sehr gut. Im Hintergrund
sieht man das Café Kranzler, in den 50er Jahren eine bekannte Berliner
Institution. Davor ist eine Frau abgebildet, die Rike sein könnte, die älteste
der Thalheim-Töchter. Diese lernt man erstmals in einem kurzen Prolog im Jahr
1932 kennen. Gerade wurde das Kaufhaus Thalheim & Weisgerber frisch
renoviert und die ganze Familie kommt vorbei, um das Ergebnis zu bestaunen.
Die Geschichte springt danach in Jahr 1945, wo nichts mehr ist wie
zuvor. Rike ist inzwischen 25 Jahre alt, ihre Mutter Alma vor 13 Jahren gestorben,
ihr Bruder Oskar im Krieg verschollen, ihr Vater in Gefangenschaft. Dieser hat
kurz nach dem Unfalltod ihrer Mutter neu geheiratet, sodass sie und Silvie mit
ihrer Stiefmutter Claire und ihrer Halbschwester Flori zusammenleben. Nach dem
Kriegsende stehen sie alle quasi vor dem Nichts und ihre Gedanken gelten in
erster Linie dem Weiterleben und dem Wunsch, dass Friedrich aus der
Gefangenschaft entlassen wird.
Die Autorin fängt die Stimmung Berlins unmittelbar nach Kriegsende
gelungen ein. Gut konnte ich mich in die Lage von Rike hineinversetzen, die für
mehr Lebensmittel der anstrengenden Tätigkeit als Trümmerfrau nachgeht und
gleichzeitig schon Pläne schmiedet, wie man wieder ins Modegeschäft einsteigen
könnte. Einige Stoffe konnte die Familie vor dem Krieg auf Seite schaffen, und
durch Zufall trifft sie nach kurzer Zeit auch die jüdische Schneiderin Miri,
die den Krieg in Verstecken überlebt hat und deren Mutter einst für Rikes Vater
gearbeitet hat. Doch die Wiedereröffnung des Kaufhauses liegt aufgrund von
Geldmangel, stenger Rationierung und der angespannten politischen Situation in
weiter Ferne.
Die Autorin führt den Leser zügig durch die Monate und Jahre und lässt
ihn an wichtigen Momenten im Leben der Thalheims teilhaben. Dabei steht Rike
als Charakter im Vordergrund, aber auch die Entwicklung von Silvie und Flori,
die in den weiteren Bänden in den Fokus rücken sollen, wird beschrieben. Rike
ist die vernünftigste der Schwestern und versucht, langfristig zu planen. Bald
kommt sie einem Familiengeheimnis auf die Spur, bei dem sie sich nicht sicher
ist, ob sie es durch weitere Nachforschungen lüften will. Auch die Liebe kommt
nicht zu kurz – nachdem Silvie ihr einige Jahre zuvor den Verlobten ausgespannt
hat ist sie nun bereit, ihr Herz neu zu vergeben.
„Die Schwestern vom Ku’damm: Jahre des Aufbaus“ ist atmosphärisch
erzählt und lässt den Leser ins Berlin der Nachkriegszeit eintauchen. Hautnah
erlebt man eine Zeit zwischen Hoffnung und Hunger mit, die Isolierung Berlins
mit einer Versorgung per Luftbrücke und schließlich die Einführung einer neuen
Währung. Die Autorin hat drei selbstbewusste Frauenfiguren geschaffen, die eine
innere Stärke besitzen und sich selbst trotz aller Restriktionen verwirklichen
wollen. Ich konnte tief in die Geschichte eintauchen und werde auf jeden Fall
weiterlesen, denn ich will unbedingt wissen, wie es für die Thalheim-Töchter
weitergeht!