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Liebe Mrs. Bird
Autorin: A.J. Pearce
Übersetzerin: Silke Jellinghaus
Autorin: A.J. Pearce
Übersetzerin: Silke Jellinghaus
Hardcover: 416 Seiten
Erscheinungsdatum: 25. September 2018
Verlag: Kindler Verlag
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Emmeline Lakes großer Traum ist es, Kriegsreporterin zu werden. 1940
befindet sich die Welt im Krieg, und das ist auch in London spürbar. Als sie
eine Anzeige sieht, in der ein Verlag des London Evening Chronicle eine
Gehilfin sucht, sieht sie ihre Chance gekommen. Nach einem kurzen
Bewerbungsgespräch, in der sie nur gefragt wird, ob sie mit einer zänkischen
alten Frau zusammenarbeiten kann, ist sie eingestellt. Und zwar so schnell,
dass sie nicht gefragt hat, was sie überhaupt tun soll. An ihrem ersten Tag ist
die Überraschung und Ernüchterung groß, als sie feststellt, dass sie bei einer
Frauenzeitschrift arbeitet, die zum Verlag gehört, und dort die
Kummerkastenbriefe vorsortieren soll. Ihre Chefin Mrs. Bird hat strenge
Vorgaben, was sie beantwortet. Liebe? Beziehung? Bloß nicht! Doch Emmy berühren
die Briefe so sehr, dass sie beginnt, auf eigene Faust zurückzuschreiben…
Das Buch beginnt mit einer Zeitungsanzeige, die das Leben von Emmeline
Lake, kurz Emmy, gehörig auf den Kopf stellen wird. Als Emmy die Anzeige
entdeckt, ist ihre Aufregung groß, denn endlich sieht sie ihre Chance gekommen.
Sie berichtet all ihren Freunden von ihrer Bewerbung und dass sie die Stelle
tatsächlich bekommen hat. Insofern konnte ich gut nachvollziehen, wie peinlich
ihr die Offenbarung an ihrem ersten Arbeitstag ist, dass sie jetzt
Kummerkastenbriefe vorsortieren soll.
Emmy ist eine Frau, die zu Kriegszeiten anpacken und ihren Beitrag
leisten will. Seit dem Beginn des Blitzkrieges hat sie angefangen, als
Freiwillige bei der Hilfsfeuerwehr zu arbeiten. Drei Nächte in der Woche nimmt
sie seither Telefonanrufe entgegen. Doch sie will noch mehr tun, weshalb sie
davon träumt, Kriegsberichte zu schreiben, die zahlreiche Menschen erreichen.
In ihrem neuen Job arbeitet sie nun zwar im selben Gebäude wie viele wichtige
Journalisten, ist ihrem Traum ansonsten aber nicht näher gekommen. Doch Emmy
ist niemand, der einfach aufgibt. Sie versucht, das Beste aus ihrer Lage zu
machen.
Die Kummerkastenbriefe und die Vorgabe ihrer Chefin Mrs. Bird, alle
unzüchtigen Briefe zu zerschneiden, machen ihr zu schaffen. Denn nach Mrs.
Birds Kriterien sind das fast alle. Emmy liest die verzweifelten Zeilen und
kann sich nicht vorstellen, nichts zu tun. Es kommt wenig überraschend, dass
sie bald beginnt, Briefe aus dem Büro zu schmuggeln und selbst zu antworten.
Die Geschichte rund um die Kummerkastenbriefe gerät im weiteren
Handlungsverlauf etwas in den Hintergrund. Stattdessen rücken zwei andere
Themen in den Vordergrund. Zum einen wird die Stadt heftig bombardiert und Emmy
hat Angst um den Feuerwehrmann William, den Freund ihrer besten Freundin Bunty,
der sich zum Retten von Menschenleben immer wieder in die Trümmer stürzt. Rund
um die Angriffe gibt es viele dramatische Momente und die Geschichte wird
zunehmend emotional. Zum anderen geht es auch um Emmys eigenes Liebesleben, bei
dem Bunty nachhelfen will.
Zwar war klar, dass die Geschichte während des zweiten Weltkriegs
spielt, aufgrund der Buchbeschreibung hatte ich aber erwartet, dass die
Geschichte rund um die Kummerkastenbriefe mehr Raum einnimmt. Das ist jedoch
nicht der Fall, hier gibt es keine großen Überraschungen und irgendwann
passiert genau das, womit ich gerechnet habe. Die Geschichte rund um Emmys
Liebesleben bleibt auf halber Strecke in der Luft hängen mit ungewissen
Ausgang. Trotz schöner und unterhaltsamer Momente wird die Atmosphäre des Buchs
durch die Bombardierungen und deren Konsequenzen immer bedrückender. Angst,
Trauer und der weite Weg, bis neuer Mut geschöpft werden kann, stehen bis zum
Schluss im Vordergrund.
„Liebe Mrs. Bird“ bietet Humor, Liebe und viel Drama, das die Stimmung
des Buches zunehmend bestimmt. Ich fand es schade, dass die Geschichte rund um
die Kummerkastenbriefe so vorhersehbar abgehandelt wird. Stattdessen erhält der
Leser eine eher klassische Kriegsgeschichte, in der die Bombardierung Londons
beschrieben wird und wie die Bevölkerung damit umgeht. Emmy ist eine
sympathische Person, die helfen will und damit ein gelungenes fiktives Beispiel
für die vielen Frauen, die zu jenen dramatischen Zeiten mit anpackten. Doch
auch hier braucht man nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was passieren
wird. Das Buch ist ein gutes Debüt über ein Frauenschicksal während des zweiten
Weltkriegs, das mich jedoch nicht so recht packen konnte.