Pages

Sonntag, 14. Oktober 2018

[Rezension Ingrid] Gefährten für immer von Anne C. Voorhoeve


Titel: Gefährten für immer
Autorin: Anne C. Voorhoeve
Erscheinungsdatum: 26.09.2018
Verlag: Sauerländer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783737355360
-----------------------------------------------------------------------


„Gefährten für immer“ ist ein Jugendbuch ab 13 Jahren von Anne C. Voorhoeve. Die Erzählung ist weit mehr als das Cover zunächst andeutet. Die Gestaltung des Titelbilds in Sepia deutet schon darauf hin, dass die Geschichte in die Vergangenheit führt. Es ist aber nicht nur eine Geschichte, die sich um ein Pferd und seiner Reiterin dreht, sondern es ist eine Fluchtgeschichte, die von Hannover zum Trakehnergestüt Waldeck nach Ostpreußen führt. Eine Landkarte, die man auf den ersten Seiten im Buch findet, zeigt die Grenzen des Deutschen Reichs 1944 und ermöglicht es so, die Fluchtroute nachzuvollziehen.

Die 14-jährige Lotte hat ihre Mutter zu Beginn des Zweiten Weltkriegs bei einem Unfall verloren. Im Jahr 1943 wohnt sie mit ihrem blinden Vater in einer Wohnung in Hannover. Vor kurzem wurden im Stadtzentrum bei einem Tagesangriff der US-Luftflotte viele Gebäude zerstört und Menschen getötet oder schwer verletzt. Ihr Vater sorgt sich sehr um ihre Sicherheit und schickt sie nach Ostpreußen wo eine Freundin der Mutter das Gestüt ihrer Familie leitet. Emilia, eine Nichte der Freundin im gleichen Alter wie Lotte, wohnt ebenfalls dort und Harro, der wenig ältere Sohn des früheren Verwalters, übernimmt kleine Arbeiten. Lotte hat einige Schwierigkeiten sich einzuleben. Zu der Trakehnerstute Lilie entwickelt sie eine ganz besondere Beziehung. Nie hätte Lotte nach über fünf Jahren Krieg damit gerechnet, dass sie auch in ihrer neuen Heimat davon eingeholt wird. Wieder stehen Verabschiedungen an, auch von ihrem Pferd …

Mit Lotte hat die Autorin eine starke und mutige Protagonistin geschaffen. Ihr Schicksal hat mir viele Fakten des Zweiten Weltkriegs wieder in Erinnerung gerufen, auch an Schilderungen meiner Mutter über ihre Evakuierung. Lotte hat früh gelernt selbständig, aber auch hilfsbereit zu sein. Schnell hat sie meine Sympathie gewonnen. Sie handelt lebensnah und überlegt, ist einfühlsam und passt sich schnell an. Die Zeit in der sie lebt bietet ihr wenig Alternativen. Ich hoffte für sie und die ihr liebgewordenen Personen, dass es ihnen gelingt, den Krieg zu überlegen. Interessiert verfolgte ich die Entwicklung der zarten Band zu Harro, der aber ebenfalls Emilia zugeneigt ist. Die Autorin zeigt für den Konflikt zwischen den Dreien eine realitätsnahe und faire Auseinandersetzung auf. Ich war überrascht darüber, wie weit eines der beiden jungen Mädchen bereit ist, im Sinne der Freundschaft zu gehen.

Anne C. Voorhoeve deutet an einigen Stellen an, was Lotte in der nahen Zukunft zu erwarten hat, was die Spannung erhöhte. Ihre eignen Erfahrungen mit Trakehner fließen in ihre Geschichte ein, so dass das Miteinander zwischen Pferd und Reiter authentisch wirkte. Der Roman ist an die wahren Ereignisse der Flucht von Marion Gräfin Dönhoff angelehnt, wie aus dem Nachwort zu erfahren war.

„Gefährten für immer“ ist ein Roman über Freundschaft, über zarte Liebesbande, über eine abenteuerliche Flucht und große Zuneigung zu Pferden. Er ist gefühlvoll und realistisch geschrieben und gerade daher so berührend. Das Buch ist geeignet für Jugendliche ab 13 Jahren, jedoch genauso interessant für ältere Leser. Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung.