Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Das Lebend es Vernon Subutex 3
Autorin: Virginie Despentes
Übersetzerin: Claudia Steinitz
Erscheinungdatum: 07.09.2018
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9793462051537
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„Das Leben des Vernon Subutex 3“ ist der dritte und
abschließende Band einer Romanserie der Französin Virginie Despentes rund um
den gleichnamigen Titelheld. Zum besseren Einstieg findet sich vor Beginn der
Handlung ein Index der Personen, die in den ersten beiden Bänden eine führende
Rolle gespielt haben. Der dritte Band der Reihe ist selbständig lesbar, die
Gesamtzusammenhänge erschließen sich jedoch besser bei Kenntnis der ersten
beiden Teile.
In der Gruppe rund um Vernon Subutex ist der Alltag
eingekehrt. In unregelmäßigen Abständen finden die sogenannten Convergences
statt, bei denen Vernon Platten auflegt. Die Gruppenmitglieder ziehen von Ort
zu Ort und organisieren alles rund um den erfolgreichen Event. Bei einem
Aufenthalt zu Hause in Paris verstirbt das Gruppenmitglied Charles. Weder seine
Lebensgefährtin noch die Convergence-Gruppe haben etwas von der Million geahnt,
die er hinterlässt und die sich die beiden Parteien nach seinem Willen teilen
sollen. Ist es in der Gruppe rund um Vernon inzwischen schon zu Streitereien aufgrund
unterschiedlicher Ansichten gekommen, so werden diese durch die Diskussion der
Verwendung des in Aussicht gestellten Vermögens weiter angefacht. Das Attentat
im November 2015 in Paris erschreckt fast jeden Franzosen, ändert deren
Einstellungen und betrifft auch die Figuren von Virginie Despentes. Derweil hat
der Filmproduzent Laurent Dopalet die Demütigung durch Aicha und Céleste nicht
verwunden, die im zweiten Band ausführlich beschrieben wurde. Er gibt nicht auf,
die untergetauchten Frauen zu finden und seine Rache auszuüben.
Die Autorin schreibt auch im dritten Band wieder spitzüngig,
offen und auf den Punkt gebracht. Sie erzählt die Gedanken ihrer Figuren und
lässt sie ihre Meinungen und Gefühle unverblümt kundtun. Dazu nutzt sie eine bunte Mischung
Charaktere. Da sind die am Leben Gescheiterten, die Trost im Alkohol oder mit
Drogen suchen und diejenigen, bei denen sich Gewalt durch ihr Leben zieht, aber
auch die mehr oder weniger erfolgreiche Sternchen in der Unterhaltungsindustrie.
Ihre Spitzen richtet sie gegen die Gesellschaft. Politik, egal welcher Couleur
und Religionen sind ihr Ziel. Und dennoch sind die Handlungen der Figuren nicht
vorhersehbar, denn Mitgefühl und Verstand tragen zu spontanen Entscheidungen
bei. Vieles scheint der Autorin, die sich schon früh mit Randexistenzen beschäftigt
hat und selbst Opfer einer Vergewaltigung war, von Herzen zu kommen. Dadurch
entsteht Authentizität. Die Attentate in Frankreich lässt auch ihre Figuren
zögerlicher werden, den öffentlichen Raum zu betreten. Die Rolle der sozialen
Medien zur jederzeitigen Information, aber auch als Mittel zur Verbreitung
sowohl der Schrecken wie auch der Hilfsmöglichkeiten wird thematisiert. Sie
führt ihren Roman auf ein Ende voller Schrecken zu und weit über die Gegenwart
hinaus.
Das Bild der französischen Gesellschaft, das Virginie
Despentes hier zeichnet, ist in Teilen auch auf Deutschland übertragbar. Zurück
bleibt ein beängstigendes, verstörendes, nachdenklich stimmendes Gefühl. Wer
die ersten beiden Bände gelesen hat, für den ist der abschließende Teil ein
Muss, aber auch für alle anderen Leser, die gerne gesellschaftskritische Romane
lesen.