Samstag, 22. Dezember 2018

[Rezension] Raum ohne Fenster - Nather Henafe Alali




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Raum ohne Fenster
Autor: Nather Henafe Alali
Übersetzer: Rafael Sánchez Nitzl
Hardcover: 224 Seiten
Erscheinungsdatum: 4. Oktober 2018
Verlag: S. FISCHER

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Aziz lebt in einer Kriegsregion und ist gerade so mit dem Leben davon gekommen, nachdem er zum Militärdienst gezwungen wurde und sich auf einem Einsatz Befehlen widersetzt hat. Jetzt lebt er bei Salim und seiner Frau Hayat, die mit dem zweiten Kind schwanger ist, in einem belagerten Gebiet. Als Salim schwer verletzt wird, werden die drei getrennt. Schließlich scheint die Flucht der einzige Weg zu sein. Doch dieser ist lebensgefährlich und es bleibt ungewiss, ob man irgendwo ankommen kann und wie man dort empfangen wird.

Das Cover zeigt einen kräftigen Baum und lässt den Betrachter an die zahlreichen Wurzeln denken, mit denen er fest im Boden verankert ist. Solch eine Verankerung verlieren die Protagonisten dieses Buches, dessen Autor selbst aus Syrien geflohen ist und seit vier Jahren in Deutschland wohnt. Er nimmt den Leser in den ersten Kapiteln mit in ein erbarmungsloses Kriegsgeschehen.

Schon nach wenigen Seiten wird Salim, Mann von Hayat und Freund von Aziz, durch einen Granatsplitter schwer verletzt. Hayat und Aziz berichten abwechselnd von ihren Erlebnissen ab diesem einschneidenden Moment. Während Hayat mit ihren beiden Kindern versucht, im belagerten Gebiet die Angriffe der Regierungstruppen zu überleben und nicht zu verhungern, macht sich Aziz mit einem neuen Bekannten auf den Weg aus dem Land heraus.

In Rückblicken erfährt man insbesondere mehr über Aziz‘ Vergangenheit: Seinem alten Leben vor dem Bürgerkrieg, der Zwangsverpflichtung zum Militärdienst und der Verweigerung von Befehlen, von Willkür, Gefängnis und Folter. Die Schilderungen machen betroffen und machen seinen Entschluss, alles hinter sich zu lassen und ins Unbekannte aufzubrechen, verständlich.

Schließlich wechselt der Schauplatz und nimmt den Leser mit auf den weiten Weg hinaus aus einer zerstörten Heimat. Dabei wird sowohl von lebensgefährlichen Momenten berichtet als auch von zermürbendem Ausharren in Zeltstädten. Dabei hat das Buch oft philosophische Züge, wenn der Autor seine Charaktere innehalten und über ihre Situation nachdenken lässt. Es werden keine Städtenamen genannt, vermutlich damit die Geschichte allgemeingültiger ist. Die einzelnen Stationen werden dann aber so explizit beschrieben, dass man  aus meiner Sicht auch das hätte weglassen oder die Namen auch hätte nennen können.

Die Geschichte schildert, welche Strapazen Menschen auf der Flucht auf sich nehmen und wie es ihnen ergehen kann, wenn sie in einem völlig fremden Land ankommen, wo ein bürokratischer Prozess mit ungewissen Ausgang auf sie wartet. Dabei wurde mir der Ton an manchem Stellen zu belehrend. Insgesamt gibt das Buch einen gelungenen Einblick in das Leben in einer Kriegsregion und die Konsequenzen der schwierigen Entscheidung, die Heimat zu verlassen. Ein wichtiges Buch in der aktuellen Zeit, das emotionale Einblicke gibt, nachdenklich stimmt und betroffen macht.
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