Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Worauf wir hoffen
Autorin: Fatima Farheen Mirza
Übersetzerin: Sabine Hübner
Erscheinungsdatum: 28.02.2019
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband (Leseexemplar)
ISBN: 9783423281768
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In ihrem Roman „Worauf wir hoffen“ zeigt die kalifornische
Autorin Fatima Farheen Mirza auf einmalige Weise, welche Wünsche Eltern für
ihre Kinder haben und welche Wege sie dazu gehen, um ihre Vorstellungen zu
verwirklichen. Gleichzeitig schildert sie auch die Auseinandersetzung der
Kinder mit den Anforderungen, die an sie gestellt werden. Das Cover zeigt einen
Baum, der mit seinen Zweigen symbolisch für die Familie steht. Goldglänzende
Punkte überstrahlen entlang der schwarzen Äste solche in blau. Sie weisen auf
die Freude im Leben hin, die nicht nur der Einzelne für sich empfindet sondern
die er auch, natürlich ebenso wie schlechte Erfahrungen, mit seinen Angehörigen
teilt.
Hadia ist 27 Jahre alt und die älteste Tochter von Rafir und
Laila. Ihre Eltern sind Inder und schon vor ihrer Geburt in Kalifornien
zugewandert. Die ganze Familie, zu der noch ihre ein Jahr jüngere Schwester
Huda und ihr vier Jahre jüngere Bruder Amar gehören, ist schiitischen Glaubens.
Zu ihrer Heirat nach einem indisch-muslimischen Ritual ist auch Amar angereist,
der vor drei Jahren im Streit sein zu Hause verlassen hat und zu dem jeder
Kontakt abgebrochen war. Als allwissende Erzählerin blickt die Autorin auf die
Geschwister und Laila und bringt deren Gefühle zu der unwirklich erscheinenden
Situation, dass der verloren geglaubte Sohn heimgekehrt ist, zum Ausdruck. In
Rückblicken reist Fatima Farheen Mirza in die Vergangenheit bis zu dem Punkt,
als die Ehe von Rafir und Laila vermittelt wurde und zu vielen weiteren für die
Familie bedeutenden Ereignissen aus denen sich schließlich der Weggang von Amar
ergibt.
In diesem eher ruhig erzählten Roman legt die Autorin viele
Stationen ein, um aus zahlreichen Situationen heraus zu erklären, wie es zu der
Loslösung des Bruders von seinen Eltern und Geschwistern, verbunden mit
Änderungen in seinen Ansichten, gekommen ist. Deutlich wird der Anspruch der
Eltern, sich an die von ihren Vorfahren und ihrer Religionsgemeinschaft
gesetzten Normen, Werte und Gesetze zu halten. Sie fühlen sich verpflichtet,
ihre Traditionen auch fern der Heimat zu leben und an ihre Kinder
weiterzugeben, ohne Fragen nach Nachteilen die dadurch gerade ihren Kindern
geschehen könnten.
Die Autorin erlaubte mir mit ihren Schilderungen, die nicht
wertend aber durchaus kritisch sind, hinter die Fassade des Alltags einer nach
indischen und muslimischen Bräuchen lebenden Familie zu nehmen, wie ich es
bisher nicht kannte. Auf sehr einfühlsame Weise legt sie die Rolle der Frau in
einer solchen Gesellschaft offen und führt aus Sicht der Mutter und der Töchter
Argumente an, damit verbunden zu bleiben oder sich davon zu lösen. Sie blickt
auf die äußeren Einflüsse, die gerade durch Kindergarten, Schule, Arbeit und
Studium nicht vermieden werden können. Innerhalb der Familienangehörigen blickt
sie auf die Rollenzuweisungen der Töchter und des einzigen Sohn. Hieraus
ergeben sich der Zusammenhalt der Geschwister gegenüber Außenstehenden ebenso
wie Eifersüchteleien bis hin zum Hass, geteilte Freude sowie Leid und das
Ringen um die Gunst der Eltern. In einem abschließenden Kapitel erzählt Rafik,
dessen Sichtweise bis dahin nur durch sein Handeln erkennbar war, seinem Sohn
als Ich-Erzähler von seinem Leben drei Jahre nach der Hochzeit Hadias und von
seinen Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse in einem versöhnlichen Ton, der
den Roman auch mich als Leser mit eine Hoffnung im Herzen zurückließ.
Fatima Farheen Mirza gab mir in ihrem Roman „Worauf wir
hoffen“ Einblicke in einen für mich bisher unbekannten Mikrokosmos einer
indisch-muslimischen Familie, die nach Kalifornien ausgewandert ist. Das Buch
ist eine berührende Auseinandersetzung mit der Frage, wodurch eine Familie
zusammenhält, die zum Nachdenken anregt. Beispielhaft führt die Autorin an, wie
es zu einem Bruch in diesem Gefüge kommen kann. Die Geschichte hat mich bewegt
und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben, ich empfehle sie gerne weiter.