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Agathe
Autorin: Anne Cathrine Bomann
Übersetzerin: Franziska Hüther
Autorin: Anne Cathrine Bomann
Übersetzerin: Franziska Hüther
Hardcover: 160 Seiten
Erscheinungsdatum: 28. Januar 2019
Verlag: hanser blau
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Ein zweiundsiebzigjähriger Psychiater zählt die wenigen Tage bis zu
seinem Ruhestand. Für seine Arbeit kann er sich schon lange nicht mehr
begeistern, die Gespräche rauschen geradezu an ihm vorbei. Doch dann betritt
mit Agathe eine neue Patientin seine Praxis, die unbedingt bei ihm in
Behandlung gehen will und sich auch mit Hinweis auf die baldige Schließung
nicht abweisen lässt. Ihre Sichtweisen bringen ihn ins Grübeln. Als sich dann
auch noch seine Sekretärin nach dreißig Jahren auf unbestimmte Zeit
entschuldigen lässt muss er endgültig seine strenge Routine unterbrechen.
Der Leser lernt den Psychiater in seinem Haus kennen, wo er wie jeden
Tag im Wohnzimmer am Fenster sitzt und beobachtet. Als er sieht, dass sich ein
kleines Mädchen am Knöchel verletzt, zieht er sich lieber zurück, als
herauszufinden, wie sie auf seine Hilfe reagiert. Auch mit seinem Nachbarn, den
er regelmäßig Klavier spielen hört, hat er noch nie geredet. Sein Tagesablauf
ist routiniert, das Interagieren mit seiner Sekretärin eingeschliffen, das
Mittagessen gibt es immer zur gleichen Zeit am selben Ort.
Als Agathe ins Leben des Protagonisten tritt, war ich neugierig, wie er
reagieren wird. Mit ihrer beharrlichen Art erhält sie einen Termin und
offenbart einen manisch-depressiven Charakter, der gleichzeitig höchst
verunsichert ist und sich als über den Dingen stehend wahrnimmt. Ihre Aussagen
darüber, wer man sein und was man schaffen könnte, bringen ihn ins Nachdenken.
Er ist fasziniert von ihrer Persönlichkeit und will mehr über sie herausfinden.
Ich fand es schön, zu beobachten, wie der Protagonist in der
Interaktion mit Agathe nicht nur neue Wege sucht, um ihr zu helfen, sondern
auch seinen eigenen Lebenswandel hinterfragt. Etwas gerät in Bewegung. Das ist
eigentlich genau das, was er zu vermeiden suchte, doch plötzlich steckt er
mittendrin.
Themen wie verborgene Ängste, Glück und Mitgefühl werden behutsam
thematisiert. Der Psychiater und sein Innenleben wurden mir immer vertrauter,
während es mir auch nach entscheidenden Enthüllungen schwer fiel, den Charakter
der Agathe zu greifen und zu verstehen. Den Abschluss fand ich schließlich
absolut gelungen. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter!