Donnerstag, 28. Februar 2019

[Rezension] Ein wirklich erstaunliches Ding - Hank Green

 

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Ein wirklich erstaunliches Ding
Autor: Hank Green
Übersetzer: Katarina Ganslandt
Hardcover: 448 Seiten
Erscheinungsdatum: 28. Februar 2019
Verlag: bold (dtv)

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April May staunt nicht schlecht, als sie mitten in der Nacht in New York über eine drei Meter große Skulptur in massiver Rüstung stolpert. Instinktiv klingelt die dreiundzwanzigjährige Produktdesignerin ihren Kumpel Andy wach, der mit einer Kamera anrückt. Er filmt ihre Berichterstattung und lädt es auf YouTube hoch. Doch was die beiden für ein innovatives Kunstprojekt hielten sind in Wahrheit mysteriöse Roboter aus unbekanntem Material, die gleichzeitig an vierundsechzig Orten auf der ganzen Welt aufgetaucht sind. Über Nacht wird April, deren Video das erste war, zum gefragtesten Talkshow-Gast Amerikas. Für sie, die wenig Fernsehen schaut und bislang nicht mal einen Twitter-Account hatte, eine ganz neue Erfahrung, auf die sie sich zunächst mit gemischten Gefühlen einlässt. Doch allmählich findet sie Gefallen an ihrem neuen Ruhm. Was kann sie tun, um nicht so schnell wieder in Vergessenheit zu geraten? Als sich ein neues Rätsel rund um die Skulpturen herauskristallisiert, will sie wieder die erste sein, die das Geheimnis lüftet. Doch wer steckt hinter der Erschaffern der Figuren? Und wie klug ist es, ihre Rätsel im Alleingang anzugehen?

Das Buchcover zeigt eine ganze Horde Roboter, welche die sogenannten Carls symbolisieren, die über Nacht auf der ganzen Welt auftauchen. Von einem Moment auf den nächsten sind sie da, und keiner Überwachungskamera ist es gelungen, die Installation der Skulpturen aufzuzeichnen. Protagonistin April wendet sich im Plauderton an den Leser und weist gleich darauf hin, dass es später noch spektakulär wird, sie aber erst beschreiben will, wie es so weit kam. Ihr Tonfall vermittelt den Eindruck, als wäre man selbst einer ihrer zahlreichen Follower, die sich in wenigen Tagen um sie geschart haben, nachdem sie mit ihrem Video der mysteriösen Skulptur berühmt wurde.

Für April ist auf einen Schlag alles anders. Zuerst kann sie gar nicht realisieren, dass sie im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, weil sie als erste von den Skulpturen berichtet hat, die nun alle Welt die Carls nennt wie sie in ihrem Video. Der Rummel um ihre Person interessiert sie anfangs gar nicht, sie nimmt an den Talkshows teil um mit der Gage ihre Studienschulden zu begleichen und registriert sich auf Twitter, damit andere aufhören, sich für sie auszugeben.

Von ihren Erlebnissen erzählt April in einem lockeren, sarkastischen Tonfall, mit dem sie sich nahbar macht. Rückblickend gibt sie zu, so manche Dummheit begangen zu haben, und macht sich dadurch nahbar. Dadurch wurde sie mir sympathisch, obwohl sie oft tatsächlich sehr kurzsichtig handelt und so manche Ecken und Kanten hat. Beispielsweise vermeidet sie klare Bekenntnisse, weshalb sie immer noch eine Matratze im Wohnzimmer hat, obwohl sie seit Jahren mit ihrer Mitbewohnerin Maya zusammen ist, und agiert immer wieder ziemlich selbstbezogen.

Der Roman greift auf, dass man in der heutigen Zeit dank YouTube und Co. über Nacht berühmt werden kann. April kümmert das zunächst wenig, doch es wird gelungen beschrieben, wie sie schrittweise in die Welt der Berühmten hineingesogen wird, die viel Reizvolles zu bieten hat. Als Leser konnte ich gut nachvollziehen, was das mit April macht und warum sich diese schließlich überlegt, wie sie ihren Status noch ein wenig länger behalten kann und sich wie sie es im Studium gelernt hat selbst in eine erfolgreiche Marke verwandeln kann.

Die unbeweglichen und unverrückbaren Carls geben der Menschheit ein Rätsel auf. Doch bald entdeckt April ein neues Rätsel, das in Zusammenhang mit ihnen steht. Sie muss sich entscheiden: Was behält sie für sich, was teilt sie mit ihrer wachsenden Followerschaft und damit der ganzen Welt, und worüber unterhält sie sich im Vertrauen mit Freunden oder gar hochrangigen Persönlichkeiten? Rat erhält sie dabei von Maya, die mit ihrer ausgeglichenen Art mein Lieblingscharakter war, Andy, der als Kameramann von Beginn an mit involviert ist und Miranda, von der sie online ganz zu Beginn einen entscheidenden Tipp erhält. Doch mit dem wachsenden Druck fällt es April schwer, andere an sich heranzulassen und gedanklich einen Schritt zurückzutreten, bevor sie handelt. So nehmen die Dinge schließlich ihren fatalen Lauf und konnten mich bis zum Schluss fesseln.

„Ein wirklich erstaunliches Ding“ erzählt die Geschichte von April, die über Nacht ins Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit rückt. Die sarkastische Mittzwanzigerin, die auf ihre Bekanntheit zunächst mit einem Schulterzucken reagiert, wird bald hineingesogen in eine Welt des Ruhms, die sie schließlich nicht mehr missen will. Gleichzeitig gilt es, neue Rätsel der Carls zu lösen und ihre Absichten zu verstehen. Ein wirklich gelungener Roman über Freundschaft und Fame, über wachsende Followerschaften und der damit einhergehenden Verantwortung, über richtige und falsche Entscheidungen und natürlich über mysteriöse riesige Skulpturen, deren Geheimnis es zu lüften gilt.

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