Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Schund und Sühne
Autorin: Anna Basener
Erscheinungsdatum: 31.01.2019
Verlag: Eichborn (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
ISBN: 9783847906537
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Anna Basener schreibt in ihrem Roman „Schund und Sühne“ über
das, womit sie sich bestens auskennt. Einerseits ist es das Schreiben von
Groschenromanen, andererseits die Welt des Adels über den sie in den von ihr
verfassten Fürstenromanen geschrieben hat. Ihre Protagonistin nennt sie Kat,
als Abkürzung ihres eigenen Alter Egos, dem Pseudonym unter dem sie Romanhefte
geschrieben hat.
Kat ist 34 Jahre alt und erhält als Nachrückerin unerwartet
ein Literaturstipendium auf Schloss Rosenbrunn. Dort erwarten sie die
Mitglieder der Fürstenfamilie Schell von Ohlen. Zwar liegt ihr Gästezimmer in
einem Kavaliersgebäude, doch es ist ausdrücklich erwünscht, dass sie am Alltag
der Familie teilnimmt. Auf diese Weise lernt sie den Hausherrn Fredi näher
kennen, vor allem aber seine bereits erwachsenen Kinder Josephine, genannt
Seph, und Valerius, kurz Valu gerufen, sowie seine Frau Follie und deren
Schwester Gratzi. Während Valu sich aufgrund seiner Gesinnung um sein Erbe
sorgt, sucht Seph nach einer Enttäuschung verzweifelt nach einem Ehemann bis
ihr Moritz, ein junger Biologe auf weltrettender Mission, Aufmerksamkeit
schenkt.
Der Roman springt zwischen Szenen, in denen Kat als
Ich-Erzählerin auftritt und solchen, die ein allwissender Erzähler beschreibt. Kat
vergleicht in ihren Passagen das Gesehene mit ihrem bisher erworbenen Wissen
über den Adel. Dabei gibt sie gerne das Gelernte weiter. Auf diese Weise erfuhr
ich als Leserin mehr über die Benimmregeln der Adeligen, aber auch über das
Schreiben von Groschenromanen.
Anna Basener schreibt ohne Hemmungen und scheut auch vor
drastisch geschilderten Szenen nicht zurück. Obwohl ich ihren Figuren durch
diesen besonderen Stil nicht immer Verständnis entgegen bringen konnte,
versteht sie es, die in den Charakteren verborgenen Gefühle an die Oberfläche
zu bringen. Sie beschreibt eine althergebrachte Gesellschaftsform im heutigen
Gewand. Ihre Darstellung hält dem Vergleich mit der Realität durchaus Stand,
wenn auch mit einem zwinkernden Auge. Aber sie schneidet auch die verborgenen
Sorgen und Nöte der Jetztzeit an, die hinter dem Glanz der Standesangehörigen
zu finden sind, die in teuer zu unterhaltenden Gebäude mit großen Anlagen
wohnen und oft den alten Zeiten nachhängen.
Mit viel Verve und Witz hat Anna Basener einen
unterhaltsamen Roman über die Welt des Adels mit seinen Klischees geschrieben,
der sich im Verlauf zunehmend überspitzt und nach meiner Ansicht zum Ende hin
auch etwas überkompensiert. Wer sich gerne über gesellschaftlichen Dünkel in einem Roman, der auch ein wenig die Fassade lüftet, amüsieren möchte dem empfehle ich „Schund und Sühne“.