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Blackwood. Briefe an mich
Autorin: Britta Sabbag
Hardcover: 448 Seiten
Erscheinungsdatum: 27. März 2019
Verlag: FISCHER FJB
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Gesine, genannt Ge, muss nach dem Unfalltod ihrer Mutter von Wien zu
ihrer Tante Wanda nach Irland ziehen. Wanda lebt im kleinen Örtchen Blackwood
in einem von Felsen umschlossenen Steinhaus. Doch trotz der gemütlichen
Postkartenidylle will Ge am liebsten sofort wieder zurück nach Wien. Bei ihrer
nächtlichen Fluchtaktion wird sie schon nach wenigen Metern von Arian
aufgegabelt, der ihr danach nicht mehr aus dem Kopf geht. Vielleicht soll sie
es doch mal mit Blackwood und seinen Bewohnern versuchen? Zu Ges Enttäuschung
ist Arian vergeben, und bei Wanda tritt sie mehrfach ins Fettnäpfchen. Doch zum
Glück gibt es da auch noch die Cafébesitzerin Mimi, die Ge mit buttriger
Nervennahrung versorgt, und ihren Klassenkameraden Sam, der als angehender
Reporter stets den neuesten Tratsch kennt. Schließlich staunt Ge nicht
schlecht, als sie an einem schlechten Tag einen Brief an sich selbst schreibt
und in den Schreibtisch legt – und am nächsten Tag eine Antwort erhalten hat!
Gibt es in Blackwood etwa tatsächlich Magie?
Zu Beginn des Buches erfährt der Leser von Bran Foley, Reporter des
Radio Blackwood, dass die Gemeinde einen Neuzugang in Form der fünfzehnjährigen
Ge zu verzeichnen hat. Damit weiß jeder Bescheid, denn das Radio ist in
Blackwood die Informationsquelle, über die alle Neuigkeiten ausgetauscht
werden. Dabei hat Ge kein großes Interesse daran, im Mittelpunkt zu stehen. Sie
trauert um ihre Mutter und will wieder zurück nach Wien zu ihren Freunden. Gut
konnte ich nachvollziehen, wie entwurzelt sich Ge trotz des herzlichen Empfangs
vorkommt.
Nach ihrer ersten Begegnung mit Arian beschließt Ge, Blackwood eine
Chance zu geben und den Schulbesuch vorzeitig zu beginnen. Doch die Schule ist
kein Zuckerschlecken. Lilian, die wie Arian aus reichem Hause stammt, ist die
unangefochtene Königin der Klasse und von Ges Anwesenheit nicht sonderlich
begeistert. Ein Lichtblick ist das bald stattfindende Theaterstück, doch die
Rolle, die sie erhält, macht alles noch komplizierter. In lockerem Tonfall und
mit einem Augenzwinkern wird von Ges Versuchen berichtet, in Blackwood
anzukommen und Ärger aus dem Weg zu gehen, was mit ihrer tollpatschigen Art
eher schlecht als recht gelingt.
Mit Blackwood hat die Autorin einen wunderbaren Ort geschaffen, in den
ich am liebsten sofort gezogen wäre. Über allem liegt eine heimelige Atmosphäre
und als Leser erhält man genügend Zeit, um sich dort an Ges Seite ausführlich
umzuschauen und die interessanten, liebevoll ausgearbeiteten Bewohner
kennenzulernen. Es gibt herzliche Charaktere, die man sofort ins Herz schließt,
aber auch klare Unsympathen und solche, die Rätsel aufwerfen. Aus der
Interaktion mit ihnen entwickelt sich eine lebendige Geschichte, in der Ge
Herausforderungen bewältigen und Krisen meistern muss, wobei es nach
Rückschlägen meist schnell wieder bergauf geht und es nie allzu dramatisch
wird.
Nach rund 120 Seiten war es dann endlich so weit, und der erste lang
erwartete Brief aus der Zukunft trifft ein. Diese Idee reizte mich von Beginn
an besonders. Die Briefe greifen jedoch nicht so stark in die Handlung ein, wie
ich gedacht hätte. Sie geben Ge vor allem emotionalen Halt statt eines
Wissensvorsprungs, denn dazu ist die Ge aus der Zukunft viel zu vernünftig. So
darf man als Leser wie Ge gespannt bleiben, ob sie ihr Glück finden wird. Zum
Ende hin spielen die Briefe schließlich doch noch eine entscheidende Rolle,
denn sie lösen eine unerwartete und dramatische Wende aus, die mich mitfiebern
ließ, wie sich Ge entscheiden muss.
„Blackwood: Briefe an mich“ nimmt den Leser mit nach Irland in einen
kleinen Ort, wo Neuankömmling Ge ihren Platz sucht. Ich fühlte mich an diesem
verwunschenen Fleckchen Erde gleich wohl und begleitete Ge durch Höhen und
Tiefen. Die Briefe aus der Zukunft geben der Geschichte einen magischen Touch
und kommen anders zum Zug, als ich erwartet hätte. Spannungsmomente wurden für
meinen Geschmack oft ein wenig zu schnell aufgelöst. Insgesamt ist das Buch
eine echte Feelgood-Geschichte, die den Leser mit offenen Armen empfängt und
zum Schmökern einlädt.