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Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer
Autor: José Eduardo AgualusaÜbersetzer: Michael Kegler
Hardcover: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2019
Verlag: C.H. Beck
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Der angolanische Journalist Daniel Benchimol lebt schon lange getrennt
von seiner Frau Lucrécia. Der Bruch erfolgte, weil er kritische Artikel zur
politischen Lage im Ausland veröffentlichte und Lucrécia sich auf die Seite
ihres Vaters, eines reichen Unternehmers, stellte. Daniel strebt nach
journalistischen Erfolgen und führt seine Interviews nicht nur in der Realität,
sondern auch im Traum. Doch Lucrécias Vater stellt sich seiner Karriere aktiv
in den Weg, und nun ist auch die Scheidung vollzogen. Als Daniel kurz darauf
schwimmen geht, findet er einen Fotoapparat mit Aufnahmen einer ihm unbekannten
einer Frau, die schon mehrfach in seinen Träumen vorkam. Seine Recherche bringt
Erstaunliches zutage…
Als ich mit der Lektüre begann, war ich vor allem neugierig auf das
Setting des Romans. Ich habe bislang kein Buch über Angola gelesen und kannte
mich auch mit der politischen und gesellschaftlichen Situation vor Ort nicht
detailliert aus. Dieses Wissen hilft jedoch, um gewisse Dynamiken im Buch zu
verstehen, weshalb ich mich parallel zur Lektüre damit beschäftigte. Die
wichtigsten Ereignisse findet man als Leser auch hinten im Buch.
Daniel ist ein Charakter, der durch sein Schreiben etwas bewegen will,
sich mit Taten aber gleichzeitig zurückhält. Dass er ständig von Interviews
träumt beschäftigt ihn, vor allem, als er Fotos einer Frau findet, die ihm bislang
nur im Traum begegnet ist. Es handelt sich um Moira, die sich selbst intensiv
mit ihren Träumen beschäftigt und diese in Kunstwerken verarbeitet. Auf Daniels
Kontaktaufnahme reagiert sie mit Interesse.
Wie der Titel schon sagt spielen Träume in diesem Buch eine zentrale
Rolle. Daniel flieht oft aus der Stadt zu seinem Freund, dem Hotelbetreiber
Hossi. Dieser erinnert sich nie an seine Träume, doch er selbst erscheint immer
wieder in den Träumen von Menschen in seiner Umgebung. Seine Zeit als Guerillo
holt ihn gedanklich immer wieder ein, und er hat das Gefühl, dass gewisse
Personen noch immer nach ihm suchen. Daniels Tochter, die behütet und von
Reichtum umgeben bei ihrer Mutter aufgewachsen ist, träumt von einer anderen
Zukunft, seit sie sich mit der Situation im Land auseinandergesetzt hat. Sie
wird bei einer Protestaktion gegen den Präsidenten festgenommen und trifft eine
folgenschwere Entscheidung.
Der Roman beleuchtet die Situation in Angola sowohl der letzten
Jahrzehnte als auch heute. Er spielt sich im wohlhabenderen Umfeld ab und
thematisiert vor allem die politische Situation, während die extreme Armut eher
eine Nebenrolle spielt. Die vergangenen Bürgerkriege und der Traum von echter
Freiheit bewegt die Handelnden. Sie alle haben ein Thema, das sie in besonderem
Maße antreibt: Selbstverwirklichung und Wahrheitssuche, das Aufarbeiten der
Vergangenheit, Klarheit erlangen über den weiteren Weg und selbst ein Zeichen
setzen für eine bessere Zukunft.
Während die Geschichte mehrfach die Perspektive wechselt und durch die
Zeit springt bleibt Daniel der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Dennoch fiel
es mir immer wieder schwer, den roten Faden zu finden, denn die Kapitel hängen
nur lose zusammen und die Handlung bewegt sich mal hierhin, mal dorthin. Dabei
sammelt man als Leser Informationen, die man selbst zusammensetzen muss, um
einen Blick aufs große Ganze zu erhaschen. Die Geschichte steckt voller
Symbolik, die sich mir nur langsam erschloss. Insgesamt fand ich den Ansatz
spannend, sich über das Thema Träume mit der politischen und gesellschaftlichen
Lage in Angola zu beschäftigen!