Rezension von Ingrid Eßer
*Werbung*
Titel: Eine irische Familiengeschichte
Autor: Graham Norton
Übersetzerin: Silke Jellinghaus
Erscheinungsdatum: 26.03.2019
Verlag: Rowohlt (Link zur Buchseite des Verlags)
ISBN: 9783463408203
------------------------------------------------------------------------
Das Cover des Romans „Eine irische Familiengeschichte“ von
Graham Norton lässt ahnen, in welch einzigartiger, aber auch abgeschiedener
Landschaft ein Teil der Erzählung spielt. Wie der Titel bereits andeutet,
umfasst die Schilderung Ereignisse über mehrere Jahrzehnte hinweg. Sie beginnt
in dem kleinen fiktiven irischen Ort Buncarragh, der nördlich von Kilkenny
liegt. Hier ist die Protagonistin Elizabeth Keane aufgewachsen.
Elizabeth kommt nach dem Tod ihrer Mutter Patricia nach
Irland zurück, um dort den Nachlass ihrer Mutter zu regeln. Sie lebt seit
vielen Jahren in New York als Dozentin an der Universität, ist geschieden und
hat einen 17-jährigen Sohn. Beim Stöbern im Haus ihrer Mutter findet sie Briefe
an den ihr unbekannten Vater Edward aus einer Zeit vor ihrer Geburt. Sie
erinnert sich nicht an ihn. Patricia hat ihr erzählt, dass er starb, als sie
noch ein kleines Kind war. Das Testament ihrer Mutter birgt eine Überraschung,
denn sie wird Besitzerin des Anwesens von Edward in Muirinish, dem sogenannten
„Castle House“, das auf einer Klippe am Rand der Keltischen See steht.
Elizabeth macht sich auf die Suche nach den Hintergründen der Briefe und lernt
dabei mehr über die schwierige Beziehung ihrer Eltern zueinander.
Graham Norton erzählt eine berührende Geschichte über zwei
Zeitebenen. Gleich zu Beginn machte er mich neugierig mit einer Begebenheit,
aus der sich bereits das Spannungsverhältnis von Edward zu seiner bei ihm lebenden
Mutter herauslesen lässt. Die Abfahrt eines Krankenwagens ließ mich nichts
Gutes ahnen. Es dauerte sehr lange, bis ich die Szene in den Kontext der
Erzählung einordnen konnte. Bis dahin lernte ich abwechslungsreich gestaltete
Charaktere in einem Roman voller Tragik kennen. In der Vergangenheit kämpft der
arglose Edward um die Gunst von Patricia, die ihr Leben bisher der Pflege ihrer
kranken Mutter gewidmet hat. Doch die weiteren Jahre ihres 32-jährigen Lebens
möchte sie nun nach deren Tod an der Seite eines Ehemanns verbringen.
Die Bekanntschaft mit Patricia führt Edward die
Schwierigkeit im Zusammenleben mit seiner Mutter, die die Schatten der
Vergangenheit nicht ablegen kann, vor Augen und veranlasst ihn zu einer Überreaktion.
Manche Geschehnisse zum damaligen Zeitpunkt erschienen mir ein wenig überzogen.
In der Gegenwart verfolgte ich die Suche von Elizabeth nach den Geheimnissen
ihrer Eltern, die mich durch ständige Wechsel der zeitlichen Perspektive
ungeduldig auf die Auflösung warten ließ. In einer Nebenhandlung erzeugt der
Autor rund um den Sohn von Elizabeth eine weitere bewegende Story.
„Eine irische Familiengeschichte“ von Graham Norton ist eine
Erzählung voller Drama über Liebe, Hass, Trauer und verpassten Chancen, die vor
der grünen irischen Landschaft mit schroffen Steilküsten spielt und mich gut
unterhalten hat. Gerne empfehle ich den Roman an Leser von bewegenden Büchern
mit Familiengeheimnissen weiter.