Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Goldschatz
Autorin: Ingrid Noll
Erscheinungsdatum: 27.02.2019
Verlag: Diogenes (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Leineneinband mit Schutzumschlag
ISBN: 9783257070545
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Einen „Goldschatz“ findet die Ich-Erzählerin und
Protagonistin Trixie im gleichnamigen Roman von Ingrid Noll. Sie schildert in
ihrer Geschichte, wie es dazu kam und zu welchen Verwicklungen der Fund führt.
Verliebt und ein wenig verlegen wirkt die junge Frau auf dem Ausschnitt eines
Gemäldes des französischen Malers Boulet, das auf dem Cover zu sehen ist. Auch
die Hauptfigur des Romans ist verliebt und lässt sich auf ein alternatives Wohnprojekt
ihres Freunds ein, ohne über weitere Konsequenzen länger nachzudenken.
Trixie studiert Heidelberg mit dem Ziel, Sonderschullehrerin
zu werden. Sie gehört zum Klub „Gegenstrom“, den ihr Freund Henry mit einigen
Freunden gegründet hat. Die Mitglieder stellen sich bewusst gegen übertriebenen
Konsum und wenden sich hin zur Wiederverwertung von Sachen. Die Eltern von
Trixie haben gerade ein marodes Bauernhaus in Mannheim von einer Tante geerbt.
Trixie kommt die Idee hier eine Wohngemeinschaft mit Henry und weiteren
Freunden und Bekannten zu gründen. Geld zum Renovieren ist keines vorhanden.
Doch beim Aufräumen der Hinterlassenschaft finden die Trixie und ihre Freundin
Saskia einen Sack mit Münzen. Der Schatz weckt Begehrlichkeiten, die über die notwendigen Anschaffungen für
Reparaturen hinausgehen. Doch dann ist der Schatz genauso schnell wieder verschwunden,
wie er gefunden wurde. Ein alter Nachbar, der den Hausgenossen mit Misstrauen
begegnet, scheint in das Verschwinden involviert zu sein. Der Beginn einer Jagd
nach dem Schatz ist damit gelegt.
Ingrid Noll widmet sich in ihrem neuen Roman dem Trend der
Nachhaltigkeit. Auf den ersten Seiten des Buchs weist sie auf den Umstand hin,
dass es heute ein dringendes Bedürfnis der Generation Z nach Sicherheit zu
geben scheint. Ebenso mangelt es den jungen Leuten aber an der Aufmüpfigkeit
der vorigen Altersgruppen, die konsequent bestimmte Ziele verfolgten. Kritisch
schaut sie auf die Möglichkeit durch Konsumverzicht ein neues gemeinsames
Interesse zu schaffen. Geschickt spielt die Autorin mit materiellen Anreizen, die bei mir schnell
die Frage aufwarfen, wie lange ihre Figuren dem schnöden Mammon widerstehen
können. Natürlich wollte ich wissen, zu welchen Maßnahmen sie greifen werden,
um in seinen Besitz zu kommen und ob sie dabei ihre Vorsätze gelinde vergessen
oder sich diese in ihrem Sinne zurechtbiegen werden. Nach einem gelungenen
Start der Hausgemeinschaft kommt es recht bald zu der Andeutung auf mögliche
Funde im alten Gerümpel, jedoch noch ohne spezifische Benennung. Dadurch wird
die Spannung sachte aufgebaut und hält bis zum Ende an. Wie sich erst spät und
nach vielen Wendungen herausstellt, verbirgt sich hinter dem Fund des Münzbeutels
ein mörderisches Geheimnis.
Auch diesmal erzählt die Autorin mit ihrem typischen
sarkastisch lakonischen Stil und spielt mit zwischenmenschlichen Beziehungen.
Sie schildert Situationen, in die die Handelnden scheinbar zufällig geraten und
von ihren Gefühlen getrieben werden, wodurch es manchmal zu spontanen, nicht
beabsichtigen Reaktionen kommt, die bitterböse sein können. Ingrid Noll
vermittelt gerne den Eindruck der Schuldlosigkeit ihrer Figuren, die trotz
ihrer verschlagenen Art sympathisch bleiben.
Mit „Goldschatz“ hat Ingrid Noll wieder einen kurzweiligen
Roman geschrieben. Meisterhaft führt sie dem Leser vor Augen, welche Reize ein
greifbares Vermögen bietet und wie rasch alle Vorsätze abgelegt werden, es zu
verwenden. Das Buch ist für jeden Fan der Autorin ein „Muss“ und gerne gebe ich
auch an alle anderen eine uneingeschränkte Leseempfehlung.